Mittwoch, 16. November 2022

Cheirosa '68 Perfume Mist von Sol de Janeiro versus Cloud Eau de Parfum von Ariana Grande

Ariana Grande’s Cloud und Brazilian Crush Cheirosa '68 von Sol de Janeiro werden beide als preisgünstige Dupes („Kopien“) von Baccarat Rouge 540, einem sehr exklusven Unisex-Duft von Maison Francis Kurkdjian, bezeichnet. Ist Brazilian Crush Cheirosa '68 von Sol de Janeiro wirklich ein Dupe und ist der Duft besser oder schlechter als Ariana Grande’s Cloud? (Werbung wegen Markennennung, keine Gegenleistung, alles selbst gekauft)

Im Gegensatz zu Baccarat Rouge 540 sind diese beiden angeblichen Dupes davon feminine Düfte. Links: Cheirosa ’68 – ein Perfume Mist von Sol de Janeiro, rechts: Cloud Eau de Parfum von Ariana Grande.
Warum will jemand überhaupt ein Baccarat-Rouge-540-Dupe haben?

Baccarat Rouge 540 ist ein berühmtes und teures Parfum von Maison Francis Kurkdjian. Der Parfümeur Francis Kurkdjian hat nicht nur für sein eigenes Haus, sondern auch für andere Marken außergewöhnliche Düfte entwickelt, ist in der Parfümwelt viel beachtet und wurde daher inzwischen zum neuen Parfum Creation Director von Dior ernannt.

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Baccarat Rouge 540 erweckte bei seinem Erscheinen 2015 viel Aufmerksamkeit, denn der Unisex-Duft war damals einzigartig, aber auch kontrovers: Einige fanden (und finden) ihn abstoßend, er röche nach Zahnarztpraxis, zu sehr nach Plastik oder metallisch, andere lieben ihn (manchmal erst nach einer Zeit der Gewöhnung) sehr – seine süße und seine rauen Seiten, wieder andere riechen ihn überhaupt nicht, sie sind für den Duft "nasenblind".

Da Baccarat Rouge 540 nicht gerade preisgünstig ist (der Duft war ursprünglich in limitierter Auflage für den Kristallhersteller Baccarat produziert worden), gibt es von ihm inzwischen einige Dupes, sogar eine „Kopie“, die Kurkdjian selbst für eine andere Marke kreiert hat, nämlich Burberry Her for women Eau de Parfum (seit 2018 auf dem Markt).

Noch etwas preisgünstiger und besonders bei jüngeren DuftliebhaberInnen und Fans begehrt, ist Ariana Grande’s Duft Cloud, der ebenfalls 2018 auf den Markt kam.

Ich selbst habe Baccarat Rouge 540 noch nie gerochen, denn ich mag eher feminine als Unisex-Düfte – und Baccarat Rouge 540 wird als Unisex beschrieben -, jedoch habe ich Ariana Grande’s Cloud ausprobiert und ich mag den Duft, obwohl ich nicht mehr jung bin (ich rieche da auch weder Zahnarztpraxis noch Metall heraus).

Als ich vor kurzem feinnebelige Haar- und Körpersprays von Sol de Janeiro recherchierte, stieß ich auf Brazilian Crush Cheirosa '68 Perfume Mist und fand ein paar Mal die Aussage von anderen Reviewern, dass Cheirosa '68 genauso wie Ariana Grande’s Cloud röche und damit ebenfalls ein Dupe von Baccarat Rouge 540 sei. Einzelne andere Reviewer, auch solche, die alle drei vergleichen konnten, nahmen die drei Düfte jedoch als völlig verschieden wahr. Ich persönlich kenne nur Cheirosa ’68 Perfume Mist und Cloud EdP. Ich finde sie verschieden, auch wenn da eine gemeinsame Note aus karamellisierendem bis verbranntem Zucker und eine Art trockene Rauheit (grenzt meinem Empfinden nach an eine Holznote) enthalten sind (offensichtlich sind das Noten, die auch Baccarat Rouge 540 enthält, dort aber anders von den Beiklängen in Szene gesetzt werden – so meine Interpretation).

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Baccarat Rouge 540

Laut Website von Francis Kurkdjian besteht sein Duft aus den Komponenten
  • Methyldihydrojasmonat
    Dies ist ein Duftmolekül, das auch in Jasmin und schwarzem Tee vorkommt, hier aber luftiger und strahlender sein soll.
  • Ambroxan TM
    Ambroxan TM ist eine synthetische Alternative zum Ambra aus dem Verdauungstrakt des Pottwales. Ambroxan hat eine starke holzige Note.
  • Virginia-Zeder
    Die Virginia-Zeder (Juniperus virginiana) trägt holzig trockene Duftnoten bei.
  • Safranal
    Safranal ist ein Safran-Derivat, weil natürlicher Safran allergieauslösend sein kann. Safranal trägt metallische, ledrige und teerartige Facetten zur Komposition bei.
Laut fragrantica.com nehmen die meisten Menschen bei Baccarat Rouge 540 als Hauptakkorde Holz, Amber, warme Gewürze und anderes mehr wahr.

Wer nur einen Vergleich von Baccarat Rouge 540 mit Cloud sucht, findet bei fragrantica.com ein Review von Eddie Bulliqui. Zusammengefasst sagt sie in etwa, Baccarat Rouge 540 sei im Vergleich zu Cloud dunkler, gleichzeitig jedoch luftiger, aber auch geheimnisvoll sowie künstlerischer/experimenteller mit karamellisierten Zuckernoten um einen Kern aus Holz-, Amber- und Safrannoten.

Von anderen BewerterInnen habe gehört, dass sie nach dem Trocknen des Duftes, dem Verfliegen der Kopfnoten und dem Entfalten der Komposition keinen Unterschied zwischen Baccarat Rouge 540 und Cloud wahrnehmen. Das ist möglicherweise aber auch eine Sache des Trainings und der Erfahrung.

Cloud EdP

Cloud wurde vom Parfumeur Clement Gavarry designed.

Laut fragrantica.com sind die Duftnoten von Ariana Grande’s Cloud EdP:
  • Kopf: Lavendel, Birne, Bergamotte.
  • Herz: Sahne, Praline, Kokusnuss, Vanillenorchidee.
  • Basis: Moschus, Holznoten.
Vergleicht man die angegebenen bzw. gefundenen Duftnoten von Baccarat Rouge 540 mit denen von Cloud, findet man bis auf “Holznoten” kaum Gemeinsamkeiten, was wohl daran liegt, dass Parfumeure nicht die ganze Rezeptur preisgeben und dass die, die mit der Nase den Dufteindrücken nachschnüffeln, nicht immer sagen können, was genau beispielsweise die Holznoten erzeugt – es könnten bei Baccarat Rouge 540 ebenfalls auch Moschus und bei Cloud ebenfalls auch Ambroxan enthalten sein. Laut dem YouTuber Parfume Guy wird die Maison-Francis-Kurkdjian-Baccarat-Rouge-540-DNA durch eine bestimmte Kombination von Moschus mit Ambroxan kreiert – das würde einiges erklären.

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Die meisten Menschen nehmen laut fragrantica.com bei Cloud vor allem die Süße, Milchigkeit und Vanille wahr. Oft wird gesagt, dass durch die fruchtigen, floralen und gourmanden Kopf- und Herznoten die Baccarat-Rouge-540-DNA für ein jüngeres, weibliches Publikum aufbereitet wurde. Es hat jedenfalls auch bei mir funktioniert, und ich gehöre zum älteren Semester.

Ich empfinde den Duft insgesamt als leicht und mild, rieche die Kokosnuss, nehme Vanilleduft und karamellisierenden/verbrennenden Zucker wahr. Aber da ist nach meinem Empfinden auch eine gewisse Strenge und Klarheit in der Komposition.

Ich finde den Duft zwar deutlich wahrnehmbar, aber gleichzeitig überraschend unaufdringlich (oder bin ich geruchsblind?), denn ich hatte mich nach den vielen Beschreibungen etwas vor der sogenannten Baccarat-Rouge-540-DNA gefürchtet und den Kauf lange herausgezögert.

Trotz des positiven Eindrucks war ich allerdings zunächst nicht wirklich hingerissen von der Duftkreation, fand sie aber auch nicht schlecht. Ich habe jedoch andere Düfte, die auch Vanille und/oder Kokosnuss enthalten, die ich lieber mag. Dieser hier ist im Vergleich leicht und hält nicht allzu lange - was nicht ganz stimmt, denn oft weht einem noch einen Tag später ganz plötzlich der Duft von karamellisierender Zuckerwatte durch die Nase. Ich finde es aber nicht grundsätzlich schlecht, wenn ein Duft nach drei bis vier Stunden weitgehend verflogen ist. So kann man ihn tagsüber tragen und abends etwas anderes wählen oder eben einfach nachsprühen. Lieber sprühe ich ein wenig nach, als zu ersticken, wenn ich versehentlich zu viel gesprüht habe.

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Inzwischen habe ich Cloud schon mehrmals getestet und mag ihn als Tages- und Alltagsduft recht gerne. Meine persönliche EdP-Wertung aktuell: 7-8/10 Punkten.

Brazilian Crush Cheirosa '68 Perfume Mist

Die Duftnoten nach Sol de Janeiro sind:
  • Kopf: Pinkfarbene Drachenfrucht (Pitahaya), Litchi-Essenz.
  • Herz: Brasilianischer Jasmin, Seeluft, Hibiskus.
  • Basis: Reine Vanille, Sonnen-Moschus (Sun Musc).
Ich habe ehrlich gesagt noch nie von Sonnen-Moschus gehört, vielleicht ist dies ja eine Kombination von Moschus mit Ambroxan – die mögliche Baccarat-Rouge-540-DNA.

Laut fragrantica.com nehmen die meisten Menschen tropische, fruchtige, blumige Noten, sowie Moschus, Vanille und weiße Blüten wahr, außerdem auch Frische, Pudrigkeit sowie marine und aquatische Noten.

Ich mochte den Duft von Cheirosa '68 Perfume Mist auf Anhieb, er ist zwar ähnlich wie Cloud EdP, aber beginnt meiner Meinung nach etwas leckerer fruchtig, bevor er zur leicht karamellisierten/etwas verbrannten Zuckerwatte (meiner Empfindung nach mit rau-holziger Note) wird. Er ist dezenter – was sicher auch daran liegt, dass er vermutlich ein Body Mist mit nur 5 % Duftöl-Anteil ist (praktisch ein Eau de Cologne, Cloud ist ein EdP, aber viele Body Mists haben nur 1-3 % Duftölanteil, für einen Body Mist scheint er also großzügig konzentriert - wobei ich die 5-%-Angabe nur für Cheirosa '62 einem Interview mit der Gründerin von Sol de Janeiro entnommen habe, möglicherweise ist die Konzentration also niedriger, denn tatsächlich rieche ich hier beim Aufsprühen den Alkohol stärker heraus). Ich finde den Cheirosa '68 Perfume Mist sehr gefällig und immer tragbar. Cheirosa '68 Perfume Mist hält auf meiner Haut 2-3 Stunden, danach ist er nur noch minimal mit viel gutem Willen wahrnehmbar. Meine Body-Mist-Wertung lautet 7,5-8,5/10 Punkten (bei Body Mists bin ich etwas weniger streng).

Fazit

Die beiden sogenannten Dupes haben fruchtige, blumige und gourmande Kopf- und Herzkomponenten.

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Cloud beginnt in meiner Wahrnehmung floraler, kühler mit einer dezenten Strenge/Schärfe, aber da sind auch cremige, vanillige Noten, die sich zunehmend ausbreiten. Trotzdem empfinde ich den Duft nicht als verspielt. Cheirosa '68 Perfume Mist ist dagegen von Anfang an weniger intensiv und meinem Empfinden nach verspielter.

Für mich riechen sie unterschiedlich. Während ich bei Cheirosa sofort eine leichte, warme, weiche Fruchtigkeit wahrnehme, finde ich bei Cloud eine mehr blumige Note mit einer gewissen Strenge, bevor auch Cloud wärmer und milchig wird und dies die Strenge ausgleicht.

Cheirosa '68 Perfume Mist ist auch in der weiteren Entwicklung wärmer, fruchtiger, milder – da ist bei mir eine Erinnerung an den fruchtigen Geschmack von Maoam-Kaubonbons, die ich als Kind liebte. Nach etwa zwei bis drei Stunden verschwindet der Duft weitgehend von meiner Haut, während sich Cloud etwas länger hält. Beide bleiben am Ende als leichter Hauch auf der Haut stehen – doch auch dann noch sind sie für mich unterscheidbar und keine "gleichen" Dupes, auch wenn sie eine gemeinsame Note, die sogenannte Baccarat-Rouge-540-DNA haben – aber es ist meiner Wahrnehmung nach eben nur eine Komponente, und man sagt ja auch nicht Sauvage Elixir von Dior sei ein Dupe vom Nivea Eau de Toilette, nur weil Sauvage auch Lavendel als einen Duftbestandteil enthält (apropos: sehenswerte Werbekampagne für Sauvage Elixir mit Johnny Depp).

Ich persönlich mag Cheirosa '68 Perfume Mist eine Idee lieber als Cloud EdP. Für mich ist sein Duft so leicht und unkompliziert, man kann praktisch nicht übersprühen. Ob ich ihn allerdings auch in einer EdP-Konzentration lieber mögen würde, kann ich nicht sagen, möglicherweise empfindet man den fruchtigen, verspielten Duftanteil dann als zu süß oder die Holzbeiklänge als zu aufdringlich.

So verschieden wie sie sind und so preisgünstig im Vergleich zu Designer- oder gar Luxusparfums, haben bei mir beide ihre Berechtigung und einen Platz (vorwiegend) als Duft, der den Alltag versüßt, bekommen.

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Sonntag, 6. November 2022

Politisch korrekt einkaufen - wo sind die Grenzen?

Verbraucher haben Macht: Was und von wem sie etwas für wie viel Geld kaufen, hat durchaus Einfluss. Doch es ist nicht einfach, ein politisch korrekter Verbraucher zu sein und mit dem richtigen Einkaufen die Welt zu retten. (Meinungsbeitrag, erste Veröffentlichung 17.10.2016, aktualisiert am 6.11.2022, Werbung wegen Markennennungen, unbezahlt)

Selig sind die, die beim Einkaufen nur auf den Preis schauen und das Produkt mit dem günstigsten Preis wählen, denke ich manchmal, wenn ich die Qual der Wahl habe. Ich muss beim Shoppen daran denken, wer von meinem Einkauf profitiert und noch mehr: wer nicht und ob und wie ich mit meinem Einkauf ein Zeichen setzen will.

Einkaufskriterien

Die, die grundsätzlich nur nach dem Preis schauen und die billigsten Eier kaufen, sind oft Menschen mit sehr wenig Geld, die gar keine Wahl haben, wenn sie bis zum Monatsende auskommen wollen, und solche, denen Sparen durch das Aufwachsen in der Vorkriegs-, Kriegs- und Nachkriegszeit zur zweiten Natur geworden ist, sie können nicht mehr umlernen (für uns jüngere oft unverständlich, wenn die dann aber Geld für Hummelfiguren, Echtschmuck und überteuerte Körperpflegeprodukte vom Teleshopping-Sender haben, wenn ihnen dort kundig suggeriert wird, dass sie sich damit selbst etwas gönnen, ein Pflaster auf das Kindheitstrauma). Mit beiden möchte ich in Wahrheit gar nicht tauschen.

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Aber wenn man genauer hinschaut, sind wir gar nicht so verschieden: Denn, auch wenn ich mit Modeschmuck zufrieden bin und ein etwas günstigeres Shampoo statt der teureren Varianten kaufe, damit ich mir statt der billigen Eier aus der Legehennenbatterie Bio-Eier und andere Bioprodukte von glücklicheren Tieren leisten kann, geht es auch mir in Wahrheit nicht nur um das Huhn, das weniger leiden muss, um die Natur und den Landwirt, sondern ich habe ebenfalls persönliche Gründe: Ich brauche ein Pflaster für mein Gewissen - für zu viel gereiste Flugmeilen in jungen Jahren, für aus Bequemlichkeit zu häufiges Autofahren, für die im Laufe der Jahre getätigten Fehlkäufe und andere Umweltsünden.

Bio oder regional - was sticht?

Während mir die Entscheidung für Bio-Produkte und besonders für Bio-Tierprodukte noch leichtfällt, weil ich mir möglichst gesundes Essen wünsche und außerdem möchte, dass Tiere ein einigermaßen gutes Leben haben und als Lebewesen respektiert werden, außerdem, dass die bäuerliche Bio-Landwirtschaft überlebt und mehr Natur und Vielfalt erhalten bleibt, bin ich mir manchmal nicht sicher, wie politisch korrekt die Bevorzugung regionaler Produkte eigentlich ist. Okay, wenn ich beim regionalen (Bio-)Bauern im Hofladen oder vom Handwerker direkt kaufe, dann macht das für mich Sinn, weil dieser kein Geld an Handelsketten abgeben muss, außerdem weil Arbeitsplätze in meiner Region erhalten bleiben, weil sowohl traditionelle Produkte und Produktionsweisen der Region erhalten bleiben und von einem etwaigen Überschuss sogar Innovationen finanziert werden können - ganz abgesehen von der häufig niedrigeren Klimabelastung (CO2-Fußabdruck). Wenn die regionalen Produkte aber aus einem Agrarindustrie-Betrieb stammen und/oder über eine ausbeuterische Handelsstruktur vertrieben werden, ist der Sinn für mich schon weitgehend dahin. Aber allgemein gefragt: Wenn man die Wahl zwischen Bioware aus dem Ausland und konventionell erzeugter Ware aus der Region hat, für was soll man sich da entscheiden?

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Stationär versus online - was ist vertretbar?

Apropos Handel: Muss man als Verbraucher im stationären Geschäft vor Ort einkaufen - wegen der Arbeitsplätze im Handel, der Steuereinnahmen der Region und der Belebung der Innenstädte in der Umgebung - oder darf man auch über einen deutschen Online-Shop, vielleicht sogar bei einem deutschen Online-/Versandhändler (wie OTTO.de * & Co.) online einkaufen?

Sind die großen amerikanischen Player (Ebay, Amazon etc.) grundsätzlich nur böse (Steuervermeidung, Lohndumping etc.) und daher zu vermeiden oder haben wir ihnen nicht einen besseren Kundenservice zu verdanken? Manche erinnern sich vielleicht noch an das allgemeine Klagen über die Servicewüste Deutschland vor 30 Jahren. Die Kundenwünsche wurden durch die wachsende Online-Konkurrenz wieder mehr in den Vordergrund gerückt (inzwischen empfinde ich das allerdings als teilweise wieder rückläufig). Dass diese neuen Online-Handelsplattformen nicht nur schlecht waren/sind, zeigen aber auch die vielen in Deutschland neu gegründeten (Klein-)Unternehmen auf diesen Plattformen. Dahinter stecken Menschen, die ihre Waren verkaufen und so in Regionen mit schlechten Jobaussichten, aber günstigeren Mieten wohnen bleiben können und in diesen Gemeinden Steuern zahlen, was hilft, diese am Leben zu erhalten.

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Und wie positioniert man sich eigentlich zu chinesischen Online-Plattformen wie Alibaba? Grundsätzlich ablehnend? Andererseits können manche deutschen Händler und Produzenten nur mit den billig in China eingekauften Materialien und Waren konkurrenzfähig bleiben. Aber dieses System drückt auf die Löhne bei uns - darf man das unterstützen?

Wo bleibt die Gerechtigkeit?

Ist die Bevorzugung regionaler Produkte gerecht? So gerne ich die eigene Region unterstützen möchte: Auch unsere europäischen und außereuropäischen Nachbarn benötigen Arbeit und Geld. Ich fühle mich auch der jungen, arbeitslosen Spanierin und genauso dem armen, griechischen Schafhirten verbunden und möchte sie unterstützen, indem ich etwas von ihnen oder ihrer Region kaufe.

Und wo ist die Grenze für Empathie oder Fairness? Die Ränder der EU? Europas? Aller westlichen Staaten/Kontinente?

Auch die Menschen in Afrika, Asien und Südamerika brauchen Arbeit und Geld. Wie sollen die Armen dort jemals ein besseres Leben haben können, wenn wir, die wir im reicheren Land wohnen, nur widerwillig von ihnen kaufen, ihre Märkte aber mit unseren Exporten subventionierter Produkte vereinnahmen, so dass dort die Einheimischen kaum Chancen mit ihren eigenen Produkten und Waren haben. Okay, es gibt den fairen Handel: Wir kaufen ein paar Luxusprodukte wie Kaffee, Tee, Schokolade und Schnittblumen mit Fair-Trade-Siegel aus diesen Ländern. Aber kann das jemals reichen?

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Fragen über Fragen, die sich ein bewusster Verbraucher bei jedem Produkt oder zumindest bei jeder Produktgruppe beantworten muss. Und dabei haben wir noch gar nicht von Qualität gesprochen... Und dann ist bei Lebensmitteln auch noch zu entscheiden, ob vegan, vegetarisch, flexitarisch oder Gemischtkost, ob low-carb oder low-fett, ob...

Seufz. Mit dem monatlichen Budget nicht nur Waren, sondern auch Gerechtigkeit zu kaufen und damit die Welt zu verbessern, ist verdammt schwer.


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Freitag, 28. Oktober 2022

Narciso Rodriguez Musc Noir Rose For Her: Liebe auf den zweiten/dritten Dufttest

Was ist dran am Hype? Duftliebe mit Verzögerung für Musc Noir Rose For Her von Narciso Rodriguez (Meinungsbeitrag**)

Ich habe es dem Duft Narciso Rodriguez Musc Noir Rose For Her nicht leicht gemacht. Dieses Pröbchen bekam ich mit einer Parfum-Bestellung bei Douglas* geschenkt. Es landete nach der ersten Riechprobe erst einmal in der Declutter-Ecke, der Duft entsprach nicht meinen Erwartungen. Zwei Wochen später kramte ich die Probe wieder hervor... und dann noch einmal... und plötzlich erwachte die Liebe zu diesem Eau de Parfum.
Mein Geruchsempfinden hat seine eigenen Befindlichkeiten. An manchen Tagen mag ich so gut wie keinen Duft, an anderen nur bestimmte. Und oft gefällt mir ein Duft beim ersten Mal Riechen überhaupt nicht, aber nach ein paar Anwendungsversuchen erwacht die Liebe. So auch beim neuen und sehr gehypten Duft von Narciso Rodriguez "Musc Noir Rose For Her Eau de Parfum (EDP)".

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Ich hatte den neuen Duft von Narciso Rodriguez schon seit ein paar Wochen auf dem Schirm, denn auf YouTube wird er von vielen der Parfum-Reviewer in den Himmel gelobt und die Komponenten klangen für mich vielversprechend. Als ich mit einer anderen Beauty-Bestellung überraschenderweise ein Duftpröbchen von diesem Duft erhielt, war ich begeistert davon, Musc Noir Rose For Her kostenlos und zuhause ausprobieren zu können.

Nach Anfangsschwierigkeiten genieße ich Narciso Rodriguez Musc Noir Rose For Her als harmonischen Wohlfühlduft mit Tiefe, ohne zu schwer zu sein, mit einem Hauch Sinnlichkeit, der aber nicht zu aufdringlich ist und mit dem ich mich auch in meinem Alter gut fühle.
Jedoch: Im ersten Moment nahm ich eine Komponente/Kombination wahr, die mich abstieß, ohne genau sagen zu können, was es war. Dieser Eindruck milderte sich zwar mit dem Trocknen und Entfalten des Duftes auf der Haut, aber die Verzauberung blieb aus und ich dachte etwas enttäuscht: Na gut, zum Glück habe ich auf diese Weise das Geld für einen Flakon des Duftes gespart. Narciso Rodriguez ist ein US-amerikaischer Modeschöpfer und die Düfte seiner Marke sind Designerdüfte, d. h. sie sind nicht zu Drogeriemarktpreisen erhältlich, wenn auch im Vergleich zu Nischen- und Luxusparfums preislich noch im Rahmen. Eine 30-ml-Flasche kostet im Sonderangebot 55,71 Euro, 50 ml über 80 Euro und 100 ml über 130 Euro. (Zum Vergleich: „Fucking Fabulous“ von Tom Ford Private Blend kostet schon in der 30-ml-Größe über 135 Euro, für einen 100-ml-Flakon muss man 360 Euro hinblättern).

Etwa zwei Wochen nach meiner ersten Geruchsprobe kam mir bei YouTube wieder eine Lobeshymne auf Musc Noir Rose For Her unter und ich gab dem Duftpröbchen eine neue Chance. Offensichtlich war mein Duftempfinden an diesem Tag anders oder ich offener für Neues – wahrscheinlich spielte auch eine Rolle, dass ich vorsichtig nur eine kleine Menge auf die Innenseite meiner Unterarme aufsprühte und mich langsam heranschnüffelte:

Plötzlich mochte ich den Duft von Musc Noir Rose, verstand die Harmonie aus Rose, Vanille und anderen Komponenten. Und beim dritten Versuch einen Tag später war ich dann geradezu hingerissen: purer Duftgenuss! Meine erste Wertung (rein nach meinem persönlichen Geschmack) lautete 5 von 10 Punkten, inzwischen bin ich bei 8,5 von 10 Punkten. Wobei dies eine rein persönliche Geschmacks-/Erfahrungswertung ist, die Dinge wie Komplexität, Duftreichweite oder wie langanhaltend der Duft, nur berücksichtigt, wenn mir etwas besonders auffällt.

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Auf der Webseite des Designers wird der Duft amber-floral genannt. Ansonsten werden Bergamotte, Moschus, Tuberose und Vanille als Komponenten erwähnt.

Laut fragrantica.com sind die Hauptakkorde, die wahrgenommen werden (in abnehmender Reihenfolge): Moschus, Vanille, Fruchtigkeit, Süße, Pudrigkeit, Rose, Tuberose (Agave polianthes) und andere. Ich nehme nach dem kleinen pfeffrigen Frische-Fruchtigkeit-Kick am Anfang später nur noch Harmonie und Wärme mit einem Schuss Geheimnis und Sinnlichkeit wahr. Für mich ist er ein Ganzjahresduft, lediglich bei großer Sommerhitze würde ich einen noch leichteren, frischeren und bei Winterkälte einen noch wärmeren Duft wählen.

Hier das Kopf-, Herz-, Basisnoten-Porträt:

Kopf: Pflaume, rosa Pfeffer, Bergamotte.
Herz: Moschus, Rose, Tuberose.
Basis: Vanille.


Ich empfinde den Duft als leicht, warm und dezent sinnlich. Er drängt sich nicht zu sehr in den Vordergrund und er verflüchtigt sich am Ende, ohne harsche Überreste zu hinterlassen.
Auf einigen Seiten von Parfum-Onlineshops fand ich Angaben für zwei weitere Duftkomponenten in der Basis: Patschuli und Wildleder. Ich bin leider nicht ausreichend dufttrainiert, um diese herausriechen zu können. Aber ich arbeite dran.

Der Duft ist meinem Empfinden nach nicht aufdringlich, jedenfalls nicht in den vorsichtigen Mengen, die ich auftrage, man kann ihn also zu jeder Gelegenheit tragen, bei der man gut riechen möcht: im Büro, während Erledigungen, zum Ausgehen oder wenn man sich einfach wohl und schön fühlen möchte.

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Ich halte Narciso Rodriguez Musc Rose Noir für Signature-Duft-tauglich. Manche bevorzugen ihn als Abendduft und tragen tagsüber Narciso Rodriguez Musc Noir auf, ein Duft der weniger feminin ist. Dass Musc Rose Noir nicht allzu lange hält, was andere kritisieren, sehe ich eher als Vorteil.

Zwar ist Narciso Rodriguez's Duft Musc Noir Rose EDP ein Duft, den man das ganze Jahr genießen kann, ich persönlich bevorzuge allerdings Temperaturen unter 25 Grad Celsius. Darüber wird er mir zu intensiv.
Lieber sprühe ich nach vier Stunden noch einmal nach, als dass ein Duft an mir und meiner Kleidung klebt und mich erstickt - zudem bei manchen Düften meiner Beobachtung nach nicht alle Bestandteile gleichermaßen lange halten, sondern hauptsächlich die dunklen, harschen Töne (das Problem habe ich bei Givenchy L’Interdit Eau de Parfum, ich vermute es ist der Vetiver-Bestandteil). Dies ist bei Narciso Rodriguez Musc Noir Rose For Her nicht der Fall: Nach dem Trocknen, wenn der Alkohol verflogen ist und die Kopfnote ihre Dominanz verloren hat, ist er warm, freundlich mit unaufdringlicher Sexyness. Er wird am Ende einfach schwächer, entschwindet sanft, und man kann ihn oder etwas anderes nachsprühen, je nachdem welchen Duft man sich für das als nächstes anstehende Ereignis wünscht – man muss nicht zwingend duschen, um den Duft nach ein paar Stunden wechseln zu können.

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** Meinungsbeitrag, unbezahlt, erwähnte Produkte selbst gekauft, Pflicht zur Werbekennzeichnung wegen Markennennung und Verlinkung, obwohl ohne Auftrag oder Gegenleistung

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