Ich wollte das Eau de Parfum (EDP) Angel kennenlernen, nachdem ich viel Lob über diesen Pionierduft der 1990er aus dem Hause Thierry Mugler gehört habe. Allerdings wurde die Formulierung seit dem Übergang an L’Oreal angeblich verändert und verwässert. Ich konnte nur die von mir 2023 bei Douglas gekaufte Version Angel EDP refillable 15 ml Limited Edition testen, wobei aus der Beschreibung nicht hervorgeht, aus welchem Jahr die Formulierung stammt. Dies sind meine Erfahrungen mit diesem ikonischen Duft. (Werbung wegen Markennennung, alles selbst gekaut)
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Mugler Angel refillable 15 ml Limited Edition hat einen schönen wasserblauen Flakon in schräger Sternform (das ist keine Perspektive, sondern die Strahlen des Sterns sind unterschiedlich lang). Es gibt den Flakon in drei weiteren Größen bis 100 ml und er ist nachfüllbar. |
Auf der aktuellen
Mugler-Website heißt es (Vorsicht: Werbesprache): „Eine Angel-Frau wagt es, ihre Träume wahr zu machen, und lässt sich dabei von ihrem blauen Stern leiten. Sie ist selbstbewusst und verführerisch und fasziniert die Menschen, die ihren Pfad kreuzen. Zwischen Macht und Vergnügen benutzt sie ihre Ultra-Weiblichkeit als ihre Signatur…“ Entsprechend wurde das Parfum über die Jahre auch erfolgreich beworben, ein Parfum für Frauen, die selbstbewusst für sich stehen und gleichzeitig unwiderstehlich sexy sind. 1998 wurde Angel EDP mehr verkauft als Chanel No 5 EDP. Allerdings ist das heutige Mugler-Angel-Parfum, das jetzt von L’Oreal vertrieben wird,
ein anderes als das ursprüngliche. Umso gespannter war ich.
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Laut
fragrantica.com ist Angel von Mugler ein Amber-Vanille-Duft, andere nennen Angel ein orientalisches Gourmand-Parfum – eines der ersten, als Angel 1992 von Thierry Mugler, Gründer eines Mode- und Kosmetikunternehmens in Paris, auf den Markt gebracht wurde. Seitdem wurde der Duft verändert, angeblich um es mehr dem heutigen Mainstream-Geschmack anzupassen.
Als wahrgenommene Duftakkorde werden bei fragrantica.com in abnehmender Stärke genannt: Süße, Patschuli, warme Gewürze, Früchte, Karamell, Vanille, Holzigkeit, Honig, Pudrigkeit, Schokolade genannt.
Die Duftnoten von Angel EDP sind laut fragrantica:
Kopfnote: Zuckerwatte, Kokosnuss, Cassis, Melone, Jasmin, Ananas.
Herznote: Honig, Rote Beeren, schwarze Beeren, Pflaume, Aprikose, Jasmin, Orchidee, Caraway, Muskatnuss, Rose, Maiglöckchen.
Basisnote: Patschuli, Schokolade, Karamell, Tonkabohnen, Amber, Moschus, Sandelholz.
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Bei
Douglas* wird der Duft als orientalisch und holzig beschrieben:
Kopfnote: Mandarine, Bergamotte
Herznote: Pfirsich, Pfingstrose
Basisnote: Amber, Vanille
In der weiteren Vorstellung heißt es, frei aus dem Englischen übersetzt: „Delikates für die Sinne - Angel von MUGLER: Ein Parfüm, das die verspielte Seite einer femininen Frau auf sinnliche Weise betont.“ Und es werden auch weitere Komponenten genannt: „Bergamotte sorgt im Auftakt für Frische und eine Aura aus Unschuld. Dewberry und goldener Honig geben dem Herzen delikate Fruchtigkeit. Patschuli, Vanille und Gourmetaromen erzeugen eine sinnlich-orientalische Note.“ Interessant sind auch die Informationen zum Flakon: „Der von Thierry Mugler entworfene, nachfüllbare Sternenflakon besticht durch die einzigartige Glasverarbeitung des französischen Traditionshauses Brosse. Jeder Flakon wir von Hand poliert und mit der silber-glitzernden Verschlusskappe gekrönt.“ Der Flakon ist wirklich sehr schön, allerdings nicht selbststehend.
Und was sagt L’Oreal auf seiner Mugler-Angel-Webseite zu den Komponenten?
Dort werden die Bestandteile in Werbesprache so beschrieben:
Kalabrische Bergamotte als himmlische Facette: „Der Geruch des Windes, des Himmels, der Landschaft, der Unendlichkeit“.
Praline als die köstliche Facette: “Die allgemeine Sucht nach Gourmands, verbunden mit roten Früchten, süßen Düften nach Pralinenaromen und Karamell erzeugen ein unwiderstehliches Verlangen durch den noch nie dagewesenen Einsatz von Ethylmaltol (künstlich hergestellte organisch-chemische Verbindung, Anm. der Verfasserin) in der Parfümerzeugung.
Patschuli – die sinnliche Facette: “Heraufbeschwörung der Sinneslust und der Ultra-Weiblichkeit, erwärmt durch Ambertöne der reinen Vanille in Überdosis, verzaubert, verführt Patschuli: die Quintessenz des Weiblichen.
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Mugler Angel EDP: Ein ikonischer Duft in einem ikonischen Flakon, aber kein Blind Buy. Unbedingt vorher mehrere Male auf der eigenen Haut ausprobieren! |
Meine Eindrücke und Erfahrungen:
Mein erster Dufteindruck nach einem Spritzer in die Armbeuge aus kurzer Entfernung: Ich roch süße, warme und ein paar dunkle Noten, aber auch für meine Nase Undefinierbares, das mir nicht dazu zu passen schien. Der Duft war stark und klammerte sich an mich. Als die Intensität auch nach Stunden nicht nachließ (weil ich versehentlich auch auf den Ärmel gesprüht hatte), war ich genervt.
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Mein zweiter Eindruck zwei Tage später: Dieses Mal hatte ich nicht konzentriert auf eine Stelle gesprüht, sondern von etwas weiter weg, so dass Armbeuge und Unterarm einem feineren Nebel ausgesetzt waren. Der Duft startete wieder sehr süß, warm und dunkel, ich roch Honig und Schokoladiges, aber zunehmend auch Gewürze, blumige Noten, Holzigkeit - von allem etwas. Trotzdem war ich weniger verwirrt, als beim ersten Mal und dachte, er ist eben anders als ich erwartet hatte, aber schien mir doch ganz schön und mit Tiefgang. Doch das dunkle Würzige und Holzige verschwand nach einiger Zeit und zurück blieb auf meiner Haut ein fruchtig-blumig seifiger Rest, der etwas schal bis leicht säuerlich roch, teilweise mit einem Hauch von Schweiß. Hatte ich mich während der schokoladigen, holzigen Phase mit Angel angefreundet, verschwand diese aufkeimende Liebe in der Endphase.
Aber ich gab Angel eine weitere Chance.
Beim dritten Versuch war der Duft zu Anfang unerträglich sirup- und honigsüß und ich fragte mich, wo die Zuckerwatte lt. Fragrantica und die Bergamotte lt. Douglas und Mugler/L’Oreal eigentlich sind. Die warme dunkle Schokolade und die geheimnisvolle Holzigkeit kamen sehr langsam und der Duft verflachte sich viel schneller als die ersten Male. Der seifige Rest hatte etwas Billiges an sich.
Ich wusste immer noch nicht, was ich von Angel halten sollte.
Vierter Versuch, wieder einige Tage später: Ich roch an der Sprühöffnung der Flasche und ich mochte den Duft dort auf totem, glatten Material. Dann spritzte ich das EDP links und rechts in meine Armbeugen (ich nehme nicht gerne die Handgelenke, da der Duft dort durch Händewaschen, Gummihandschuhe beim Abspülen etc. verändert wird). Tatsächlich, dieses Mal nahm ich für ein paar Sekunden eine Zitrusfrische wahr, die aber sofort von sehr süßen Honig- und Sirupnoten verdrängt wurde. Als nächstes tauchte wieder die leichte Holzigkeit auf und die Komposition war für einen Moment harmonisch rund für mein Empfinden, wenngleich ich den Honig in diesem Duft als künstlich/synthetisch wahrnehme. Am Ende blieb wieder der Seifengeruch, dieses Mal aber weniger verschwitzt und ohne Schweißgeruch. Wieso auch immer: An einem Arm tauchte plötzlich mittendrin wieder ein Hauch von Bergamotte auf, während der Duft am anderen Arm bereits im letzten, dem Seifen-Stadium war.
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Der Duft entwickelte sich auf meiner Haut unberechenbar! Ich recherchierte dem noch ein wenig nach.
Die meisten empfinden den Duft als feminin, vermutlich wegen der Süße, andere sehen ihn als unisex. Ich finde ihn süß, aber nicht unbedingt auf People-Pleaser-Art schmeichelnd, weil die Honignote für meine Nase zu intensiv ist und künstlich riecht. Das gourmandig kuschelige, das manche wahrnehmen, konnte ich beim ersten Mal gar nicht empfinden, ich war zu befremdet, wohl aber ein wenig beim zweiten Versuch, danach wurde er zunehmend holziger, was ihn aber auch geheimnisvoll machte, bis er dann leider für meine Nase zu Seifenresten auf verschwitzter Haut wurde. Beim dritten Versuch empfand ich die anfängliche Süße als viel zu stark, dickflüssig, zäh und künstlich und das schöne dunkle Geheimnisvolle blieb schwach, entfaltete sich nicht und ging gleich in die Seifenphase über, dieses Mal aber schwach nach Honig duftend und ohne das Säuerliche. Ähnlich verlief auch der vierte Versuch.
Jemand schrieb in einem Forum, Angel röche nach Schweiß und Sex - das konnte ich erst gar nicht nachvollziehen, aber als ich bei meinem zweiten Test zuerst an dem freundlicheren, gefälligeren Duft Good Girl Supreme EDP roch, den ich auf den linken Arm aufgetragen hatte, und gleich danach zum Vergleich an Angel auf meinem rechten Arm, nahm ich auch für einen Moment einen Hauch Schweiß wahr. Dieser Schweiß-Dufteindruck war zwar sofort wieder weg, aber ich konnte das Erlebnis mehrmals hintereinander wiederholen. Solche „schmutzigen“ indolischen Beiklänge (das sind neben Schweiß- auch Kadaver- und Fäkaliengerüche sowie pflanzliche Fäulnisnoten, Buttersäuregeruch etc.) sind auch mehr oder weniger prominente Bestandteile natürlicher Blumendüfte. Sie können, geschickt und vorsichtig dosiert eingesetzt, einem künstlichen Duft das Natürliche zurückgeben, dem Duft mehr Tiefe und Komplexität verleihen und anderes mehr (hier gibt es ein interessantes YouTube-Video dazu von
Claire Smith über Indoles). Ich mochte das Seifige schon nicht, das ich auf meiner Haut meistens am Ende roch. Und die gelegentlichen Schweißmoleküle, die ich bei einigen meiner kleinen Tests wahrnahm, machten es nicht besser.
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FazitAngel EDP ist für mich auf meiner Haut zu Anfang stark, dominant und extrem honigsüß, aber nicht allzu langanhaltend (aber auf Stoff bleibt der Duft ewig haften). Manche nennen Angel ein Beast, für andere ist Angel ein Migräneauslöser. Es ist allerdings schwierig, die Reviews und Bewertungen in den Foren einzuordnen, da man nicht weiß, auf welche Version von Angel sich der jeweilige Mensch bezieht: auf die Originalversion von Thierry Mugler oder auf welche der späteren Umformulierungen.
Angel ist relativ komplex und für manche schwierig, ich las in Beschreibungen anderer sogar die Beurteilungen „makaber“ und „futuristisch“. Wieder andere finden Angel animalisch und sexy. Angel riecht jedenfalls an jedem Menschen anders, unter anderem abhängig von der Hormonsituation und den jeweiligen Hauteigenschaften. Und jede/jeder riecht andere Komponenten heraus.
Ich weiß nicht, wie die ursprüngliche Formulierung von Thierry Mugler‘s Angel war, angeblich wesentlich beastiger und herausfordernder. Mir persönlich ist der Duft von Angel EDP, so wie ich das EDP heute habe, am Anfang zu süß – zwischen Sirup und Honig –, während der weiteren Entfaltung manchmal kurz wundervoll, mal mehr und mal fast gar nicht holzig, aber am Ende bleibt auf meiner Haut und in meiner Wahrnehmen meist der Geruch eines mit Seifenwasser durchtränkten Waschlappens, den man auf dem Waschbeckenrand vergessen hat, gelegentlich noch mit Schweißeindrücken.
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Ich persönlich finde den Duft interessant, aber zu unvorhersagbar, um ihn beispielsweise in einer beruflichen Situation zu tragen. Er trifft nur in manchen Phasen meinen Geschmack. Er ist meiner Meinung nach und so, wie ich ihn an mir riechen konnte, ein Freizeit-, vielleicht auch ein Partyduft für jüngere Menschen. Für mich persönlich finde ich ihn weniger geeignet, denn was an Menschen in jüngeren Jahren vielleicht noch als sexy und sinnlich rüberkommt, könnte bei älteren wie mir als „verschwitzte alte Frau“ interpretiert werden. Trotzdem bereue ich nicht, den Duft blind gekauft zu haben: Der Flakon ist so niedlich und ab und zu rieche ich gerne an der Flasche dieses ungewöhnlichen Duftes, der Parfumgeschichte gemacht hat.
Tipps
Man sollte sich von meinem Duftabenteuer mit Angel EDP nicht negativ beeinflussen lassen, es gibt viele, die Angel als das beste Parfum aller Zeiten bewerten (einzelne andere allerdings für das Ekligste, was sie jemals gerochen haben). Wieder andere lieben den Duft, aber bekommen davon Migräne, und viele haben ihre Meinung im Laufe der Zeit geändert, weil sich ihre Haut und/oder ihre Wahrnehmung verändert haben (ähnliches hört man ja auch von
Baccarat Rouge 540 und dessen Dupes). Da hilft nur eines: Man muss Angel selbst ausprobieren.
Weniger ist mehr - vor allem zu Anfang empfehle ich, nur einmal aus etwas Entfernung zu sprühen. Man kann auch vor dem Körper in die Luft sprühen und die Duftwolke durchschreiten. Je nach Gefallen kann man die Dosis und die Nähe zur Nase steigern. Manche geben den Duft nur auf ihr Haar und benutzen für den Körper andere, schmeichelndere und weniger synthetisch anmutende Düfte in Form von appetitlich parfümierten Cremes, Lotionen o. Ä.
Man sollte Angel EDP von Mugler keinesfalls blind kaufen, jedenfalls keinen 100-ml-Flakon, sondern den Duft vorher, am besten mehrmals, auf der eigenen Haut testen. Angel ist für mich kein niedliches Düftchen zum Aufhübschen, Angel EDP ist ein Statement, und man sollte wissen, was man tut, wenn man ihn aufträgt. Von der alten Angel-Version, hieß es, der Duft sei ein Monster, das eine mutige Person als Trägerin oder Träger braucht.
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Wegen seiner Unvorhersehbarkeit auf meiner Haut, wird Angel EDP wahrscheinlich nicht einer meiner Lieblingsdüfte und daher auch nicht zu besonderen Gelegenheiten zum Einsatz kommen. Für manch andere ist Angel ein wärmender Duft, mit dem man sich an kalten Tagen zuhause einkuschelt - das ist er für mich nicht, weil die Süße und dunkle Wärme auf meiner Haut zuerst viel zu stark und zu synthetisch sind und dann nach relativ kurzer Zeit verschwinden, um gleich danach entweder der Holzigkeit oder gleich einer schalen Seifigkeit Platz zu machen. (Zu solchen Einkuschel-Gelegenheiten hülle ich mich lieber in YSL Libre (Intense), Jean Paul Gaultier Scandal, Dolce & Gabbana The Only One for women EDP (INTENSE), siehe
Die schönsten Düfte, oder greife ganz simpel zu einem der
gourmandigen Body Mists von Sol de Janeiro wie Brazilian Crush Cheirosa '62 oder Brazilian Crush Cheirosa '71.
Demnächst folgen Reviews zu
YSL Black Opium Le Parfum EDP und eventuell auch zu Mugler Alien EDP (davon habe ich allerdings nur eine Probe, die mich bisher nicht so begeistert, es ist ebenfalls ein umformulierter Parfum-Klassiker).
* Werbelink
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