Tierkreiszeichen-Mosaik in einer Synagoge aus dem 6. Jahrhundert in Israel. | Bild: Wikimedia Commons | Gemeinfrei |
Ich bin eher der wissenschaftliche Typ. Ich glaube nicht an Horoskope, finde sie gelegentlich aber unterhaltsam. Für mich persönlich ist die Astrologie eine andere Art der Signaturenlehre - diese behauptet, dass Pflanzen beispielsweise durch Ähnlichkeiten zeigen, wofür sie gut sind: Bohnenkerne seien wegen der nierenähnlichen Form hilfreich bei Nierenleiden, Walnüsse bei Problemen mit dem Gehirn und Brennesseln wegen ihrer behaarten Blätter gegen Haarausfall.
Astrologie und die Signaturenlehre sind meiner Meinung nach Meilensteine der Wissenschaftsgeschichte. Sie zeigen, dass Menschen seit Jahrtausenden beobachten und versuchen, Zusammenhänge zu finden – nicht zuletzt, um das Leben etwas planbarer und sicherer zu machen.
Doch heute gibt bessere Methoden als Signaturenlehre oder Astrologie und zutreffendere Erkenntnisse als damals: So wie die Inhaltsstoffe von Pflanzen, die bei empirischen Untersuchungen eine Heilwirkung zeigen, heute bis ins Kleinste analysiert werden können und darauf basierend nach anderen Heilpflanzen mit ähnlichen Wirkstoffen gesucht oder darauf basierend Medikamente entwickelt werden können, so beschäftigen sich andere Wissenschaftler, Mediziner, Psychologen, Soziologen heute mit allen (uns aktuell bekannten) Faktoren, die Charakter, Verhalten, Gesundheit, Lebensqualität und in gewissem Maße die Zukunft eines Menschen prägen – von den Erbanlagen über die Zuwendung als Säugling, die Erziehung und das sonstige soziale Umfeld bis zu den Umwelteinflüssen.
Aber auch wir und unsere heutigen Erkenntnisse werden in hundert Jahren wahrscheinlich nur noch ein Stück Wissenschaftsgeschichte sein.
Mein vor einigen Jahren selbst programmiertes, nicht ganz ernst gemeintes Horoskop:
(Zum Horoskop auf das Bild klicken/tippen)
Also sind Horoskope nur Abzocke?
Aus Horoskopen lässt sich viel herauslesen. Weil sie so wage formuliert sind, scheinen sie oft zu stimmen. Leute, die anderen Horoskope verkaufen, glauben entweder selbst daran oder sie wollen aus der Gutgläubigkeit anderer Geld machen.
Als Gartenbau-Ingenieurin und Informatik-Nerd halte ich mich lieber an wissenschaftliche Fakten, statt die Astrologie und andere „Wahrsagerei“ zu romantisieren, wie ich es als Jugendliche tat. Ja, es gibt wahrscheinlich mehr Beziehungen zwischen anderen Himmelskörpern und den Menschen auf der Erde, als Menschen bisher wissen und erfassen können, aber das heißt nicht, dass die Tierkreiszeichen tatsächlich etwas über einen Menschen aussagen oder der Stand der Sterne bestimmt, welches Schicksal wir morgen erfahren (außer bei einem Himmelskörper handelt sich um einen Asteroiden, der gerade auf die Erde zurast).
Muss man an Horoskope glauben wie an eine Religion?
Meine Antwort: Ich persönlich kann zwar an Gott glauben, weil ich mich dafür entschieden habe beziehungsweise es zulasse, aber nicht an Astrologie. Astrologie ist meiner Meinung nach Geschichte - so wie die Sternenlichter, die wir am Himmel sehen, deren Licht oft hunderte Lichtjahre durchs All reist, bis wir es sehen. Im Grunde weiß man nicht, ob der Stern tatsächlich noch leuchtet, wenn man ihn sieht! Aber woran man glaubt, kann jeder für sich entscheiden, solange man anderen nicht vorschreibt, es ebenfalls zu tun.
[Apropos Glaube: Ich glaube an Gott, aber nicht an die Bibel: Sie ist ein von Männern geschriebenes Buch voller überlieferter Erzählungen, deren Teile teils über Jahrtausende entsprechend der jeweiligen Zeit verändert wurden – trotzdem stehen da interessante, und wie ich glaube, auch wichtige und wahre Dinge drin.
Und Gott ist für mich persönlich weder Mann noch Frau, nicht mal ein Lebewesen der Biologie, sondern einfach alles. Wobei ich die Vorstellung von einer Wiedervereinigung mit geliebten Menschen und Tieren nach dem Tode tröstlich finde – ich glaube allerdings nicht, dass dieses Wiederfinden in Engelsgestalt mit Flügeln stattfindet, sondern dass man wieder zum Teil des großen Ganzen wird, weil die Bausteine und Energie im ständig neu Entstehenden ewig leben. Und in dem Zustand gibt es nichts Trennendes mehr, weil es kein eigenes individuelles, egozentrisches Bewusstsein mehr gibt.
Und Jesus? Für mich ist jedes Lebewesen, das leiden muss, ein Jesus, welches das letztendlich für uns alle tut. Wir müssen dem einen Sinn geben, indem wir daraus lernen, demütig und dankbar zu sein, das Leben zu schätzen, aus eigenen und Fehlern anderer zu lernen und mehr Acht auf sich selbst und andere zu geben.]
Astrologie, Tarotkarten, Kaffeesatzlesen und andere "Wahrsagerei" kann gefährlich sein
Egal ob Horoskope, Tarotkarten oder andere "Wahrsagerei", sie alle können meiner Meinung nach gefährlich werden, wenn man sie unreflektiert nutzt und dabei in Träumen und Illusionen verharrt statt sich mit der Realität auseinanderzusetzen. (Tarotkarten' von Amazon.de - Werbelink) |
Als Jugendliche und jüngere Erwachsene war ich fasziniert davon, Horoskope zu lesen und Handlinien oder Tarotkarten zu deuten – meistens fand ich sie oder Anleitungen in "Frauenzeitschriften". Es war für mich in diesem Alter mehr als nur unterhaltsam: Ich hoffte bei jedem Horoskop, dass es mir meine idealen Charaktereigenschaften und Zukunftswünsche zuschreiben würde. Aber auch der Wunsch nach Entdeckung von etwas, das über allem stände, eine Art universelle Wahrheit/Geheimformel, wie man lebt, trieb mich damals an, mich damit zu beschäftigen. Eine Gefahr sehe ich darin, sich u.a. mit Hilfe von Astrologie und sonstiger "Wahrsagerei" in romantische Träumereien zu verstricken und viel zu lange im Hoffen und Bangen, in unguten Situationen und Mustern zu verharren.
Ein Blick in die Glaskugel: Arche 357 - als die Roboter die Menschheit retteten (Science-Fiction-Kurzgeschichte) |
Die Wahrheit hinter den Horoskopen
Fast immer gibt es für die Aussagen in Horoskopen, bei KartenleserInnen und anderen Wahrsagern zahlreiche Interpretationsmöglichkeiten und je besser das "Medium" vorher über den Klienten oder die Klientin recherchiert hat und aus der Körpersprache und anderer Signale eines Menschen lesen kann, desto zutreffender werden die Aussagen sein. Doch das hat nichts mit Astrologie selbst zu tun, sondern mit dem "Handwerk" (unter anderem, wie formuliert wird) der Deuter.
Wenn in einem Zeitschriften-Horoskop beispielsweise steht: „Am Mittwoch kann es turbulent werden. Behalten Sie einen kühlen Kopf." Dann kann sich das theoretisch auf ein entscheidendes Gespräch mit dem Chef beziehen oder auf einen angebrannten Kuchen, während der Besuch schon klingelt. Alles ist möglich.
Es kommt darauf an, welche Assoziationen man hat, und was man aus diesen macht.
Man hat meiner Meinung nach den größten Nutzen von Horoskopen und anderen Wahrsagungen, wenn man bewusst reflektiert, was man selbst aus den Zuschreibungen und Vorhersagen heraushört. "Am Mittwoch kann es turbulent werden. Behalten Sie einen kühlen Kopf." Bei so einer Ansage werden bei mir persönlich spontan eher Ängste geweckt, in Anforderungen zu ertrinken, und nicht etwa, wie möglicherweise bei jemand anderem, Vorfreude auf Tohuwabohu und reges Leben auf der Gartenparty. Das alleine sagt schon etwas aus. Und ebenfalls, ob man als erstes an eine Situation im Job oder im Privatleben denkt. Und an was genau? An die Bahnfahrt zur Arbeit mit einer Freundin, mit der man kürzlich eine kleine Meinungsverschiedenheit hatte? Das wichtige Meeting in der Arbeit, bei dem man einen einführenden Vortrag halten soll? An das Date am Abend mit einer Person, die man schon lange näher kennen lernen wollte? Beim Reflektieren der inneren Reaktion erfährt man etwas über sich und kann dem gedanklich entgegensteuern oder sich anders vorbereiten.
Horoskope können also meiner Meinung nach hilfreich sein, wenn man sie nicht als Vorhersage nimmt, sondern als Möglichkeit, sich besser kennenzulernen, um dann seine Aufmerksamkeit unter Umstände bewusst auch auf positivere Deutungsmöglichkeiten zu lenken und/oder manche Ereignisse besser vorzubereiten. Auch eine Therapie zu machen, kann ein Ergebnis einer Selbstreflektion über einen längeren Zeitraum sein.
Träume deuten: Assoziationen sind hilfreich, etwas über sich zu erfahren, aber sie sind nicht der Blick in die Zukunft
Ähnlich wie das Kartenlesen, sehe ich auch das Deuten der eigenen Träume. Es ist meiner Erfahrung nach ein Fehler, aus Träumen und den dazugehörenden Assoziationen zu folgern, dass dies ein Blick in die Zukunft ist. Auch sie sagen zunächst einmal nur etwas über Wünsche, Ängste, Belastungen, innere Kämpfe und Ähnliches aus. Assoziatitonen können aber manchmal Probleme bewusst machen und durch Intuitionen können Lösungen aufgezeigt werden, die das Unterbewusstsein bereits gefunden hat, die aber noch nicht beim Bewusstsein angekommen sind.
Mein Horoskop- und Wahrsager-Fazit
Horoskope und Wahrsagerei können Spaß machen, können aber meiner Meinung nach nicht den Charakter eines Menschen beschreiben oder die Zukunft vorhersagen. Man kann sie jedoch bewusst als Mittel benutzen, sich selbst besser kennenzulernen, entsprechende Schlussfolgerungen zu ziehen und zu reagieren. Mit Kindern und Jugendlichen sollte man über das Thema sprechen, damit sie nicht ausgenutzt oder verletzt werden können.
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