Donnerstag, 13. Juli 2023

Parfums, die ich nicht ausstehen kann (Nachtrag: Oder doch?)

Viele lassen sich bei YouTube & Co. inspirieren und sammeln Flakons beliebter Eau de Parfums, Eau de Toilettes & Co. Seit ein paar Monaten teste ich an mir, ob man mit den Empfehlungen in Social Media Parfums & Co. finden kann, die zu einem passen und mit denen man sich wohlfühlt. Das hat bisher ganz gut geklappt, siehe Parfums kaufen nach YouTuber-Empfehlungen/Selbsttest 1 und Parfums & Co. ohne Ausprobieren nach YouTuber-Empfehlungen kaufen - zweiter Selbsttest (Blind Buy Perfume Hauls). Ein paar Mal habe ich allerdings danebengegriffen, dachte ich jedenfalls, und habe eine kleine Liste mit Parfüms, die ich hasse beziehungsweise nicht sehr mag. Das war im Winter 2922/2024. Doch als ich die Parfums dann im Sommer noch einmal ausprobierte, habe ich meine Meinung bei einigen geändert. Fazit: Parfumvorlieben sind sehr von der Jahreszeit und den Temperaturen abhängig.(aktualisiert am 13.7.2023)

Von über 40 Düften sind es gerade mal vier, die ich an mir ziemlich grauenhaft finde. Aber selbst die habe ich noch nicht ganz aufgegeben. (Spoiler: zwei von den vieren mag ich jetzt im Sommer)
Fehlkäufe gab es gelegentlich auch schon vor Social Media, denn ein Duft kann sich auf der eigenen Haut und bei längerem Tragen anders entwickeln als man erwartet oder an jemand anderes bewundert hat. Auch durch hormonelle Umstellungen (Zyklus, Schwangerschaft, Menopause) können sich die Duftvorlieben verändern. Und natürlich habe ich schon häufig Düfte gerochen, die ich nicht mochte - im Geschäft oder an anderen Personen, doch die habe ich natürlich nicht gekauft, mir meist nicht einmal den Namen gemerkt. Und von Düften, die ich als lieb gemeintes Geschenk bekam, möchte ich lieber nicht reden, da fokussiere ich auf die gute Absicht.

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Meine Düfte des Grauens

Ich nenne sie Düfte des Grauens, denn ich hatte mich auf sie gefreut, doch nach dem Auspacken der Lieferung und dem Aufsprühen auf die Haut stellte ich fest, dass sie in der Realität anders waren, als erhofft (und natürlich ärgerte ich mich, dass ich Geld zum Fenster hinausgeworfen hatte).

Hier nun die vier Düfte, die mir in meiner Kollektion am wenigsten gefallen. Diese Düfte sind nicht schlecht, nur weil ich ihnen eine schlechte Wertung gebe. Es gibt viele andere ParfümliebhaberInnen, die sie wirklich lieben. Das ist geradezu ein Phänomen bei Düften: Jeder Normalmensch (im Sinne von parfumliebende Person ohne Parfumeurausbildung) riecht etwas anderes und bewertet das, was er/sie riecht dann auch noch nach seinen persönlichen Vorlieben, Kenntnissen und Kriterien. Beispielsweise landet bei Umfragen in den sozialen Netzen der exklusive Unisex-Duft Baccarat Rouge 540 von Maison Francis Kurkdjian an der Spitze sowohl der beliebtesten als auch der unbeliebtesten Parfums - denn die einen riechen süße Wonnen und rauchige Noten, die anderen rümpfen die Nase: Das riecht ja nach Zahnarztpraxis. Man kann sich also nicht wirklich auf eine einzelne Empfehlung stützen - selbst wenn man bei einem Duft geschmacklich übereinstimmt, kann das beim nächsten ganz anders sein.

Die folgenden vier Düfte treffen meinen persönlichen Geschmack, zumindest derzeit, nicht.

Platz 1 - diesen Duft mag ich am wenigsten:
Jennifer Lopez: Miami Glow EDP (0-4/10)

Jennifer Lopez: Miami Glow EDP
Ich wollte ihn mögen, aber Miami Glow von Jennifer Lopez ist mein Duft nicht. Übrigens: Celebrity-Düfte finde ich beispielsweise bei Otto Düfte*

Mein erster Eindruck von Miami Glow war, als hätte man mir das Gehirn durch die Nase verätzt, zu stark und stechend. Danach war meine Duftwahrnehmung für ein paar Minuten gestört. Aber obwohl sich mir die Haare aufstellten, sprühte ich den Duft wenig später auf meine Handgelenke, den Hals und auf die Kleidung – vielleicht würde ich die Komposition verstehen, wenn der Duft mit dem Trocknen auf der Haut erträglicher geworden wäre, schließlich schwärmten so viele YouTuberInnen und ReviewerInnen bei fragrantica.com davon.

Aber es wurde nicht besser und ich wäre am liebsten vor mir selbst mit meiner Miami-Glow-Duftwolke davongelaufen. Mein erstes Urteil: 0 Punkte von 10!

Der Flakon bekam erst einmal den hintersten Platz im Regal.

Aber ich wollte nicht so schnell aufgeben – es war vielleicht eine gewissen Gewöhnung nötig, dachte ich. Nach einer Pause von einigen Tagen versuchte ich also das Gleiche noch einmal, dann noch einmal, und dann noch einmal. An manchen Tagen war es besser als an anderen, aber es entstand keine Liebe.

Duftzusammensetzung laut fragrantica.com:
Kopfnoten: Passionsfrucht, Kokosmilch, Pinke Grapefruit.
Herznoten: Orangenblüte, Cyclamen, Heliotrop.
Basisnoten: Vanille, Moschus, Amber.

Ich weiß nicht genau, was in der Duftkomposition meine Nase überfordert, denn die Einzelteile klingen gut. Und es ist auch nicht der ganze Duft, der mich abstößt, der aber von den meisten als Sommer- und Beachparty-Duft eingestuft und genossen wird. Ich vermute, dass es eine bestimmte Kombination von Passionsfrucht, Kokosmilch, Cyclamen und eventuell Heliotrop ist, die bei mir eher einen Fluchtreflex und den Wunsch nach einem Sprung ins Wasser auslöst.

Ein paar Wochen später, habe ich einen Weg gefunden, wie ich den Duft einigermaßen ertragen kann. Es ist bei mir wenigstens zum Teil eine Frage der Dosis. Daher sprühe ich inzwischen nur ein bis zwei Sprühstöße auf ein Stück Baumwollstoff und betupfe damit schnell die Handgelenke oder die Armbeugen, die Kniebeugen und schließlich den Stoff meiner Kleidung - dort, wo ich einen Hauch des Duftes haben möchte. Bei Bedarf kann man das wiederholen.

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Mit dem Verfahren lässt sich die Intensität langsam aufbauen, wenn man möchte – aber ich mochte nicht wirklich. Immerhin bewertete ich den Duft je nach Tagesform inzwischen mit 0 bis 4 Punkten von 10. Ich nahm mir aber vor, das Parfüm im nächsten Frühjahr/Sommer noch einmal mit frischer Nase ausprobieren.

Einschub: Gerade lese ich, dass die NutzerInnen von fragrantica.com den Duft "Libre Le Parfum" von Yves Saint Laurent (YSL) zum besten Parfum des Jahres 2022 gewählt haben. Dann liege ich also nicht grundsätzlich abseits vom "allgemeinen Geschmack", denn ich habe die Eau-de-Parfum-Version von YSL Libre INTENSE an die Spitze meiner persönlichen Parfum-Top-Ten gesetzt.

Nachtrag am 11.07.2023
Inzwischen habe ich Miami Glow bei Sommerhitze mit Temperaturen um und über 30 °C ausprobiert und plötzlich gefiel mir dieser Duft von Jennifer Lopez. Drei Faktoren dürften dabei eine Rolle spielen: Sommer-Feeling, Gewöhnung an die mir neue Duftkomposition mit Beach Vibes, und ich hatte mit Sommerdüften 2023 von Sol de Janeiro vorgesprüht (je nach Tageslaune entweder mit When in Rio oder mit Bikini Season). So ist meine persönliche Wertung inzwischen auf 6,5/10 Punkten gestiegen.

Platz 2
Chanel: Chanel No 5 EDT (0-4/10)

Chanel No 5 EDT
Der animalische Unterton ("Großkatzengehege") verdirbt mir den Genuss völlig. Aber auch ohne den ist mir der Duft zu altmodisch (dabei bin ich alt nach Jahren, was werden erst junge Menschen von diesem Parfum halten).


Chanel No 5 habe ich als Supermini-Flakon für Beautyfotos als Requisite gekauft, denn der Name steht für klassische, gehobene Mode und Parfümkultur. Genau das, Eleganz und Klasse aus dem Hause Chanel, habe ich erwartet, und sie war auch da – aber gepaart mit dem Duftvibe einer älteren Dame und einem Duftbeiklang, der an das Großkatzenhaus im Zoo erinnert - das kann man auch nicht mit "Vintage" schönreden.

Das hatte ich nicht erwartet, sondern damit gerechnet, dass mir der berühmte Duft gefällt und ich mir dann einen kleinen Normal-Flakon für besondere Gelegenheiten leisten würde. Doch nun steht die Miniaturflasche als Staubfänger herum, bis ich sie vielleicht wegen ihres bekannten Namens wieder für ein Foto gebrauchen kann.

Anlässlich meiner von YouTube-Trends inspirierten Beauty- und Duftreise, versuchte ich herauszufinden, was genau mich abstößt: Vor allem ist es die animalische Note, aber auch die Komposition an sich ist aus einer anderen Zeit. Ich will aber nicht ausschließen, dass ich bei Ebay einem Anbieter von Fake-Parfums aufgesessen bin und der Duft nicht dem Original entspricht.

Als ich bei fragrantica.com die Duftzusammensetzung recherchierte, sah ich, dass tatsächlich Zibet ein Bestandteil der Basisnote ist (oder war).

Duftzusammensetzung:
Kopfnoten: Aldehyde, Ylang-Ylang, Neroli, Amalfi-Zitrone, Bergamotte.
Herznoten: Iris, Jasmin, Rose, Orris-Wurzel, Maiglöckchen.
Basisnoten: Zibet, Sandelholz, Moschus, Eichenmoos, Vetiver, Amber, Vanille, Patchouli.

Was ist Zibet?
Zibet (Civet) ist ein so genannter animalischer Duftstoff. Bei Zibet handelte es sich ursprünglich um ein übelriechendes Sekret in den Perianaldrüsen von Zibetkatzen, welches sie zur Markierung ihres Reviers nutzen. Das Sekret besteht aus Fett, Zibeton, Indol, Skatol, Dimethylindol und Buttersäure. Da Zibet in starker Verdünnung jedoch angenehm moschusartig riecht, wurde/wird es anscheinend seit alters her in der Parfumherstellung verwendet. Da die Haltung der Tiere und die „Ernte“ des Zibet grausam sind, wird bei uns heute aus Tierschutzgründen statt des natürlichen Zibet synthetisches Zibeton verwendet (so wie auch Moschus durch synthetische oder pflanzliche Äquivalente ersetzt wird).


Ich persönlich kann gerne ganz auf die Zibet-Note verzichten beziehungsweise muss sie auf eine nicht bewusst wahrnehmbare Konzentration verdünnt oder anders versteckt werden. Fazit: Chanel No 5 EDT und ich werden in der Formulierung wie in meinem Mini sicher keine Freunde.

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Platz 3
Prada Amber EDP (0-4/10)

Dieses Parfum habe ich aufgrund einer Namensverwechslung gekauft. Mir persönlich ist der Duft von Prada Amber EDP im Gegensatz zu dem von Prada L'Eau Ambree zu maskulin.


Dieses Parfüm habe ich versehentlich statt Prada L'Eau Ambree gekauft, das ich früher hatte und sehr mochte, bis es leider aufgebraucht war. Dieses mag ich nicht - nicht als Parfüm und nicht mal als Raumduft. Tatsächlich habe ich einige Zeit gebraucht, bis mir klar wurde, dass dies ein anderer Duft ist. Ich dachte, die Formulierung meines alten Lieblingsduftes sei geändert worden oder ich sei einer Produktfälschung aufgesessen. Ich bin mir allerdings auch jetzt nicht sicher, ob mein Prada Amber EDP tatsächlich eine Originalformulierung von Prada ist, denn es riecht maskuliner, als ich nach den angegebenen Duftkomponenten erwarten würde. 

Duftkomposition laut fragrantica.com (bin verwirrt, denn ich finde den Duft dort inzwischen nicht mehr):
Kopfnoten: Estragon (Tarragon), Grüne Noten, Bergamotte, Fruchtnoten.
Herznoten: Honig, Nelke, Ylang-Ylang, Jasmin, Rose.
Basisnoten: Patschuli, Amber, Benzoin, Sandelholz, Vanille, Eichenmoos, Moschus.

Duftnoten laut parfumo.de:
Kopfnote: Bergamotte, Bitterorange, Mandarine, Mimose.
Herznote: Patchouli, Rose.
Basisnote: Harze, Labdanum, Sandelholz, Tonkabohne, Vanille.

Weder rieche ich Jasmin, Rose, Honig oder Vanille noch die Zitrusnoten und die Mimose, die Perfumo angibt, sondern fast ausschließlich Amber und Holznoten. Ich versuche derzeit, dem Duft mit Layering (Kombinieren durch Übersprühen) mit feminineren Düften noch etwas abzugewinnen. Wie man an meiner Bewertung sieht, habe ich damit bisher nicht viel Erfolg. Es gibt aber viele Menschen, die den Duft so lieben, wie er ist. Es ist also reine Geschmacksache und vermutlich gar nicht fair, dass er bei mir durchfällt.

Platz 4
Lancôme La Vie Est Belle Soleil Cristal (4-6/10)

Dieser Flakon ist einfach zu niedlich. Ein Parfum in dieser Flasche sollte Attitude heißen, finde ich. Und ein wenig anders riechen? Ich arbeite noch daran, auch den Duft lieben zu lernen.


Zum Glück hatte ich von diesem Duft nur einen 15-ml-Flakon bestellt, wenn auch mit viel Zuversicht, denn irgendein Review hatte mir viel Lust auf den Duft gemacht. Leider gefiel er mir zunächst überhaupt nicht, er enthielt für mich eine ähnliche Komponente wie Miami Glow, die mir die Freude am wundervollen Rest des Duftes einfach vermiest. Ich vermute, es ist die Kokosnote in Kombination mit einer oder mehreren der blumigen und fruchtigen Noten. Dabei mag ich Kokos in anderen Düften, beispielsweise in Dolce & Gabbana The Only One EdP INTENSE oder in Ariana Grande Cloud EdP (welches übrigens vielen als gelungenes Dupe für Baccarat Rouge 540 von Maison Francis Kurkdjian gilt). Noch lieber mag ich Kokos nur in Pina Colada und in Thaicurry.

Duftkomposition:
Kopfnoten: Mandarin-Orange, Rosa Pfeffer, Bergamotte.
Herznoten: Ylang-Ylang, Iris, Orangenblüte, Jasmin.
Basisnoten: Kokos, Vanille, Patschuli.

Doch wie schon bei Miami Glow wollte ich nicht so schnell aufgeben. Also probierte ich den Duft wieder und wieder, teils im direkten Vergleich zu Miami Glow - zur Abhärtung und um meine Nase zu trainieren. Ich mochte Lancôme La Vie Est Belle Soleil Cristal mit der Zeit etwas lieber, auch lieber als Miami Glow, aber ich kann mich nicht mit dem Duft identifizieren, jedenfalls nicht die ersten 10 Stunden nach dem Auftragen - es fühlt sich an, als hätte ich etwas an, das nicht zu mir passt. Der Duft La Vie Est Belle Soleil Cristal hält übrigens viel länger als Miami Glow, und das, was von ihm am nächsten Morgen noch auf meiner Haut zu erschnuppern ist, rieche ich tatsächlich sehr gerne - ein Hauch von gepflegter Eleganz, die es nicht nötig hat, sich aufzudrängen oder anzugeben, die einfach ein Teil der Attitüde ist. Ich nahm mir aber vor, weiter daran arbeiten, mich mit dem Duft anzufreunden.

Nachtrag am 13.07.2023:
Ich habe den Duft nach einigen Wochen Pause im Sommer erneut ausprobiert und siehe da: Wie bei Miami Glow gefiel mir auch dieser Sonnen-Duft bei Sommerwetter plötzlich viel besser. Auch hier dürften neben Sonnenschein, sommerlichen Temperaturen bis um die 30 °C und dem allgemeinen Sommerfeeling auch die Gewöhnung an die Komposition eine Rolle gespielt haben. Meine neue Bewertung: 6,5 - 7/10.

Und abgesehen vom Duft finde ich die kleine, aber elegante Flasche mit dem zur Seite wehendem "Halstuch" einfach zu niedlich, um sie zu verstecken.

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Über mich

Düfte liebe ich seit meiner Jugend. Zuerst die Parfums meiner Mutter – Kostbarkeiten, die sie, wie damals üblich, von ihrem Mann/meinem Vater zum Geburtstag oder zu Weihnachten geschenkt bekam (ansonsten wurde bei uns an jeder Ecke gespart, meine Eltern nutzten die Wirtschaftswunderzeit, sich aus dem finanziellen Nichts heraus etwas aufzubauen). Mehr in Berührung mit Düften kam ich während meiner ersten Ausbildung zur Einzelhandelskauffrau, deren praktischen Teil ich in der Parfümerieabteilung einer Kaufhauskette machte. Ich erinnere mich aber nur an zwei meiner Lieblingsdüfte aus dieser Zeit: Myrurgia „Maderas de Oriente“ (Perfume de Tocador) und Rochas "Femme" bzw. das "Madame Rochas" meiner Mutter. Im weiteren Leben und mit neuen Ausbildungen und Berufen (Gartenbau-Ingenieurin, Technikredakteurin und anderes) befasste ich mich nur zu meinem privaten Vergnügen mit Düften – mal mehr und mal weniger intensiv. Zu der Zeit hatte ich selten mehr als etwa 3 bis 5 Parfums gleichzeitig.

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Bei meiner Suche nach Trends, die bestimmt auch zu uns nach Europa herüberschwappen würden, beobachtete ich seit längerer Zeit in amerikanischen bzw. englischsprachigen sozialen Netzen aus dem Augenwinkel, wie das Interesse an allen Arten Duftthemen wuchs und immer mehr YouTube-Kanäle zu Duftthemen um die Aufmerksamkeit möglicher Zuschauer warben. Ich ließ mich darauf ein, verfolgte Kanäle zu preisgünstigen, Designer-, Nischen-, und Luxusparfums und beschreibe meine Erfahrungen dazu aus Verbrauchersicht. Ich bearbeite aber auch andere Themen in diesem und anderen Blogs sowie für Zeitschriften und zu manchen schreibe ich Bücher.

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Sonntag, 28. Mai 2023

Hält der Duft Yum Pistachio Gelato von Kayali, was der Hype verspricht?

Der neue Duft von Kayali heißt korrekt Yum Pistachio Gelato | 33 Eau de Parfum Intense. Er wird seit ein paar Wochen beworben und von Content-Creatern bei YouTube, Instagram, TikTok & Co. vorgestellt und von einigen regelrecht gehyped. Ich wollte wissen, ob der Duft hält, was die Werbung, die ReviewerInnen und die veröffentlichten Duftnoten versprechen, und habe ihn gekauft. Mein Fazit nach ausgiebigen Tests: Meine Erwartungen wurden enttäuscht, aber…! (Meinungsbeitrag, Werbung wegen Markennennung, ohne Gegenleistung, alles selbst bezahlt).

Meiner Meinung nach ist Yum Pistachio Gelato | 33 Eau de Parfum Intense von Kayali kein Blind Buy - vor allem, wenn man sich auf einen intensiven gourmandigen Duft freut. Doch es lohnt sich meiner Meinung nach, ihn kennenzulernen. (Im Bild: Reisegröße von Yum Pistachio Gelato mit 10 ml Inhalt, größere Flakons sind pastellgrün.)
Die Parfümmarke Kayali wurde 2018 von Mona Kattan gegründet und gehört zu Huda Beauty, der Beauty-Marke, die ihre Schwester Huda 2013 gegründet hat. Zur Schaffung der Kayali-Düfte (cruelty-free) arbeitet Mona mit bekannten ParfümeurInnen zusammen. Die Parfums werden in Frankreich hergestellt. Kayali’s neuester Duft heißt Yum Pistachio Gelato|33 Eau de Parfum Intense, wobei die 33 für die Anzahl der Formulierungen stehen soll, die nötig waren, bis man den gewünschten Duft geschaffen hatte. (Kürzlich war Mona Kattan, die in Dubai lebt, auf Vorstellungstour ihrer Düfte und besuchte überraschend den versierten Parfum-Reviewer The Perfume Guy in San Francisco/Kaliornien (USA).

Durch die Anpreisungen vor allem bei YouTube neugierig geworden, habe ich mir eine Reisegröße des Duftes Yum Pistachio Gelato | 33 online bei Sephora gekauft (10 ml für 27,95 Euro).

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Beschrieben wird der Duft auf der deutschen Website der internationalen Parfümeriekette Sephora (Hauptsitz in Paris/Frankreich) so: "Yum Pistachio Gelato | 33 Eau de Parfum Intense ist eine köstliche Explosion von unwiderstehlichen Gourmand-Noten: Pistazie, sinnliche Schlagsahne, geröstete Haselnuss, milder Rum, luftiger Eibisch, säuerliche Zuckerwatte." Auf Pistazie, Schlagsahne, geröstete Haselnuss und Zuckerwatte habe ich mich gefreut (wobei mich der Gedanke an „säuerlich“ im Zusammenhang mit Zuckerwatte verunsichert, besser wäre vielleicht der Ausdruck "Zuckerwatte mit Fruchtaroma" gewesen).

Die Parfümeure, die Yum Pistachio Gelato | 33 geschaffen haben, sind laut fragrantica.com Olivier Cresp and Sebastien Cresp. Die enthaltenen Duftkomponenten werden bei Sephora.de folgendermaßen gelistet:

Kopfnote: Italienische Bergamotte, Gelato mit Pistazie, Haselnuss, Milder Rum, Kardamom.
Herznote: Geranie, Weiße Pfingstrose, Maiglöckchen, Jasmin, Himbeere, Weißer Pfirsich, Birne.
Basisnote: Schlagsahne, Eibisch, Zuckerwatte, Lokum-Akkord ("Türkischer Honig", "Turkish Delight"), Kakao, Zedernholz, Sandelholz, Tonka.

Laut fragrantika sind die Hauptakkorde, welche die Plattform-NutzerInnen wahrnehmen, vor allem Süße, Holznoten, Vanille, Pudrigkeit und Nussigkeit. Das hörte sich für mich alles vielversprechend an.

Meine persönlichen Erfahrungen und Eindrücke mit Yum Pistachio Gelato | 33 Eau de Parfum Intense von Kayali

Yum Pistachio Gelato | 33 Eau de Parfum Intense von Kayali: Reisegröße mit 10 ml Inhalt.
Erster und zweiter Versuch
Bei meinen ersten Riechproben auf meiner Haut konnte ich den Duft gar nicht einordnen – weder die Komponenten der Kopfnote, noch die weitere Entwicklung oder den Dry-down von Yum Pistachio Gelato. Wo sind die Pistazien, wo die Nüsse, wo die Eiscreme? Nicht da, jedenfalls für meine (zugegeben wenig trainierte) Nase nicht wahrnehmbar! Aber abgesehen davon, dass ich die erwarteten Komponenten überhaupt nicht roch: Wie gefiel mir das Unerwartete, überraschte es positiv? War es yummy?

Bei jedem der ersten Versuche war ich hin und hergerissen, es war eine Geruchskonfusion zwischen "wunderbar" und "etwas abstoßender Friseursalonduft" – irgendwie vertraut, aber nicht geliebt -, dann im nächsten Moment fand ich den Duft plötzlich doch "irgendwie einnehmend", um kurz danach wieder auf "eher unangenehmer Friseursalonduft" zurückzufallen (vielleicht ist es das Sandelholz, das mich in manchen Momenten an das Rasier- oder Haarwasser meines Opas erinnert). Jedenfalls fand ich den Duft von Yum Pistachio Gelato die ersten Tage nicht "yummy", nicht "gourmandig", nicht betörend und überhaupt nicht interessant. Ich war hin- und hergerissen zwischen Enttäuschung wegen geweckter, aber nicht erfüllter Erwartungen sowie den negativen und den wenigen positiv empfundenen Duftmomenten.

Der dritte Versuch brachte Neues
Dieses Mal testete ich den Duft nachts im Bett im Dunkeln, um mich besser auf die Duftentwicklung auf meiner Haut und die Komponenten konzentrieren zu können! Und ganz unerwartet eröffnete Yum Pistachio Gelato | 33 dieses Mal dieses Mal wunderbar zitrisch frisch, wurde dann weich und cremig sanft, Blumen- und Fruchtnoten tauchten auf. Wundervoll! Mit diesem Duft waren meine Nase und ich einverstanden!

Bei weiteren Tests kamen zwar ab und zu wieder für Momente die alten Assoziationen auf, doch wuchs mir der Duft langsam ans Herz. Pistazie, geröstete Nüsse, wie ich sie beispielsweise von den Sol de Janeiro Cheirosas Body Mists kenne und liebe, rieche ich bis heute bei Yum Pistachio Gelato | 33 von Kayali nicht heraus, ebenso wenig Rum, dafür aber einen fruchtigen Zuckerwatte-Lokum-Duftmix, der mich an Sol de Janeiro's Cheirosa '68 und Fruchtkaubonbons aus der Kindheit erinnert.

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Wieso der Zusatz Intense?
Oft erhalten Flanker (Variationen) eines Duftes den Zusatz Intense, wenn dieser reicher als das Original an Vanille, Gewürzen und/oder anderen Komponenten ist. Warum Yum Pistachio Gelato in den Online-Shops den Zusatz Intense hat, erschließt sich mir nicht - es gibt nur den einen Duft unter dem Namen "Yum Pistachio Gelato" und dieses Eau de Parfum (EDP) scheint mir von der Projektion, Sillage und Longvity nicht intensiver zu sein als andere EDP, gefühlt sogar eher weniger intensiv als viele. (Erläuterung: Projektion sagt aus, wie viel Raum der Duft um eine stehende, beduftete Person einnimmt; Sillage ist die Intensität der Duftspur einer sich bewegenden Person, Longevity beschreibt, wie lange der Duft anhält.)

Mein Fazit

Yum Pistachio Gelato | 33 von Kayali ist nicht, was ich erwartet habe. Doch gewinnt der Duft seit dem dritten Versuch von Mal zu Mal ein bisschen mehr meiner Sympathie. Ich empfinde den Duft heute nach der kurzen, erfrischend zitrischen Phase als sanft, cremig, fruchtig, leicht und wohlriechend, dabei nicht Raum einnehmend oder Aufmerksamkeit heischend. Für mich ist er daher ein schöner Frühlings- und Sommerduft vor allem für tagsüber. Ich persönlich mag den Duft inzwischen (meistens), bin aber (noch) nicht über beide Ohren verliebt. Daher bewerte ich ihn aktuell mit 6,5-7,5/10. Der Duft ist meiner Meinung nach kein Blind Buy, jedenfalls nicht einer großen, teuren Flasche, denn er entwickelt sich auf der Haut der Tragenden unterschiedlich und es braucht etwas Zeit, ihn kennenzulernen. Nicht jeder mag die Kombination aus Zitrusfrische, Blumigkeit, Fruchtnoten und Gourmandnoten (so man sie denn riecht).

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Dienstag, 23. Mai 2023

Von guten und bösen Fetten und Ölen, gehärteten Fetten, Trans-Fettsäuren – was soll man essen, was nicht?


Das Öl aus Sonnenblumenkernen ist reich
an ungesättigten Fettsäuren (speziell Linolsäure).
Vor einigen Jahrzehnten, als man begann, sich Sorgen wegen der zunehmenden Verbreitung von Adipositas (BMI-Rechner), Herz- und Kreislauferkrankungen in den sogenannten entwickelten Ländern zu machen, machte man das Fett in Lebensmitteln dafür verantwortlich. Plötzlich war Fett grundsätzlich schädlich und dick machend, denn Fett jeder Art enthält mit 9 Kilokalorien pro Gramm relativ viele Kalorien. Prompt wurden fettarme "Light"-Produkte (oft mit erhöhtem Zuckergehalt, weil der Geschmacksträger Fett wegfiel), fettlose Diätprodukte und Diäten ohne Fett entwickelt.

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Dann wurde bekannt, dass manche in Ölen enthaltene Fettsäuren essentiell sind: Der Körper braucht sie und kann sie nicht selbst herstellen – dazu gehören vor allem Linolsäure und Alpha-Linolensäure, zwei mehrfach ungesättigte Fettsäuren. Also schloss man Öle, die mehrfach ungesättigte Fettsäuren zur Ernährung beitragen, von dieser Fettverbannung aus. Mehrfach ungesättigte Fettsäuren sind beispielsweise in Pflanzenölen wie Traubenkernöl, Sonnenblumenöl, Distelöl, Walnussöl, Rapsöl, Leinöl (reich an Linolensäure), Sojaöl, aber auch in fetten Seefischen wie Lachs und Makrele enthalten.

Bald danach passierte das Gleiche mit den einfach ungesättigten Fettsäuren, auch sie seien gesund, man denke nur an das gute Olivenöl, das die Mittelmeeranwohner offenbar so gesund und (manche) schlank hält. 

Gesättigte Fettsäuren, wie sie beispielsweise in tierischen Produkten vorkommen, gelten zwar bis heute nicht als besonders wichtig, aber auch nicht als schädlich, abgesehen davon, dass sie eben wie alle Fette und Öle viele Kalorien enthalten, die man verbrauchen muss, wenn sie nicht auf den Hüften landen sollen.

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Inzwischen ist man zu der Erkenntnis gekommen, dass Fette für den menschlichen Körper grundsätzlich wichtig sind, beispielsweise für die Gehirnfunktionen sowie für die Aufnahme fettlöslicher Vitamine. Nur noch noch Transfettsäuren sind jetzt im Visier und gelten als ungesund.

Trans-Fettsäuren gibt es in geringen Mengen natürlich vorkommend in Butter und Milch. Wesentlich höher ist der Gehalt an Trans-Fettsäuren meist in verarbeiteten Lebensmitteln, die gehärtete Fette enthalten.

Warum gibt es gehärtete Fette?
Neben Fetten mit natürlicher Festigkeit wie Kokosfett und Palmkernfett, gibt es gehärtete Fette, die mit einem chemischen Verfahren aus pflanzlichen Ölen hergestellt werden, um Eigenschaften wie Streichfähigkeit von festen Fetten wie Butter oder Schmalz nachzuahmen, um die Haltbarkeit zu verlängern und/oder um Fette mit hoher Erhitzbarkeit (hoher Rauchpunkt) herzustellen.

Wieso sind Trans-Fettsäuren schädlich?
Das Schädliche an den gehärteten Fetten sind die oft enthaltenen oder bei der Erhitzung entstehenden Trans-Fettsäuren. Sie beeinflussen den Fettstoffwechseln negativ: Sie erhöhen den Gehalt an LDL („schlechtes Cholesterin") und senken den Gehalt an HDL („gutes Cholesterin“) im Blut, was längerfristig zu Arteriosklerose und damit zu einem erhöhten Herzinfarkt- und Schlaganfallrisiko beitragen kann.

Welche Lebensmittel können Trans-Fettsäuren enthalten?
Gehärtete Fette und damit Trans-Fettsäuren können enthalten sein in
  • Margarine (durch neue Herstellungsverfahren inzwischen i. d. R. nur noch geringe Anteile Trans-Fettsäuren)
  • Frittierfett, Back- und Bratfette
  • Frittiertem Fastfood
  • Industriell hergestelltem, abgepacktem Gebäck, Zwieback, Pasteten
  • Industriell hergestellten Fertiggerichten (beispielsweise in der Panade, aber auch in Instantsuppen/ Trockensuppen)
  • Frühstücksflocken mit Fettzusatz
  • Erdnussbutter
  • Pommes frites
  • Kartoffelchips
  • Blätterteig etc.

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Warum man manche Pflanzenöle nicht hoch erhitzen soll
Pflanzenöle mit hohem Gehalt an mehrfach ungesättigten Fettsäuren sind sehr wertvoll, solange sie nicht zu hoch erhitzt werden, denn dann werden "gute" Cis-Fettsäuren zu den als schädlich angesehenen Trans-Fettsäuren umgewandelt. Je mehr ungesättigte Fettsäuren ein Öl enthält, desto niedriger ist der Rauchpunkt und desto schlechter ist es für das Braten bei hoher Hitze geeignet. Leinöl und Distelöl sind für die heiße Küche nicht zu empfehlen.

Bei der Auswahl des Pflanzenöles kommt es nicht nur auf den Geschmack an, sondern wie hoch es erhitzt werden soll, denn bei der Erhitzung können einerseits Vitamine verloren gehen, aber vor allem "gute" Cis-Fettsäuren in als schädlich angesehene Trans-Fettsäuren umgewandelt werden. 
Unterschied zwischen kaltgepressten und raffinierten Pflanzenölen
Kaltgepresste Pflanzenöle sind "naturbelassen": Sie sind meist farbig, haben einen typischen Geruch und Geschmack, sind meist nicht sehr lange haltbar und haben manchmal einen niedrigeren Rauchpunkt. Raffinierte Pflanzenöle sind verarbeitet: Sie sind eher klar, geschmacksneutral, geruchsneutral, sind länger haltbar und haben meist einen höheren Rauchpunkt (können höher erhitzt werden, bevor sie anfangen zu rauchen).

Welches Fett oder Öl für was nehmen
  • Kalte Küche (und "Nachwürzen" etwas abgekühlter Speisen)
    Kaltgepresste Pflanzenöle (Rapsöl, Kürbiskernöl - schon ein paar Tropfen verbessern den bunten Salat, Leinsaatöl, Mohnöl, Hanföl etc.), Butter
  • Backen:
    Butter, Butterschmalz, Schweineschmalz/Rindertalg (in Blätterteig, Eigengeschmack muss zum Gericht passen), Kokosfett und Palmkernfett (sind von Natur aus fest)
    Apropos Palmkernfett: Da wegen Anbau und Produktion preisgünstigen Palmkernfettes für Biosprit und die Lebensmittelindustrie unkontrolliert Regenwälder abgeholzt werden, um Palmen-Monokulturen anzulegen, was viele negative Auswirkungen u. a. auf das Klima hat, sollte man meiner Meinung nach auf Produkte mit solchem verzichten, es sei denn es stammt aus kontrolliert nachhaltigem und fairen Bio-Anbau.
  • Braten bei milder Hitze:
    Butter, Butterschmalz, Kokosfett und Palmkernfett (sind von Natur aus fest), raffiniertes Rapsöl
  • Braten bei hoher Hitze:
    Butterschmalz, Schweineschmalz/Rindertalg (Eigengeschmack muss zum Gericht passen), Kokosfett und Palmkernfett (sind von Natur aus fest), raffiniertes Rapsöl, Erdnussöl
  • Frittieren:
    Butterschmalz, Schweineschmalz/Rindertalg (Eigengeschmack muss zum Gericht passen), Kokosfett und Palmkernfett (sind von Natur aus fest), raffiniertes Rapsöl, Erdnussöl
Kaltgepresste Pflanzenöle passen am besten zu bunten Salaten, in Dips und ähnliche kalte Speisen.  
Fazit:
Trans-Fettsäuren müssen in Deutschland zwar auf der Verpackung nicht angegeben werden, aber die Angaben "enthält gehärtete Pflanzenfette" oder "enthält Pflanzenfette, teilweise gehärtet" in der Zutatenliste weisen darauf hin, dass vermutlich Trans-Fettsäuren enthalten sind. Von solchen Lebensmitteln sollte man nur selten und nur kleine Mengen essen. Außerdem ist nicht zu empfehlen, die wertvollen, kaltgepressten Pflanzenöle mit hohem Anteil an mehrfach ungesättigten Fettsäuren zum Braten zu verwenden, dafür eignen sich besser ungehärtete Pflanzenfette und Pflanzenöle mit hohem Rauchpunkt. 

Quellen und weitere Lesetipps

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