Donnerstag, 14. Februar 2013

Wie ich lernte, meinen tropfenden Wasserhahn selbst zu reparieren

Oder: Keinen Bock auf Abzocke

Tropfenden Wasserhahn reparieren -
das wollte ich eigentlich gar nicht lernen,
sondern eine Handwerksfirma beauftragen. 
Heute früh hatte ich ein Telefongespräch mit einer Firma für Heizung, Sanitär- und Elektrotechnik. Zu deren Angebotspalette gehören auch Servicearbeiten wie Reparaturen im Bad. Das Telefongespräch lief ungefähr so ab.

"Guten Tag. Bei mir lassen sich die Wasserhähne vom Waschbecken nicht mehr ohne großen Kraftaufwand schließen. Ich vermute, dass die Dichtungen ausgetauscht werden müssen. Was würde das kosten? Ich wohne im gleichen Ort."

"Was für eine Marke hat denn der Wasserhahn?"

"Das weiß ich nicht."

"Das muss aber draufstehen."

Ich ging ins Bad.
"Da steht nichts drauf. Aber das Modell ist nichts Ungewöhnliches, sieht aus, wie alle Wasserhähne: in der Mitte das Ding, wo das Wasser rauskommt, links ein Warmwasser-Drehknopf, rechts einer für kaltes Wasser."

"Da werden wir wohl die ganze Batterie austauschen müssen."

"Aber wieso denn? Der Wasserhahn ist zwar schon relativ alt - vermutlich seit dem Hausbau drin -, aber er sieht noch aus wie neu."

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"Ja, aber die Teile sind so fest verbaut, da kann man keine Dichtung austauschen."

"Und was würde ein Batterieaustausch, wie Sie ihn vorschlagen, kosten?"

"Wollen Sie einen Einhebel- oder Zweihebel-Mischer?"

"Wieder zwei getrennte Drehknöpfe."

"Etwa 85 Euro plus Mehrwertsteuer für die neue Anlage. Dazu kommen die Handwerker-Kosten für den Einbau."

"Und wie viel kostet der Handwerker für den Einbau ungefähr?"

"42 Euro pro Stunde. Der Einbau dauert ca. 1,5 Stunden."

Schluck.
"Das sind ja über 150 Euro nur wegen einem undichtem Wasserhahn. Das muss ich mir überlegen."

Natürlich brauchte ich da nicht lange überlegen. Denn wie schnell sie mir unbedingt eine neue Mischbatterie mit Armaturen verkaufen wollte, war mir Hinweis genug, dass ihr Anliegen nicht war, mir - einer potenziellen Kundin - möglichst sinnvoll zu helfen und so ein vertrauensvolles Verhältnis aufzubauen, sondern mir was Teures zu verkaufen.

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Ich habe noch einmal ins Internet geschaut, ob ich nicht doch eine brauchbare Anleitung finde, die ich als Laie kapiere und abarbeiten kann. Ich fand sie bei Tippscout - "Heimwerker: Wasserhahn tropft - so können Sie ihn abdichten". Also habe ich mich mithilfe der Tippscout-Anleitung selbst ans Werk gemacht - und tatsächlich sah mein Ventil genauso aus, wie das auf deren Bildern, sodass ich alle Einzelteile, an denen ich ansetzen musste, auch bei mir vorfand.

Da ich keine Wasserhahn-Dichtungen vorrätig hatte, habe ich die Dichtungen in ihren Lagern nur umgedreht und alles wieder zusammengebaut - als provisorische Lösung. Es funktioniert nun noch nicht top - ich muss immer noch kraftvoll zudrehen, aber besser wie vorher. Die Dichtungen habe ich während des Ausbaus auf Papier gezeichnet und werde beim nächsten Baumarkt-Besuch neue kaufen, denn natürlich halten umgedrehte verbrauchte Dichtungen nicht mehr lange durch. Möglicherweise brauche ich auch bald komplett neue Ventile, denn meine sind - wie man im Bild sieht -, ja wirklich nicht mehr ganz taufrisch. Aber jetzt weiß ich ja, wie das Auswechseln geht - obwohl ich das nie lernen wollte.

Übrigens: Am schwierigsten war es, die Ventile mittels Wasserpumpenzange (ich wusste vorher auch nicht, dass das Ding - im Bild die Zange links - so heißt) die Sechskantschrauben zu lösen, weil die da seit vermutlich seit 30 Jahren gemütlich festsaßen. Und das Herauspopeln der abgewetzten Dichtungen hat mich auch einen Fingernagel gekostet. Aber dafür habe ich 150 Euro gespart und viel gelernt.

Für die kontaktierte Firma ist meine Do-it-yourself-Reparatur in zweierlei Hinsicht schlecht: Nicht nur haben sie nun nicht einmal einen kleinen Reparaturauftrag erhalten, sondern sie werden von mir auch sicher niemals für größere Aufträge kontaktiert. Tatsächlich wollte ich die reparierende Firma nämlich kennenlernen, weil ich auf Sicht von ein bis drei Jahren eine Rundum-Badsanierung ins Auge fasse. Aber nun sicher nicht mit diesem Unternehmen.

Was wäre ein kundenfreundliches Verhalten gewesen?

Die Firma hätte einen Handwerker zur Reparatur mit verschiedenen Dichtungen, Ventilen und ein bis fünf Ersatz-Mischbatterien und einem Katalog schicken können. Hätten sich die Dichtungen auswechseln lassen, hätten sie eine zufriedene und vertrauende Kundin gewonnen. Hätten sich die Dichtungen und Ventile nicht auswechseln lassen - was man mir dann vor Ort hätte zeigen können -, dann hätten sie mir neue Batterien zur Auswahl zeigen und ich mich vor Ort entscheiden können. Sie hätten auch die neuen Batterien gleich zeigen können, um mich mit deren Schönheit zu blenden ... Es hätte viele Möglichkeiten gegeben, mich zu einer zufriedenen Kundin zu machen, die die Firma gerne weiterempfohlen hätte. Tja, ham se wohl verpasst! Und eine zweite Chance wird es nicht geben.

PS: Ich bin sicher, es gibt auch kundenorientierte Handwerker für Bad und Sanitär, sie sind nur nicht so leicht zu finden.

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1 Kommentar:

  1. Ich habe sicherheitshalber nicht nur die Dichtungen, sondern die Ventile ausgetauscht, da die nicht mehr ganz taufrisch aussahen. Beide Ventile haben zusammen unter 10 Euro gekostet.

    Einen Tipp erhielt ich in Facebook noch, wie man das Ausbauen der Ventile erleichtern kann: Man solle ein kriechendes Öl auftragen und eine Stunde abwarten, bevor man sich ans Aufdrehen macht.

    Inzwischen macht mir das Selbermachen richtig Spaß.

    Liebe Grüße

    Eva Schumann

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