Dienstag, 18. April 2023

Getestet: Huawei Band 6 Smartwatch. Taugt sie als Fitnessuhr für Einsteiger?

Die Huawei Band 6 Smartwatch ist eine sehr günstige Smartwatch mit Fitnesstrackerfunktionen. Aber was kann sie und wie gut kommt man als EinsteigerIn damit zurecht? (Meinungsbeitrag, Werbung wegen Markennennung, ohne Gegenleistung, alles selbst gekauft, aktualisiert am 3.05.2023)

Ostern ist vorbei und ich habe immer noch nicht mit der Umsetzung meiner Fitnessvorsätze vom letzten Neujahr angefangen, dachte ich vor ein paar Tagen. Oder waren die Vorsätze schon vom Jahr davor? Eine Smartwatch mit Fitnesstrackerfunktionen habe ich mir jedenfalls schon gekauft. Also gibt es keine Ausreden mehr.

Verhelfen Wearables wie Fitnesstracker oder eine Fitnesstracker-Smartwatch (im Bild: Huawei Band 6 Smartwatch) Einsteigern zu neuer Motivation und helfen sie bei der Umsetzung ihrer Fitnessziele?
Was sind Wearables, Fitnesstracker und Smartwatches

Wearables sind kleine Computer, die am Körper getragen werden, beispielsweise wie eine Uhr. Fitnesstracker sind Wearables, die auf Fitnessunterstützung spezialisiert sind. Sie messen Herzschlag, Schritte und anderes und sie werten das, was sie messen, aus. Wenn man persönliche Daten wie Alter, Größe und Gewicht angibt, sind sie auch in der Lage, die Ergebnisse detaillierter zu bewerten und Vorschläge zu machen. Fitness-Smartwatches haben neben den Fitnesstrackerfunktionen auch andere Fähigkeiten, sie können beispielsweise mit einem Smartphone und den Apps auf diesem zusammenarbeiten. Bei manchen kann man Aufgaben, die man sonst auf dem Smartphone erledigt, wie Telefonieren, E-Mails lesen etc., mit der Smartwatch ausführen.

Was ich mir von meinem Fitnesstracker beziehungsweise einer Smartwatch mit Fitnessfunktionen erwartete

Das Gerät sollte:
  • meinen Puls/Herzschlagrate, gerne auch noch andere Werte fortlaufend messen und anzeigen können
  • es soll Spaß machen, es zu nutzen, und mich auch zu mehr Bewegung motivieren
  • es sollte mir helfen, Erfolge zu messen (Schritte zählen, gelaufene Kilometer ausrechnen, aktive Zeit messen)
  • es sollte gut ausschauen
  • eine gut lesbare Anzeige haben
  • preisgünstig sein
  • meine Privatsphäre und den Datenschutz achten
Bei YouTube und in Online-Shops wie Otto oder Amazon.de fand ich viele Informationen über Fitnesstracker/Fitness-Smartwatches. Am Ende entschied ich mich für die Huawei Band 6 Smartwatch (3,73 cm/1,47 Zoll) in Schwarz, die es Ende November 2022 für 28,99 Euro plus 2,95 Euro Versandkosten bei Otto* gab. Die ist laut Handbuch kompatibel mit Smartphones mit dem Betriebssystem Android 6.0 oder höher sowie dem Betriebssystem iOS 9.0 oder höher.

Ich wollte keine Highend-Smartwatch von Apple, mit der man zwar auch Arbeiten von unterwegs beim Laufen erledigen und auch telefonieren kann, aber ich möchte meine Lauf-/Sportzeit zum Nachdenken o. Ä. nutzen. Möglicherweise hätte mir auch ein Fitnesstracker ohne Anbindung an ein Smartphone mit Health-/Sport-App gereicht, aber diese Fitnesstracker-Smartwatch sprach mich nicht zuletzt wegen ihres günstigen Preises und ihres Aussehens besonders an.

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Allerdings verbinden sich Smartwatches von Huawei mit der App Huawei Health, die man auf sein Smartphone laden muss. Die Huawei Health App hat zwar bei einem Test von Computerbild zum Thema AGB und Datenschutz einigermaßen gut abgeschnitten (Version Januar 2022, Version Februar 2023), mich aber nicht davon überzeugt, der Huawei App und meinem Apple Smartphone (iPhone 13 Pro Max) meine Gesundheitsdaten bedenkenlos anzuvertrauen.

Die Nutzung der Huawei Band 6 Smartwatch


Die Huawei Band 6 Smartwatch von oben im Ruhezustand. Auf der rechten Seite des Gehäuses befindet sich eine Taste. Durch Drücken der Taste wird der Startbildschirm aufgerufen/aktiviert. Aber auch, wenn man von irgendwo in der Navigation zurück zum Startbildschirm möchte, braucht man nur einmal auf die Taste zu drücken.
Dieses Startbildschirm-/Ziffernblattdesign ("Watchface") war voreingestellt. Ich habe es so gelassen, weil es mir gefällt, aber man kann die Farbe verändern und es gibt acht weitere Watchfaces zur Auswahl. Der Wechsel ist jederzeit sekundenschnell erledigt.
Der Bildschirm zeigt an, dass man im Ziffernblatt-Auswahlmodus ist. Den ruft man auf, indem man den Finger auf das Display legt. Durch Wischen nach links oder rechts findet man dann andere Bildschirm-/Ziffernblatt-Designs. Mit einem kurzen Tippen auf das Display bestätigt man die neue Auswahl.


Watchfaces: Es gibt neun verschiedene Designs zur Auswahl.


Anleitungen für die Huawei Smartwatch Band 6
findet man auf der Huawei-Support-Seite für Wearables zum Downloaden.
Im Detail sind dies:
  • HUAWEI Band 6 User Guide-(FRA-B19&B29,01,en-us)[ 0.2M ]
    Dieses Manual ist übersichtlich und verständlich, aber nur in Englisch verfügbar, doch die Nutzeroberfläche der Smartwatch ist Deutsch.
  • HUAWEI Band 6 Quick Start Guide-(FRA-B19,02,en)[ 2.6M ]:
    Dieses Dokument enthält oberflächliche Schnellanleitungen (Aufladen, QR-Code mit URL der Download-Seite der Huawei Health App, Koppeln des Gerätes mit dem Telefon, Betrieb und Sicherheit, Garantie etc.) in vielen Sprachen. Die deutschsprachige Schnellanleitung findet man auf Seite 10.
  • FAQ (häufig gestellte Fragen)
Die Huawei Smartwatch hat zum Aufladen eine Kontaktstelle auf der Unterseite. Ein Ladekabel wird mitgeliefert, das magnetisch mit der Kontaktstelle an der Uhr auf der einen und mit einem USB-Anschluss auf der anderen Seite verbunden wird. Im Bild wird die Fitnesstracker-Smartwatch als Beispiel an einer Solar-Powerbank aufgeladen.


Wie man zu den verschiedenen Programmen, Auswertungen und Einstellmöglichkeiten kommt, wird in dem Manual HUAWEI Band 6 User Guide-(FRA-B19&B29,01,en-us) verständlich erläutert (siehe Support-Seite). Das kleine Manual ist allerdings in Englisch und bezieht sich auf eine englischsprachige Nutzeroberfläce.


Navigation auf der Huawei Band 6 Smartwatch (kleine Hilfe für den Einstieg)

Beginnend beim schwarzen (inaktiven) Bildschirm/Display (kein Ziffernblatt/Watchface zu sehen):
  • Einmal Taste drücken: Der Startbildschirm erscheint mit dem eingestellten Startbildschirm-Ziffernblatt/Display und zeigt u.a. Uhrzeit, Ladestand, Datum, Schrittzahl.

    Anschließend kann man
    • mit dem Finger kurz im oberen Bereich auf das Ziffernblatt tippen, um die Farbe des Ziffernblattes zu ändern, oder
    • den Finger länger auf das Ziffernblatt legen, um die Ziffernblattauswahl zu aktivieren, dann nach links oder rechts wischen, um ein anderes Ziffernblatt auszusuchen, bis man sich entschieden hat. Die Auswahl mit einem kurzen Tippen auf das Display festlegen.
    • mit dem Finger langsam von oben nach unten streifen, um das Einstellungsmenü herunterzuziehen, oder
    • mit dem Finger langsam von unten nach oben streifen, um Mitteilungen, die das Smartphone geschickt hat, nach oben zu ziehen, zu lesen und zu löschen, oder
    • mit dem Finger im unteren Bereich auf das Ziffernblatt tippen, um zur Fitnessergebnis-Übersicht (Bewegungseinheiten, aktive Zeit, Schrittzahl) zu gelangen, danach Taste drücken, um zum Startbildschirm zurückzukommen. Dort kann man
      • mit dem Finger langsam von unten nach oben streichen, um zu den Ergebnisdetails zu gelangen.
    • einmal nach links wischen: die aktuelle Messung der Herzschläge pro Minute, Höchstwert, niedrigster Wert, Wert bei Ruhezustand werden angezeigt.
    • einmal nach rechts wischen: Die Fitnessergebnis-Übersicht (Bewegungseinheiten, aktive Zeit, Schrittzahl) erscheint.
    • zweimal nach rechts wischen: Cloudsymbol (Wolke) mit Hinweis Bitte mit Health App verbinden
    • dreimal nach rechts wischen: Stress wird angezeigt mit dem Hinweis, dass man zuerst automatische Stresstests in der Huawei Health App aktivieren muss, um hier etwas zu sehen.
  • Zweimal die Taste auf der rechten Seite drücken, um direkt zu den Fitness-und Gesundheitsprogrammen zu gelangen und diese zu nutzen.
    • auf Training tippen, um das Trainingsmenü aufzurufen, dann
      • auf das Symbol für das gewünschte Training tippen, beispielsweise auf Gehen (Indoor), anschließend
        • auf das nun allein angezeigte Gehen-Symbol tippen, um das Training zu starten.
        • Mit Drücken der Taste auf der rechten Seite der Smartwatch kann man jederzeit die Programmbeendigung aufrufen und dort bestätigen oder das Trainingsprogramm fortsetzen.
    • Mit Tippen auf die Taste auf der rechten Seite kann man zurück zum Startbildschirm wechseln.
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Hinweis
Dies sind nur ein paar Orientierungshilfen für Fitnesstracker-/Smartphone-Einsteiger und die Angaben sind ohne Gewähr. Mehr Einzelheiten und Tipps findet man im Manual (siehe oben). Auch wenn Ihr Gerät vielleicht eine andere Navigation hat, sehen Sie, was Sie alles ausprobieren können, wenn Sie in Ihrer Anleitung nicht finden, was Sie suchen: kurzes Tippen in den verschiedenen Bereichen des Displays, langes Fingerauflegen, Wischen nach links und Wischen nach rechts, langsames Streichen von unten nach oben oder von oben nach unten, um weitere Menüs oder Inhalte auf den Bildschirm zu ziehen.

Man kann die Fitnessuhr ganztägig tragen und sich jederzeit die Herzfrequenz-/Pulsfrequenz-Seite anschauen - egal, ob man gerade Sport treibt oder nicht (jedoch nicht zu lange, siehe Anhang unten). Einfach einmal die Taste am Gehäuse drücken und dann auf dem Display nach links wischen und schon sieht man die aktuelle Herzfrequenz (Herzschläge pro Minute). Außerdem werden Höchstwert, niedrigster Wert und der Wert im Ruhezustand angezeigt (hier habe ich die Uhr gerade erst angelegt, sonst wäre da eine Art Zickzackkurve zu sehen).


Was ich an der Huawei Band 6 Smartwatch schätze


(Meine Kombination besteht aus Huawei Band 6, Apple iPhone 13 Pro Max mit Huawei Health App (Version 11.1.6.12).)
  • Ausreichend großer Bildschirm
  • Kontrastreiche, gut lesbare Anzeige
  • Neun Ziffernblatt-Designs ("Watchfaces") zur Auswahl
  • Man kann Armbänder in anderen Farben zu einem günstigen Preis nachkaufen
  • Man kann die aktuelle Herzfrequenz und andere Messdaten nachschauen
  • Man kann Fitness- und Gesundheitsprogramme durchführen (beispielsweise Laufen indoor, Laufen outdoor, Gehen indoor, Gehen outdoor, Seilchenspringen, Schwimmen, Ruderergometer, Crosstrainer), außerdeem Atemübungen machen und Stresstests durchführen und vieles andere mehr und man kann hinterher Dauer, Schrittzahl, die zurückgelegte Strecke, Kalorienverbrauch u. ä. ablesen.
  • Man wird daran erinnert, aufzustehen und sich zu strecken, wenn man beispielsweie zu lange unbeweglich vor dem Bildschirm ausharrt.
  • Man kann sein Smartphone mit Hilfe der Huawei Band 6 Smartwatch klingeln lassen und es so wiederfinden.
Eine Funktion, mit der ich geliebäugelt hatte, habe ich allerdings nicht gefunden bzw. gibt es die möglicherweise nur mit einem Android-Smartphone: die Huawei Band 6 Smartwatch als Fernauslöser für die Smartphone-Kamera nutzen. Falls ich diesbezüglich noch etwas Neues herausfinde, ergänze ich das hier (alternativ soll man auch die Schalter des iPhone-Kopfhörers, so man einen hat, als Fernauslöser nutzen können).

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(Smartwatch Damen Herren mit Telefonfunktion, Fitness Tracker bei Amazon.de)


Nachteilig ist mir an der Band 6 Fitnesstracker-Smartwatch von Huawei aufgefallen


Wie bei jedem Gerät, das man sich heutzutage anschafft, sei es ein TV-Gerät oder ein neues Smartphone, muss man sich erst einmal in die Bedienung und Menüführung hineinfinden.

[Ich hatte zwar vor über zwanzig Jahren einen Pulsmesser/Pulsuhr, aber der konnte nichts anderes, als messen und Messdaten von einem Unterbrustmessgurt empfangen und die aktuelle Messung auf dem Display anzeigen. Es gab keine Interaktion über das Display. Ich bin also heute (Wieder-)Einsteigerin sowohl was die Fitness als auch was das Messgerät zur Motivation und Kontrolle betrifft.]

Die Anleitungen, die man bei Huawei downloaden kann, sind nicht die schlechtesten, die ich als technische Redakteurin und Konsumentin je gesehen habe, sogar besser als der Durchschnitt an Anleitungen, die man sonst mit preisgünstigen Geräten bekommt. Es fehlt aber ein User-Guide in Deutsch für die deutschsprachige Benutzeroberfläche. Für mich persönlich ist die englische Version, die sich, wie bereits erwähnt, auf eine englischsprachige Nutzeroberfläche bezieht, kein Problem, aber es gibt viele Menschen in Deutschland, die nicht gut genug Englisch sprechen. Deswegen ziehe ich hier geistig ein paar Punkte hinsichtlich der Nutzerfreundlichkeit ab.

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Einem Menschen, der den Umgang mit Smartphone, Tablett o. Ä. nicht gewohnt ist, beispielsweise vielen alten Menschen, braucht man einen Fitnesstracker (und erst recht keine Smartwatch mit Fitnessfunktion, die mit einem Smartphone zusammenarbeitet) nicht zu schenken, außer man kann immer daneben stehen und assistieren. Gerade solchen Menschen täte aber Motivation und Unterstützung durch einen Fitnesstracker gut. Einfachere Navigation oder Sprachsteuerung könnten zur Lösung für dieses Problem beitragen.

Nachteilig finde ich bei Fitnesstracker-Smartwatches allgemein, dass man sich mit den AGB, Datenschutz- und Sicherheitshinweisen von zwei bis drei Einheiten auseinandersetzen muss, in diesem Fall mit denen der Huawei Smartwatch, der Huawei Health App und des Smartphones/iPhones. Meine Kombination besteht aus Huawei Smartwatch Band 6, Huawei Health App und einem Apple iPhone 13. Mit deren Datenschutz- und Sicherheitsinformationen kann man sich tagelang beschäftigen und weiß hinterher nicht viel mehr als vorher. Man kann sich nicht sicher sein, dass man alles richtig verstanden und entsprechend konfiguriert hat und dass die Daten nicht doch irgendwo landen, wo man sie nicht haben möchte.

Ich habe daher für meinen Test nur wenige Angaben in der Huawei Health App gemacht und nicht alle Funktionen in der App und im iPhone freigeschalten. Mir reichen die Funktionen, die ich jetzt habe, dabei, meinen Plan umzusetzen.

Testergebnis nach einwöchigem Test der Huawei Band 6 Smartwatch


Aus meiner Sicht und für den günstigen Preis ist das Huawei Band 6 Smartphone sehr empfehlenswert - vorausgesetzt, die Kompatibilität mit dem vorhandenen Smartphone ist gegeben (siehe oben) und man spricht ein wenig Englisch, um das Handbuch lesen zu können, falls man mit Smartwatches o. Ä. noch nicht vertraut ist.

Meine Erwartungen wurden jedenfalls erfüllt, ich kam nach der Einarbeitungsphase gut zurecht und das Trainieren alleine zuhause macht mir mit der Fitnesstracker-Smartwatch deutlich mehr Spaß.



Am besten gefällt mir an der Huawei Smartwatch, dass ich während eines Trainings nur den Arm anheben muss und schon wird der Bildschirm wach und zeigt mir meine aktuellen Werte und in welchem Bereich (aufwärmen, aerob, anaerob, etc.) ich trainiere.


Nachtrag am 3.05.2023:
Ich habe die Huawei-Smartwatch einige Tage und Nächte lang ohne Unterbrechung getragen, selbst beim Abspülen und Waschen. Grundsätzlich entspricht die Smartwatch, wie oben beschrieben, meinen Erwartungen. Aber als ich sie nach einigen Tagen ununterbrochenen Tragens abnahm, hatte ich rote Streifen (wie verbrannt) auf einem Teil der Haut unter dem Armband (nicht unter dem Gehäuse), die auch nach einer Woche noch zu sehen sind. Daher empfehle ich, die Uhr nicht ohne Unterbrechungen mit dem Gummiarmband mehrere Tage direkt auf der Haut zu tragen, vor allem, wenn es unter dem Armband feucht werden kann.

Die Huawei-Smartwatch sollte meiner Erfahrung nach nicht ununterbrochen über mehrere Tage getragen werden. Die Streifen/Druckstellen durch das Armband sind bei mir noch eine Woche später deutlich zu sehen (Hinweis: Kratzer und lila-roter Punkt haben nichts mit der Fitnesstracker-Uhr zu tun).


* Werbelink

Der Beitrag wird von mir unter Umständen bei Bedarf aktualisiert.

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Mittwoch, 12. April 2023

Kosmetikunternehmen Morphe (Forma Brands): unter Beschuss, Veränderungen, Pleite, Übernahme

2020: Die Beauty-Community tobt: Hat Morphe KundInnen und Influencer getäuscht? Hintergründe. Mit Nachträgen zur organisatorischen Veränderung des Unternehmens und schließlich 2023 die Pleite sowie die Übernahme durch eine Investorengruppe. (Meinungsbeitrag; letzter Nachtrag am 12.04.2023)

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Die Betreiberin des YouTube-Kanals "Jen Luvs Reviews" hat in einem Video Why I need to take down my Jaclyn Hill x Morphe Reviews... aufgedeckt, dass es bei der ersten Jaclyn Hill x Morphe Palette (Co-Creation Volume 1, erschienen 2017 und noch immer gefragt) vor einigen Monaten eine Änderung bei den Farbformulierungen gegeben hat, ohne dass dies kommuniziert wurde und anscheinend auch, ohne dass die Influencerin Jaclyn Hill (die seit Jahren eines der großen Zugpferde von Morphe ist) selbst darüber informiert worden war. Die hielt ihre Formel nach ihrer Aussage im Vorstellungsvideo der kürzlich erschienenen Volume 2-Palette für ihr Eigentum (siehe THE JACLYN HILL PALETTE VOLUME 2 REVEAL + SWATCHES!) und damit unveränderbar.

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Sowohl die Morphe-KundInnen als auch InfluencerInnen, die die Original-Palette beschrieben und bewertet haben, sind nun erbost und das laut. Denn nicht nur wirken und verhalten sich die Farben in der geänderten Volume 1-Palette teilweise anders, die Palette ist auch nicht mehr vegan. In der ursprünglichen Palette war kein Karmin enthalten, ein allgemein üblicher, aber nicht veganer roter Farbstoff, der aus Cochenilleschildläusen gewonnen wird, und der in den veganen Paletten durch Farbstoffe nicht-tierischer Herkunft ersetzt wird (was solche Farben aber meist zu Pressed Pigments macht, Farben die keine FDA-Zulassung als Lidschattenfarben haben). In der neuen Formulierung der Volume-1-Palette und in der eben herausgekommenen Volume 2-Palette ist Karmin nun allerdings zum Entsetzen der Veganer enthalten!

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Auf die Idee, den Inhaltsstoffen einmal nachzugehen, kam Jen Luvs Reviews dadurch, dass sie ihre Volume 1-Palette von 2017 mit der Volume 1-Palette ihrer Schwester verglich, die die ihre erst kürzlich erworben hatte. Da sie Unterschiede fand, fragte sie bei Morphe nach, bekam aber zunächst nur die Auskunft einer Mitarbeiterin, dass die Formulierung nicht verändert worden sei - was später zurückgenommen wurde. Sie schaute sich die Inhaltsstoffe genau an, die bekanntlich immer aufgeführt sein müssen - und zwar in der Reihenfolge des Mengenanteils für die jeweiligen Lidschatten- beziehungsweise Pressed-Pigments-Farbe. Die Unterschiede waren eindeutig.



Erst kürzlich hat Jaclyn Hill die neue Jaclyn Hill x Morphe Volume 2-Palette mit komplett neuem Farbschema vorgestellt und stolz verkündet, dass die neu kreierte Palette wieder nur Farben mit ihrer ganz eigenen Formulierung (von 2017) haben würde. Dazu muss man wissen, dass es zwischen der Volume 1-Palette von 2017 mit der Originalformulierung und der gerade offiziell gelaunchten Volume 2-Palette von 2020 noch einige andere Paletten von Jaclyn Hill x Morphe gegeben hat, die wegen angeblich schlechter Formulierung bei den Fans und KundInnen weit weniger beliebt waren als die Volume 1.

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Nach dem Video von Jen Luvs Reviews gingen zunächst viele Anhänger und (Ex-)Anwender bei Twitter auf Jaclyn Hill los und bezichtigten sie der Lüge und der bewussten Täuschung bei der Vorstellung ihrer neuen Volume 2-Palette. Das hörte erst auf, als Morphe bei Twitter Stellung bezog: Die neue Formulierung der Farben sei eine Verbesserung der Formulierung der Jaclyn Hill-Volume 1-Original-Palette. So ein Vorgehen sei üblich, weil sich Industriestandards veränderten. Jaclyn Hill sei darüber nicht im Detail informiert gewesen. So in etwa der Tenor.

Wer bei Morphe diese Stellungnahme verfasst hat, ist nicht zu erkennen. Ich ging ursprünglich davon aus, dass es Linda Tawil war, die zusammen mit ihrem Bruder Chris die Firma Morphe groß gemacht hat, aber dafür gibt es keinen Beleg. Jedenfalls verbesserte Morphe's Stellungnahme bei Twitter Jaclyn Hills‘ Standing bei ihren Fans zumindest etwas, jedenfalls bei denen, die glauben, dass Jaclyn Hill tatsächlich nichts gewusst hat. Sie schadet aber dem Ansehen von Morphe: Die Beauty Community fühlt sich von Morphe getäuscht – vor allem, seit auch noch herauskam, dass die Paletten nun nicht mehr vegan sind – weder die Volume 1 von 2017, wenn man sie heute kauft, noch die ganz neu herausgebrachte Volume 2-Palette. (Dennoch war es meiner Meinung nach geschickter, sich als Unternehmen selbst etwas zu beschädigen als Jaclyn Hill, mit der Morphe viel Geld verdient (hat), dauerhaft beschädigt im Regen stehen zu lassen.)

Zadidoll fragt dann Morphe als Antwort auf den Erklärungstweet, ob die Änderung der Zusammensetzung mit einem Wechsel der Herstellerfirma zu tun habe, bekam aber meines Wissens bisher keine Antwort.

Und was ist nun mit dem Cruelty-Free-Status von Morphe?

Wenn Make-up in China verkauft wird, muss es nach chinesischen Gesetzen an Tieren getestet worden sein. Aus diesem Grunde werden viele bekannte Marken, die in China verkaufen, von amerikanischen und europäischen Veganern angegriffen.

Ruby Maria stellt nun in einem Video die Frage, ob sich Morphe überhaupt noch cruelty-free (Unternehmen ohne Tierversuche) nennen darf.



Die Rechtslage ist derzeit wohl so: Solange Produkte in China hergestellt, aber nicht dort verkauft werden, sind die Hersteller nicht zu Tierversuchen verpflichtet. Wenn Morphe also nur in China produzieren lässt, aber nicht dort verkauft, muss das Unternehmen keine Tierversuche durchführen (lassen).

Aber was ist mit den zur Farbstoffgewinnung getöteten Schildläusen? Müssen die nicht berücksichtigt werden? Da es für den Status cruelty-free gar keine offiziellen Regeln gibt, kann das keiner beantworten.

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Mein persönliches Fazit

In der heutigen Zeit etwas heimlich zu tun, das den KonsumentInnen sauer aufstoßen könnte, ist dumm, vor allem für eine Firma, deren KundInnen im Internet und speziell in Social Media zuhause sind und dort auch gewonnen werden. Meiner Meinung nach hätte es Morphe besser wissen müssen - jedenfalls das alte Morphe-Unternehmen mit Linda und Chris Tawil an der Spitze.
Ich persönlich frage mich, ob diese nicht kommunizierten Veränderungen mit neuen Investoren und der angekündigten (oder bereits durchgeführten?) Firmenübernahme zu tun hat. Dazu ein paar Fundstücke unten.

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Ich bin auch sehr gespannt, ob sich Beauty-Guru Jeffree Star, der sich mit einem Großteil seines Teams gerade im Ausland aufhält, dazu gegenüber Morphe und vielleicht sogar öffentlich äußern wird. Er arbeitet seit Jahren mit Morphe gerne und sehr erfolgreich zusammen, doch während er sich in seinem Unternehmen und als Person für Transparenz und ehrliche Kommunikation stark macht, scheint Morphe - nach aktueller Beobachtung und Kenntnisstand - einen anderen Weg gegangen zu sein. Aber das muss ja nicht das Ende sein: Auch in einer Sackgasse kann man umdrehen und wieder den richtigen Weg suchen. Wäre schön.


Nachtrag am 3.3.2020:
Jaclyn Hill antwortete per Tweet auf die Diskussionen bei Twitter:

Hm. Und wie war das in ihrem Vorstellungsvideo der Volume 2-Palette, als sie von einer originalen Formulierung der Volume 1-Palette sprach, die bei der neuen auch verwendet würde, wenn sie wusste, dass "optimiert" worden war. Glaubwürdigkeit wo bist du?

"Beauty District" spricht in ihrem YouTube-Video BEAUTY FAVOURITES & FAILS | February 2020 aus, was viele denken.





Wem gehört Morphe eigentlich? Rechercheversuch

Die Angaben, die man aktuell bei Recherchen über das Unternehmen Morphe findet, sind widersprüchlich. Und deren Website ist gar keine Hilfe.
Ich fand mehrere Firmennamen und mehrere Gründungsdaten – ich vermute, es handelt sich bei den späteren Daten jeweils um Neuausrichtungen, vor allem, wenn neue Besitzer oder Anteilseigner ins Spiel kamen.

Bei LinkedIn steht im Profil von Linda Tawil, sie sei Creative Director von MorpheBrushes mit Sitz in Burbank, Kalifornien - wie es auch im Bewusstsein der meisten Morphe-Stammkunden verankert ist. Folgt man aber dem Link zum Morphe-Firmenprofil bei LinkedIn, heißt es dort, dass Morphe den Hauptsitz in San Francisco hat und dass Morphe 2008 „geboren“ und 2009 gegründet wurde.
Klickt man sich durch zur Firmenwebsite von Morphe, findet man unter Terms & Conditions ebenfalls den Hinweis, dass Morphe LLC (Limited Liability Company) unter der Adresse 22 4th Street 4th Floor, San Francisco, CA 94103 residiert. Ein richtiges Impressum, wie in Deutschland und der EU für Unternehmenswebsites Pflicht oder eine transparente oder zumindest schlüssige Firmengeschichte, wie bei vielen Firmen mit Tradition üblich, gibt es auf der Morphe-Website nicht.

Guckt man sich das LinkedIn-Profil von Linda Tawil genauer an, bezeichnet sie sich als Co-Founder seit 2010 und als Creative Director von Morphe Brushes seit 2013. Sonst nichts. In der Wahrnehmung der meisten Morphe-Kunden wird sie - meines Wissens – zusammen mit ihrem Bruder Chris Tawil als Teil des Gründer- und Mehrheitseigentümer-Duo, eigentlich sogar als das Gesicht von Morphe, angesehen, auch wenn sie eher selten öffentlich auftritt. Aber wer brachte denn Morphe 2008 zur Welt und nahm die erste Gründung 2009 als Unternehmen vor - wenn sie es nicht war, war es ihr Bruder Chris oder ganz jemand anderes? Möglicherweise ist das LinkedInprofil aber auch einfach veraltet, verwaist und passt nicht mehr. Denn: CEO (Geschäftsführer) von Morphe LLC ist laut LinkedIn bereits seit 2017 ein Myles McCormick, der gleichzeitig auch CEO von Elevate Brandpartner sowie Chairman von Quay Australia und Board Member von Princess Polly zu sein scheint.

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Bei PitchBook ist Morphe als Buyout/LBO (mit Fremdkapital finanzierte Übernahme) klassifiziert. Stimmt das? Anfang 2018 gab es Meldungen, dass sich Morphe über Elevate Brandpartners, die wiederum mit Summit Partners zusammenarbeiten, Wachstumskapital gesichert habe.

Mitte letzten Jahres (2019) hieß es bei Reuters, dass General Atlantic kurz davor sei, sich einen Mehrheitsanteil zu sichern (das sind die, die auch von Two Faced Cosmetics einen Mehrheitsanteil kauften, bevor das Unternehmen an Estée Lauder ging - da fällt mir ein: Bei Two Faced gab es ein ähnliches Ereignis wie aktuell mit der Jaclyn Hill x Morphe Volume 1-Palette mit einer Palette von Nikkietutorials). Hat General Atlantic nun schon, wollen sie noch oder wollen sie inzwischen lieber doch nicht Morphe übernehmen?

Wem gehört Morphe LLC denn nun jetzt und wer fühlt sich für die Reputation und die Kundenkommunikation verantwortlich?



Nachtrag 29.7.2020: Heute war bei Glossy zu lesen, dass General Atlantic im August 2019 einen Mehrheitsanteil an Morphe erworben hat. Zu dem Zeitpunkt betrug der Wert des Unternehmens angeblich 2,2 Milliarden US-Dollar.

Nachtrag am 22.8.2020: Morphe Holdings wird zu Forma Brands mit der Zielgruppe Millenials und Generation Z. Zu Forma Brands gehören Morphe, Morphe2, Jaclyn Cosmetics, Such Good Everything und Playa Beauty. Und es sollen mehr werden. (Quelle: businesswire)

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Nachtrag am 13.1.2023: Pleite (Chapter 11 Filing)

Forma Brands aka Morphe Holdings ist pleite und hat Chapter 11, eine von einem Konkursgericht überwachte Reorganisation, am Konkursgericht in Delaware angemeldet. Dabei stellte sich heraus, dass das Unternehmen auch verschiedenen Influencern noch viel Geld schuldet, und zwar ungesichert ("unsecured claims"): James Charles 2,16 Mio. US-Dollar, Jaclyn Hill Cosmetics 2 Mio. US-Dollar, Jeffree Star 1,4 Mio. US-Dollar (Jeffree Star und Morphe gehen bereits seit Juli 2020 getrennte Wege, aber offensichtlich schulden sie ihm noch Geld). Ob Jeffree Star und die anderen ihr Geld jemals wiedersehen? Die Chapter-11-Filings werden oft zur finanziellen Neuorganisation genutzt: Neue Geldgeber mit Bedingungen kommen dazu, alte Schulden werden, soweit möglich, "abgebaut", d. h. sie werden ganz oder teilweise gestrichen, was die Gläubiger, denen das geschuldete Geld eigentlich gehört, oft ebenfalls pleitegehen lässt oder sie müssen ebenfalls das Chapter-11-Verfahren anmelden.

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Meiner persönlichen Meinung nach führten mehrere Faktoren zu dieser Pleitesituation, die wichtigsten:
  • Strategiefehler 1: Brick-and.Mortar-Hyperwachstum
    In zu kurzer Zeit wurden zu viele stationäre Läden eröffnet, statt langsam und nachhaltig zu wachsen.
  • Strategiefehler 2: Influencer-Strategie
    Man versuche von YouTube-Influencern auf die jüngeren Tik-Tok-Influencer umzusatteln, doch die hatten nicht so viel mit Make-up am Hut und weniger Geld wie die YouTube-Make-up-Community.
  • Schlechtes Krisenmanagment
    Die früheren YouTube-Zugpferde wurden in Panik "entsorgt", wenn es eine Krise in Social Media gab. So wurde beispielsweise Jeffree Star, Beauty-Guru und Zugpferd Nummer 1 auf YouTube, verstoßen, weil ein von neidischen Feinden und clout-hungrigen "Empörungskommentatoren" aufgewiegelter Cancel-Culture-Mob versuchte, ihn mit alten, verdrehten und erlogenen Geschichten zu zerstören. Dabei übersahen die neuen Entscheider, wie viele treue Fans Jeffree Star hat, die ihm die alten Sachen bereits verziehen hatten (er hatte sich bereits öffentlich entschuldigt) und die auch wissen, was wahr und was verdreht oder erlogen ist. So viele Leute versuchen, Promis mit erfundenen Anschuldigungen zu erpressen - wenn man alles glaubt, steht man am Ende alleine da. Auf diese und andere Krisen hätte man mit besserem Online-Krisenmanagement reagieren müssen. Die Langzeit-Fans sehen Jeffree Star's Entwicklung über die vielen Jahre, seit er in MySpace auftauchte, und wie viel Gutes er für andere Menschen tut. Viele seiner Fans kaufen wegen Morphe's Rückratlosigkeit nicht mehr bei Morphe ein.
  • Corona-Pandemie
    Im Nachhinein ist man immer schlauer, aber vielleicht hätte man in dieser Corona-Zeit Beratung, interessante Schminkwettbewerbe und Spiele über Zoom veranstalten sollen, um die in Quarantäne oder Homeoffice verbannten Menschen aufzumuntern, die Zusammengehörigkeit zu fördern und gleichzeitig bei der Stange zu halten. Die Leute hatten aufgehört sich zu schminken, weil sie niemand sehen konnte, das hätte man ändern können.
Es wäre interessant zu wissen, ob die Investoren, die damals Morphe gekauft haben, jetzt angesichts der Pleite auch Verluste haben und wie hoch die sind. Wer (Partner, Lieferanten, Dienstleiter, Angestellte etc.) muss wie viel dafür zahlen, dass sich das Unternehmen saniert? Und wer hilft denen?

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Nachtrag am 12.4.2023: Übernahme durch Geldgeber vollzogen

Das GCI Magazine berichtet am 11. April, dass die Übernahme von Forma Brands für 690 Millionen US-Dollar durch ein Geldgeber-Kollektiv bestehend aus Jefferies Finance, Cerberus Capital Management, FB Intermediate Holdings und &vest abgeschlossen sei. Zu dem Deal kam es, nachdem eine Auktion mangels Interessenten mit besseren Geboten abgesagt wurde, schreibt Retail Dive am 30. März 2023. Der neue CEO von Forma Brands heißt Cliff Moskowitz, ein New Yorker Private Equity Investor. Er ist laut LinkedIn-Profil auch Geschäftspartner von &vest, Mitgründer von Targa Partners und Vorstandsmitglied von Fullbeauty Brands. Ariana Grande hat bereits im Februar ihre Marke, die sie an Forma Brands lizensiert hatte, für 15 Millionen US-Dollar zurückgekauft. Zu Forma Brands gehören jetzt Morphe, Morphe 2, Jaclyn Cosmetics, Lipstick Queen und Born Dreamer.


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Sonntag, 2. April 2023

Lebensmittel-Lieferdienste - neue Erfahrungen mit REWE, Amazon fresh und einigen anderen

Ich habe im Laufe der Jahre immer wieder über meine Erfahrungen mit Lebensmittel-Lieferservices geschrieben. Nun hat sich wieder einiges getan: Zwei neue habe ich getestet, davon einen für gut und einen anderen für schlecht befunden, ein altbewährter ist immer noch Spitze, einer, dessen Sortiment ich sehr geschätzt habe, sah sich gezwungen, seinen Lieferdienst per Paket einzustellen und mit einem bereits bekannten Lebensmittellieferanten habe ich neue Erfahrungen gemacht. Hier lesen: Wer sind meine für gut befundenen und welche die weniger empfehlenswerten Lebensmittel-Lieferservices per Paket oder mit eigener Zustellung. (Werbung wegen Markennennung, ohne Gegenleistung, alles selbst bezahlt)

Jeder hat hinsichtlich Lebensmittel-Lieferdiensten andere Ansprüche. Mir sind neben einer bequemen Online-Abwicklung, Kundenfreundlichkeit und Zuverlässigkeit ein breites Bio-Sortiment, insbesondere auch Frischwaren, wichtig.

Dies sind meine persönlichen Erfahrungen und Bewertungen. Jemand mit anderen Bedürfnissen und Vorlieben oder in einer anderen Region wohnend, urteilt eventuell anders.

REWE-Lieferservice


Der REWE Lieferservice hat immer noch alle in älteren Beiträgen vorgestellten Vorteile – aber nur für die, die das Glück haben, im Einzugsgebiet einer der circa 12 Städte mit dem Rewe-Zustellservice zu wohnen:

Die Bestellung im REWE Online-Shop mit Lieferservice ist sehr angenehm: Der Shop ist übersichtlich, REWE hat ein umfangreiches Sortiment auch im Bio-Bereich (wenn auch immer noch ausbaufähig, vor allem bei Saison-Biogemüse aus der Region) und eine sehr gute Abwicklung. Der Mindestbestellwert liegt je nach Region zwischen 35 und 50 €. Die Liefergebühr beträgt zwischen 0 und 5,90 Euro, je nach Liefertermin, Warenkorbwert und Region (das bekommt man rechtzeitig angezeigt). Der nächstmögliche Lieferzeitpunkt ist in der Regel am übernächsten Werktag, der spätest auswählbare Termin liegt etwa 10 Tage in der Zukunft. Man kann den Liefertermin aber später verschieben, ohne dass der Einkaufwagen verloren geht, und man kann jederzeit die Waren im Einkaufswagen ändern.

REWE liefert von Montag bis Samstag von 7 bis 22 Uhr und man kann sich jeweils eines der angebotenen Zeitfenster aussuchen, die unterschiedliche Lieferkosten haben. REWE liefert seit ein paar Jahren wieder selbst aus, nachdem zwischenzeitlich DHL die Waren für REWE ausgefahren hatte (war unabhängig von der Post- und Paketauslieferung).

Man kann mit dem REWE-System sehr gut im Voraus planen. Der Liefertermin/zeitpunkt und die Produkte im Warenkorb sind bis ca. 1 Werktag vor Lieferung veränderbar. Zusätzlich gibt es auch die Möglichkeit Einkaufslisten anzulegen, die man selbst benennen kann – ich nehme gerne Monatsnamen, manchmal mit einem Zusatz 1, 2, …, andere vielleicht Themen wie Ostern, Weihnachten, Spieleabend…. Der REWE-Lieferservice eignet sich meiner Meinung nach sehr gut, für Leute wie mich, die gerne planen, aber gleichzeitig Flexibilität wünschen.

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Der REWE Lieferservice ist meiner Erfahrung nach (Freising, nördlich von München) sehr zuverlässig. Die Waren werden bei uns in Papiertüten übergeben, was wesentlich angenehmer ist als die festen, aufwändig zu entsorgenden Kartons, die man erhält, wenn man etwas per Post bestellt. Die Tüten lassen sich gut zum Küchenabfällesammeln verwenden.

In seltenen Fällen wird ein bestelltes Produkt vom Lieferschein gestrichen oder ersetzt (muss man nicht akzeptieren, wenn nicht gefällt), weil es unvorhersehbar nicht lieferbar ist – normalerweise wird die Verfügbarkeit schon beim Kassenvorgang ermittelt und angezeigt und man bekommt im Falle eines Falles Alternativen angeboten.

Die Fahrer sind in der Regel sehr freundlich und hilfsbereit. Leergut wird in dem Umfang, wie man bestellt hatte, mitgenommen und gutgeschrieben.

Auch wer Payback-Punkte sammelt, ist bei REWE richtig. Man kann diese nicht nur beim REWE-Einkauf sammeln, sondern auch bei REWE als Gutschrift einlösen. Es gibt zusätzlich verschiedene REWE eigene Punktesammelmöglichkeiten, die ich nicht wirklich durchschaue, weswegen mich das mehr frustriert als erfreut (mein Motiv online zu bestellen ist, Zeit zu sparen, ich brauche keine Beschäftigungstherapie).

Mein Fazit zu REWE
Der REWE-Lieferservice wird wegen des fast alles abdeckenden Sortiments, des relativ großen Bio-Sortimentes, der unkomplizierten Abwicklung, der Zuverlässigkeit sowie wegen der Möglichkeit zur vorausschauenden Planung bei gleichzeitig viel Flexibilität weiterhin mein Hauptlieferant bleiben. Das Bio-Sortiment könnte aber noch besser sein hinsichtlich des saisonalen Bio-Angebotes aus der Region. Wenn es dann auch noch Pfister-Brot, ein paar frische Teilchen in guter Bäckerqualität, ab und an mal auch Blumen (Bio-/Fairtrade), weniger Produkte mit Palmöl und ein paar mehr Saisonartikel (Osterhasen aus weißer Schokolade…schnief) geben würde, dann gäbe ich ihnen sogar 11 von 10 Punkten. So wie es jetzt ist, erhält REWE von mir 9 von 10 Punkten.

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Amazon fresh


Der Amazon fresh-Lieferservice* wird in den Großstädten München, Berlin, Potsdam und Hamburg angeboten. Ich wohne etwa 40 km von München entfernt und gehöre offenbar zum Liefergebiet München. Die Nachfrage scheint groß genug, dass sich das für Amazon lohnt. Auch anhand der Online-Tracking-Karte meiner Bestellung (des Lieferautos) sehe ich, dass immer auch andere in meinem Wohnort und der Umgebung im gleichen Zeitfenster beliefert werden.

ABER:
Amazon fresh kann man nur mit einer Amazon Prime Mitgliedschaft nutzen. Prime für Privatpersonen kostet monatlich 8,99 Euro oder eine jährliche Gebühr von 89,90 Euro. Zwar ist der erste Monat frei, aber wer die sonstigen Prime-Angebote nicht nutzt, muss die Prime-Kosten seinen Lebensmittelbeschaffungskosten zuordnen. Es ist eine individuelle Entscheidung, ob einem das Angebot diese Zusatzkosten wert sind.

Der Mindestbestellwert beträgt bei Amazon fresh 35 Euro, versandkostenfreie 2-Stunden Lieferfenster kann man ab 80 Euro Warenwert auswählen. Wie oft bestimmte Standorte beliefert werden, ist vermutlich von der Nähe zum Amazon-fresh-Auslieferungslager abhängig, bei mir auf dem Lande habe ich an jedem Werktagag in der Regel nur ein Lieferzeitfenster zur Auswahl: zwischen 20 und 22 Uhr abends. Wenn ich Vormittags bestelle, kann ich das Lieferzeitfenster am gleichen Abend oder das am nächsten Abend wählen.

Amazon fresh hat keine Zahlungsoption Paypal, eine Zahlungsmethode, die ich gerne nutze, dafür aber manchmal interessante Preisnachlässe – bei zwei von dreien meiner ersten Rechnungen wurden unerklärlicherweise jeweils 25 Euro gutgeschrieben (später stellte es sich als Werbeaktion heraus – für was, weiß ich bis heute nicht). Im nächsten Monat gab es das nicht mehr, allerdings ein paar winzige Gutschriften bei einzelnen Artikeln.

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Die Auswahl bei Amazon fresh ist nicht so groß wie bei REWE, vor allem, was Bio-Produkte betrifft, dafür gibt es aber ein paar Marken, die Rewe nicht im Sortiment hat – was dann ein bisschen Abwechslung bringt, wenn man sonst regelmäßig bei REWE bestellt. Am besten gefallen mir die sogenannten regionalen Lieblinge: Das sind frische Produkte aus Münchner Bäckereien, Metzgereien und ähnlichen Geschäften – die sind nicht billig, aber manchmal will man sich ja etwas Besonderes gönnen. Jedoch sind sie nicht planbar, denn jeden Tag gibt es eine andere kleine Auswahl, beispielsweise mal leckere Vanillekrapfen, mal frische Nussschnecken, mal dieses und mal jenes frische Brot, mal diese und mal jene Wurst vom Bäcker/Metzger in München – das nervt ein wenig. Eine Übersicht nach Wochentagen mit den Produkten der regionalen Lieblinge wäre hilfreich (vielleicht gibt es die, aber ich habe sie nicht gefunden)!

Die Planung finde ich persönlich bei Amazon fresh allgemein schwierig, denn man weiß vorher nicht, was es an dem gewünschten Liefertag geben wird (angezeigt werden die Produkte des nächsten möglichen Liefertermins), und man kann leider auch kein Lieferfenster weiter im Voraus reservieren und den digitalen Einkaufswagen für diesen Termin nach und nach füllen. Auch sind nachträgliche Änderungen des Einkaufswagen manchmal schwierig, beispielsweise, wenn man zur Kasse geht, um die Lieferfenster und die Verfügbarkeit der Artikel jeweils angezeigt zu bekommen. Unter Umständen muss man den ganzen Einkauf stornieren und von vorne anfangen.

Die Lieferung innerhalb des Zeitfensters ist meiner Erfahrung nach aber sehr zuverlässig und das Personal war immer freundlich und wickelte die Übergabe zügig ab. Als einmal ein Produkt fehlte, was ich erst später gemerkt und nachträglich online reklamiert habe, erhielt ich sofort eine Gutschrift. Auch eine Stornierung war problemlos möglich, als ich merkte, dass ich einen reservierten Termin nicht wahrnehmen konnte. Amazon fresh übergibt die Lebensmittel in Papiertüten, für die man im Haushalt immer eine Zweitverwendung findet, beispielsweise als Mülltüte für organische Abfälle.

Mein Fazit:
Nachdem ich jahrelang gesagt habe, ich brauche Amazon fresh nicht, haben mich jetzt doch einige Vorteile des Angebotes davon überzeugt, dass Amazon fresh auch für mich eine interessante Alternative sein kann, die für Abwechslung sorgen kann. Da das Angebot jedoch mit Amazon Prime verknüpft ist und ich Amazon Prime nicht nutze (ich bin mit TV, YouTube, Instagram, TikTok, Facebook, Twitter und Büchern bereits überlastet) und weil ich nur etwa einmal im Monat bestellen würde, ist mir diese Abwechslung nicht die monatliche Prime-Gebühr wert. Wer Amazon Prime sowieso hat und gerne mehr oder weniger spontan bei Amazon fresh etwas einkaufen möchte/muss, sollte das Angebot in seiner Region testen. Ich bin jedoch jemand, der alle Lebensmittel, Getränke, Wasch- und Putzmittel von Lieferservices liefern lässt und die Lieferungen im Voraus planen können will, dabei aber auch eine unkomplizierte Flexibilität wünscht. Ich gebe Amazon fresh in Bezug auf meine persönlichen Bedürfnisse 6,5 von 10 Punkten.

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Bringmirbio.de


Bringmirbio.de hat viele schöne Bio-Produkte im Sortiment, die die großen Platzhirsche REWE und Amazon fresh nicht haben und da ich gerne kleinere Bio-Produzenten und Geschäfte unterstütze, war ich lange Kundin.

Bringmirbio.de hat einen Lieferservice Paradieschen in seinem Einzugsgebiet und versendete ansonsten per Paket – so auch zu mir. Dieser Paketversand wurde leider inzwischen eingestellt, weil es mit den Versanddienstleistern Probleme gab - vor allem hinsichtlich zugesagtem Liefertermin ließ deren Zuverlässigkeit zu wünschen übrig. So blieben Pakete schon mal über das Wochenende ohne Vorwarnung beim Versanddienstleister stehen, was nicht nur die Qualität der Produkte minderte, sondern BestellerInnen über das Wochenende ohne frische Lebensmittel zurückließ.

Nachteilig bei der Lieferung über Paketversand durch Versanddienstleister wie DHL, DPD und andere ist außerdem, dass die Verpackung bei Lebensmitteln sehr stabil sein muss, manchmal auch Kühlelemente benötigt werden und anderes mehr, was dazu führt, dass man mehr Verpackungsmüll hat als bei einem Anbieter, der in Papiertüten selbst an die Tür liefert. Der Online-Shop und die Abwicklung waren bei bringmirbio.de ein wenig umständlicher als bei REWE, aber das war es mir wert und auch der Kontakt war nett, wenn er wegen der unzuverlässigen Versanddienstleister mal nötig war. Die Bestellung konnte man bis etwa 3 Tage vor Versanddatum noch ändern. Auch Paypal-Zahlung wurde unterstützt.

Fazit:
Ich werde Bringmirbio.de im Auge behalten, denn ich würde gerne wieder (einen Teil meiner Bio-Produkte) bei ihnen einkaufen. Vielleicht finden sie einen zuverlässigen Versanddienstleister.

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DM Versand


DM hat in seinem Online-Shop nicht nur Kosmetik- und Haushaltsprodukte, sondern auch "Vorratsschrank-Lebensmittel" - sehr viele in Bioqualität. Wegen der oft günstigen Preise für Biowaren bestelle ich neben Pflegeprodukten u. ä. gelegentlich Hartweizennudeln (aber nie wieder Dinkelnudeln oder haltbare Gnocchi), Nüsse, Linsen, Thunfisch, Olivenöl und Ähnliches bei DM. Bei Brot muss man aufpassen, wenn man wie ich kein glutenfreies Brot aus Reismehl o. Ä. mag, denn es gibt mehr Angebote aus der glutenfreien Richtung als das allgemein gebräuchlichere Brot, das (auch) Weizen enthält. Außerdem habe ich festgestellt, dass das Lebensmittel-Haltbarkeitsdatum oft nur ein paar Monate in der Zukunft liegt und nicht wie erhofft ein bis zwei Jahre. Vorräte für Notsituationen anzulegen, die man nicht alle 6 Monate austauschen will, ist mit DM-Online daher meiner Erfahrung nach nicht uneingeschränkt zu empfehlen.

Mein Fazit:
Ich schätze den DM-Versand als zusätzliche Lebensmittelbeschaffungsmittelmöglichkeit. Der Versand ist ab 59 Euro kostenlos. Wenn man die Schwelle nicht mit Lebensmitteln erreicht, legt man halt noch ein Waschmittel, Haarfarbe, Klopapier oder was man sonst an Körperpflege- und Haushaltsprodukten braucht, dazu.

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Asiafoodland


Das Sortiment ist zwar recht klein und es gibt so gut wie keine Frischwaren (kürzlich habe ich die angebotenen Kochbananen bestellt, die dann aber aus waren), andererseits bekommt man Produkte und Marken, die man im deutschen Supermarkt nicht so leicht findet (beispielsweise eine authentische Currypaste für rotes Thaicurry – Vorsicht scharf). Ich bestelle dort zwar nur selten und dann Spezialitäten wie getrocknete asiatische Pilze, Konserven asiatischer Gemüse, Currypasten asiatischer Marken, Saucen, besondere Reissorten und Ähnliches. Bei meiner letzten Lieferung war die Lieferzeit sehr lang, als ob die Dinge wirklich erst aus Asien beschafft werden mussten. Es war auch nicht alles lieferbar, das im Shop angeboten wurde und ich in den Warenkorb gepackt hatte. Trotzdem bin ich positiv eingestellt. Ich werde sicher wieder bei Asiafoodland bestellen, allerdings nichts, das ich bald benötige.

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Supermarkt24h.de


Ich habe den Online-Shop kürzlich ausprobiert, als ich ein paar Dinge sehr dringend benötigte (innerhalb der nächsten 4 Werktage). Der Name hatte mir suggeriert, es würde innerhalb von 24 Stunden geliefert (diese Annahme meinerseits war falsch).

Wäre der Versuch gut gegangen, hätte ich dort vielleicht öfter in Notlagen bestellt. Aber ich muss leider sagen, dieser erste Versuch ist sowas von schiefgegangen, dass es keine weitere Einkaufsbeziehung mehr geben wird.

Ohne jetzt das Drama im Detail zu beschreiben: Supermarkt24h.de hat ein relativ kleines Lebensmittelsortiment und es gibt kaum Bioware. Die Lieferung dauerte länger, als beim Bestellvorgang übermittelt wurde. Die erste Nachricht mit dem wirklichen wahrscheinlichen Liefertermin kam spät. Meine Stornierung und andere Wünsche wurden ignoriert. Die Lieferung kam dann ebenfalls viel zu spät, ein Produkt fehlte, eines war defekt. Vom Service fühle ich mich veräppelt. Deshalb gilt für mich: Nie wieder Supermarkt24h.de!

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