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Gärtnerische Produkte - wie nachhaltig sind sie? |
Kürzlich war ich im Kundenauftrag beim Weihenstephaner Hochschulforum Gartenbau der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf (
HSWT). "Nachhaltigkeit im Gartenbau: Chancen, Risiken,
Realitäten" war das Thema der ganztägigen Veranstaltung, über welche ich
für den Auftraggeber schreiben sollte. Wie der Titel
schon sagt, ging es um das Thema Nachhaltigkeit aus Sicht des Gartenbaus – der
professionellen Pflanzen- und Lebensmittelproduktion.
Aktuelle Forschungsergebnisse und
Erfahrungen zu den Aspekten ökologische, ökonomische und soziale Nachhaltigkeit
wurden vorgestellt und diskutiert. Wie es das Thema Nachhaltigkeit aber so an sich hat, kann
man es nicht isoliert sehen, sondern muss die ganze Wertschöpfungskette von der
Beschaffung der Rohstoffe (Dünger, Pflanzerde) über die Produktion, Vermarktung/Distribution bis zur Entsorgung betrachten
und analysieren – from cradle to grave, von der Wiege zur Bahre, sozusagen.
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Während ich
den Vorträgen lauschte, wurde mir klar, wie sehr Verbraucher die
Nachhaltigkeit ihrer gekauften Produkte beeinflussen können. Sie können im Prinzip
die Bemühungen anderer Glieder in der Wertschöpfungskette mehr oder weniger zunichtemachen. Andererseits haben sie die Macht, durch ihren Einkauf die Produzenten und den
Handel zu beeinflussen. Aber wissen die Konsumenten das auch?
Beispiel
CO2-Fussabdruck
Viele Faktoren haben einen großen Einfluss auf den, CO
2-Fussabdruck,
Englisch: Product Carbon Footprint (PCF), von Gartenbauprodukten. Spargel verursacht
beispielsweise 0,7 bis 6,3 kg CO
2-Äquivalente, Erdbeeren 0,1 bis 10,2 kg,
Schnittrosen 0,6 bis 21,6 kg und Orchideen 4,3 bis 30,8 kg CO
2-Äquivalente, so Dipl.-Ing. (FH) Paul Lampert von der HSWT in seinem Vortrag.
Diese PCF-Spannweiten umfassen jeweils alle Prozesse der Produktion, der
Verteilung und beim Konsumenten. Die Spannweiten sind wegen des
Verbrauchereinflusses so enorm groß.
Natürlich verursacht ein Gemüse, das bei uns im
Winter im beheizten Gewächshaus angebaut wird, eine große Menge
klimabeeinflussender Emissionen. Andererseits belastet auch der Transport per
Flugzeug oder eine ineffiziente Distributionskette die CO
2-Bilanz. Doch
das Verbraucherverhalten bei Einkauf und häuslicher Verarbeitung kann diese
Menge im ungünstigsten Fall (wenn der Verbraucher alles falsch macht) immer noch
übertreffen – im Falle von Freilandgemüse kann der Verbraucher sogar ein
Mehrfaches an klimarelevanten Emissionen zu verantworten haben.
Während ein Gartenbaubetrieb schon aus Kostengründen
versuchen wird, den PCF eines Produktes niedrig zu halten, denn schließlich ist
der meist ein Symptom vom Verbrauch teurer Energie oder anderer Rohstoffe, sind wir Verbraucher
uns möglicherweise nicht immer bewusst, wo wir klimaschädlich handeln. Es sei aber vorweggeschickt, dass die durchschnittliche Menge der verbraucherseitigen klimarelevanten Emissionen eines
Produktes normalerweise unter der durch Produktion und Transport
verursachten liegt.
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Top-Nachhaltigkeitstipps für Verbraucher: Autofahrten reduzieren/rationlisieren, Gemüse mit wenig Wasser waschen und beim Kochen ebenfalls nicht unnötig viel Wasser nehmen.. |
Zwar ist es aus Sicht des Gärtners CO
2-sparend, wenn seine Kunden die Erdbeeren selbst pflücken, statt dass er sie ernten und zur
Vermarktung irgendwohin transportieren muss. Doch auf die gesamte Wertschöpfungskette bzw. den Lebenszyklus des Produktes bezogen kann die Selbstpflücke klimaschädlicher
als gut organisierte Importe sein – nämlich, wenn die Selbstpflücker alle von
weit her mit dem Auto zum Pflücken anreisen. Das Gleiche gilt auch für den
"Hofladentourismus". Die Nachhaltigkeit der regionalen umweltgerechten Produktion kann zunichtegemacht werden, wenn der Verbraucher mehrmals pro Woche weite Wege aufs Land raus mit dem Auto zurücklegt.
Sicher, der PCF beziehungsweise die Klimaschädlichkeit ist
nur ein Aspekt beim Einkauf von Pflanzen und Lebensmittel, aber trotzdem können
wir Verbraucher uns hier vielleicht bewusst besser verhalten: Lieber seltener mit dem Auto einkaufen und wenn, dann einen Großeinkauf tätigen, vor allem, wenn wir zum Einkaufen weiter weg müssen, außerdem Fahrgemeinschaften bilden, beim Anbieter nach einer ökologisch sinnvolleren
Verteilung der Waren und/oder beim Supermarkt nach regionalen Produkten fragen, öfter mal zu Fuß oder mit dem Fahrrad im Laden um die Ecke einkaufen etc.
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Viel Energie und damit CO
2 lässt sich übrigens auch durch Kochen mit weniger
Wasser (Kartoffeln, Gemüse) einsparen.
Beispiel Fairtrade
Fairtrade will nicht nur
bessere Lebens- und Arbeitsbedingungen der ProduzentInnen und ArbeiterInnen in den
Produktherkunftsländern im Süden erreichen, sondern fördert dort auch den
nachhaltigen Anbau, Nützlingseinsatz und Renaturierung. Fairtrade für
Schnittblumen ist eine Erfolgsgeschichte – dank deutschen VerbraucherInnen.
Inzwischen ist jede vierte Rose, die in Deutschland verkauft wird,
Fairtrade-zertifiziert! 2013 waren es 324 Millionen Stiele (2005 war man mit 3
Millionen gestartet).
Das heißt, deutschen Verbrauchern ist es wichtig, dass
die, die unsere Produkte in Afrika, Asien und Lateinamerika produzieren,
ordentlich leben und arbeiten können. Wäre dem nicht so, wären nicht so viele
Supermarktketten und der Fachhandel darauf angesprungen, denn schließlich sind
diese Produkte durch die aufgeschlagene Fairtrade-Prämie teurer. Über den
Fairtrade-Code am Produkt kann der Käufer übrigens auf der
Fairtrade-Internetseite nachschauen, was mit der Prämie des jeweiligen
Produktes geschieht.
Meine ausführlichen Berichte über alle Vorträge des Weihenstephaner
Hochschulforums Gartenbau 2014 einschließlich der Bickelpreisverleihung werden in den nächsten Ausgaben des
DEGAProduktion & Handel Magazins enthalten sein.