Mittwoch, 8. Mai 2013

Nachts im Gartencenter

"Nachts im Gartencenter" kam mir heute als Film- oder Projektidee in den Sinn, in der Art wie "Nachts im Museum" - ein Film, in dem die Ausstellungsstücke eines Museums nachts lebendig werden und Geschichte erlebbar machen. Man könnte die Pflanzen und Gartenartikel ihre Geschichten erzählen lassen. 

Ich war nämlich gerade eben im örtlichen Gartencenter - allerdings um 9 Uhr am Morgen - und wäre am liebsten gleich dageblieben - wegen der Blütenpracht, der Pflanzendüfte und wegen dem frischen Grün der Jungpflanzen. Nur leider war ich nicht alleine dort, sondern die Pflanzenabteilung des Gartencenters wurde von HobbygärtnerInnen geradezu gestürmt. Kein Wunder, denn eine solche Pflanzenfülle und -vielfalt hat man natürlich vor allem jetzt zur Hauptpflanzzeit für Sommerblumen und Gemüse. Und nicht nur ich, sondern viele andere Pflanzenliebenden wollten das ausnutzen.

Eisheiligen-Zeit - Run auf die Gartencenter

Pflanzen aus dem Gartencenter
Besuch im Gartencenter: Chili Habanero habe ich
wieder ergattert. Hoffentlich wird er so schön
wie letztes Jahr.
Wobei man mit dem Auspflanzen der frostempfindliche Pflanzen bis nach den Eisheiligen warten sollte. Die Eisheiligen Mamertus (11. Mai), Pankratius (12. Mai), Servatius (13. Mai), Bonifatius (14. Mai) und “kalte Sopie (15. Mai) halten sich nicht immer genau an den Termin. Ich habe mir, bevor ich mich zum Gartencenter aufmachte, noch schnell den Langzeit-Wetterbericht angesehen. Für die nächsten 16 Tage sind zwar noch einmal kühle Tage vorhergesagt, jedoch sollen die Temperaturen bei uns im Münchner Raum kaum unter +5 °C liegen (andererseits wäre es nicht das erste Mal, dass der Wetterbericht seine Meinung ändert). Da ich die meisten empfindlichen Pflanzen in Töpfen, Kübeln und Kästen anbaue, habe ich es riskiert. Zur Not kann man Tomaten, Auberginen, Tomatillo, Chili und empfindliche Kräuter über Nacht ins Haus holen. Doch bei mir würde es dann sehr eng werden, weshalb ich sie nur vor das Fenster ziehe.

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Gartencenter-Wunschzettel

Es gab jedenfalls einiges zu sehen im Gartencenter und ich habe auch wieder viel zu viel mit nach Hause geschleppt - obwohl ich vorher gefrühstückt habe, um nicht wieder vom Jagdfieber befallen zu werden, und obwohl ich mich bei manchem Schätzchen gebremst habe (das war vielleicht keine gute Idee, nun muss ich am Freitag noch einmal hin, weil mir eine Sommerblume gar nicht aus dem Kopf geht). Trotzdem sind auch ein paar Wünsche offen geblieben.

Zum Beispiel:

Bio-Erde gab es im Gartencenter,
für torffreie Blumenerde musste ich
in den Baumarkt fahren.
Torffreie Bio-Erde
Das heute besuchte Gartencenter hatte zwar Bio-Erde (sogar nach Bioland-Richtlinien), jedoch fand ich keine Erde ohne Torf. Ich habe mich dann für die Tomaten-Gemüse-Bio-Erde entschieden, die Torf, Rindenhumus, Ton, Kalk und organischen Dünger in nicht deklarierten Anteilen enthält. In dieser Hinsicht hatte ich kürzlich beim Baumarkt mehr Glück.

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Bio-Jungpflanzen
Die Gemüsejungpflanzen-Auswahl im Gartencenter war schon ganz okay (ich fand sogar Tomatillo-Jungpflanzen!), aber bei Bio-Jungpflanzen war die Auswahl sehr beschränkt und bereits ziemlich ausgesucht.

Fehlende oder ungenaue Sortenangaben
Mir fiel auf, dass es bei manchen Jungpflanzen keine Angaben zur Sorte gab (Deklaration als 'runde Tomate' oder 'Fleischtomate' reicht mir persönlich nicht). Mich störte auch, dass bei manchen Sorten die Kennzeichnung als Hybride fehlte (ein F1 hinter dem Sortennamen würde ja reichen). Ich habe zwar ein paar Sorten im Kopf, aber längst nicht alle!

Pflanzen von Gärtnern aus der Region
Entweder ist es mir noch nicht aufgefallen oder aber es gibt sie nicht: die Zusammenarbeit der Gartencenter mit den lokalen Gärtnern. Aus meiner Sicht als Verbraucher fehlt das - ich würde gerne Produkte von regionalen Gärtnern kaufen, ohne extra alle abklappern zu müssen.

Sortenvielfalt im Gartencenter
Zwar ist die Sortenvielfalt nicht klein, doch könnte sie noch besser sein. Denn für viele sind nicht nur die Sortenneuheiten der großen Züchter interessant, sondern sie suchen (auch oder nur) "altbewährte Sorten", "samenechte Sorten" u. ä., was in jüngster Zeit durch Ökologie und Nachhaltigkeitsanspruch in den Fokus gerückt ist und besonders die Urban Gardener anspricht.

Vielleicht ist es aber auch gut so, dass man nicht alles im Gartencenter findet, was man sich wünscht. Denn schließlich gibt es neben Gartencentern und Baumärkten auch Gärtner mit Direktverkauf ab Hof oder auf dem Wochenmarkt, Pflanzenbörsen, Gartenmessen, Gartentage und viele Möglichkeiten mehr, wo man seine Pflanzenwünsche für Garten und Balkonien erfüllen kann. Und bei manchen dieser Veranstaltungen werden die Geschichten der Pflanzen und der Gartenkultur erzählt. So wie es auch ein Film oder ein Projekt "Nachts im Gartencenter" tun könnte.

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Dienstag, 23. April 2013

Bezahlpflicht für Plastiktüten gegen Plastikmüll im Meer?

Ich bin ja in der Regel auf der Seite der Umweltbewussten und das Letzte, was ich möchte, ist, dass Flora oder Fauna durch Müll - weder Plastik-, noch Atommüll, weder an Land, noch im Meer - zu Schaden kommen. Aber ich verstehe nicht, was die Einführung einer Bezahlpflicht für Plastiktüten in Deutschland an dem schwimmenden Plastikmüll in den Weltmeeren ändern könnte. 
Mülleimer getarnt und ausgelagert auf die Terrasse

Erstens: Man muss doch für Plastiktüten in Deutschland schon lange fast überall bezahlen. Zweitens: Plastiktüten und andere Tüten bekommen meistens ein zweites und drittes nützliches Leben im Haushalt. Und Drittens: Meines Wissens landet der Hausmüll in Deutschland einschließlich der Plastiktüten in der Müllverbrennungsanlage - die Tüten können nach der Verbrennung nicht mehr ins Meer gelangen, denn sie sind weg. Woher kommen also die ganzen Plastiktüten und anderer Plastikabfall im Meer? Jedenfalls nicht aus dem normalen deutschen Hausmüll.

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Plastiktüten-Mehrfachnutzung

Ich mag nämlich Plastiktüten - in Maßen - und ich will sie auch weiterhin z. B. für meinen Mülleimer nutzen, denn im Gegensatz zu Papiertüten, Zeitungspapier oder Kartons sind sie nicht steif und sperrig und sie weichen bei Feuchtwerden nicht auf - so dass ich durch die Verwendung von gebrauchten Plastiktüten als Mülltüten jede Menge Wasser, Putzmittel und Ekel spare, weil ich meinen Mülleimer so gut wie nie auswaschen muss.

Mülleimer: Plastiktüte in abgeschnittenem Eimer in Tontopf
mit Untersetzer als Deckel
Ich bin kein Umweltschwein per se - auch wenn ich auf meiner Plastiktüte für den Mülleimer bestehe, solange es nichts anderes mit den gleichen Eigenschaften gibt. Doch ich versuche, insgesamt wenig Müll zu produzieren, und ich kaufe nur so oft eine Plastiktüte im Supermarkt, wie ich sie für meinen Mülleimer brauche (nämlich falls ich keine ausrangierte Plastiktüte mehr habe), denn ich habe jede Menge Stoffbeutel, Einkaufstaschen usw., die ich ansonsten regelmäßig und lieber zum Einkaufen benutze. Ich gehe grundsätzlich nicht leichtfertig mit Verpackungsmaterial um - zum Beispiel habe ich immer noch einige von den riesigen, bunten Papiertüten, die es Ende der 1990er Jahre auf Computermessen gab - sie haben überlebt, im Gegensatz zu manchen der Unternehmen, die es bald nach den Messen zerbröselt hat. Diese bunten Tüten nehme ich zum Beispiel zum Altpapiersammeln her und führe sie noch einmal in ihrem alten Glanz aus, wenn ich mit ihnen zum Altpapier-Container spaziere, um sie dort auszuleeren. Kartons von Lieferungen und ihr Füllmaterial hebe ich oft jahrelang im Keller oder unter der Küchenbank auf, in der Hoffnung, dass ich noch einmal eine Aufgabe für sie finde. Bekomme ich doch einmal eine stylische Plastiktüte in einem Bekleidungs- oder Schuhgeschäft geschenkt, dann sind solche Plastiktüten für mich besondere Behältnisse, die mir auf Reisen oder für den Sport als Aufbewahrungssack für getragene Wäsche, nasse Badekleidung, Schuhe oder sonst was jahrelang gute Dienste tun. Und ich bin sicher nicht die Einzige, die das so handhabt. Das ist bei sehr vielen Menschen meines Wissens auch so oder ähnlich.

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Plastiktüten werden mit dem Hausmüll verbrannt - normalerweise

Plastiktüten, die bei mir den Haushalt endgültig verlassen, tun es, wie gesagt, als Mülltüte. Die werden von einem großen Wagen abgeholt und in die Müllverbrennungsanlage gefahren. Und dass Hausmüll samt Plastiktüten in der Müllverbrennungsanlage landet, ist in Deutschland meines Wissens überall so. Daher stellt sich immer noch die Frage: Wie kommen die Plastiktüten und Plastikabfälle ins Meer? Sind es achtlos weggeworfene Plastiktüten aus Deutschland? Dann sollte es doch wohl eher Strafen für das achtlose Wegwerfen geben - zum Beispiel Verdonnern der Überführten zu Zwangs-Müllsammeln in der Natur - an Stränden, Flüssen, Gebüschen und in Wäldern. Sind es versehentlich in der Müllverbrennungsanlage oder beim Picknick weggeflogene Tüten? Dann muss man sich dazu etwas einfallen lassen. Oder soll die Abgabe in Deutschland ein Vorbild für andere Länder sein, die ihren Müll nicht verbrennen? Mir scheint, da wären Gespräche und Vereinbarungen zur Kostenbeteiligung für die Entfernung des Plastikmülls aus dem Meer, was endlich gemeinsam in Angriff genommen werden sollte, anteilig nach Verursacher sinnvoller.

Jedenfalls, die Logik, dass eine Abgabepflicht auf Plastiktüten in Deutschland irgendetwas am schwimmenden Plastikmüll im Meer ändern könnte, erschließt sich mir nicht. Das soll aber nicht heißen, dass der schwimmende Plastikmüll nicht ein wichtiges Problem ist, gegen das wir etwas unternehmen müssen - genauso wie gegen die korrodierenden Fässer mit Atommüll im Meer, die Einleitung von belasteten Abwässern aus Atomkraftwerken etc. Allerdings, der Ruf nach einer Bezahlpflicht für Plastiktüten scheint mir unsinniger Aktionismus und überflüssige Regulierung zu sein.

Ergänzung am 05.06.2013
Außerdem könnte sich das auch als Benachteiligung des stationären Handels gegenüber dem Online-Handel auswirken. Der stationäre Handel soll verpflichtet werden, Gebühren für die Plastiktüte zu verlangen, während der Online-Handel mit kostenlosem Versand nach Hause punktet - dabei sind seine Produkte auch oft in Plastik eingeschweisst und oft genug in überdimensionierten Verpackungen mit Füllmaterial gepackt.

Ich bin gespannt auf andere Meinungen.

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Dienstag, 16. April 2013

Blumenzwiebeln sind manchmal wie Überraschungseier

Tulpe 'Peer Gynt' - von Lila oder Blasslila keine Spur
Aber nicht jede Überraschung ist eine gute Überraschung.
Wenn man Blumenzwiebeln kauft, verlässt man sich im Allgemeinen auf die Abbildungen und Angaben auf der Verpackung bzw. auf der Webseite des Online-Händlers. Für die Farbauswahl spielt die Abbildung die größte Rolle, Blütezeit, Pflanzenhöhe und Pflanztiefe der jeweiligen Blumenzwiebeln entnimmt man meist dem Text. Man vertraut dem Anbieter und verlässt sich darauf, dass man das erhält, wonach es aussieht. Tja, jetzt weiß ich, dass Vertrauen nicht immer angebracht ist.


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Im letzten Herbst habe ich mir stundenlang überlegt, welche Blumenzwiebeln in welchen Farben ich in meinem neuen Staudenbeet auf dem Tiefgaragendach als Frühlingsblüher vor den Stauden haben möchte. Schließlich entschied ich mich, in der einen Ecke erst einmal nur lilafarbene botanische Krokusse und Tulpen in verschieden intensiven Lilatönen zu pflanzen - im nächsten Herbst wollte ich dort dann eventuell weitere Blumenzwiebeln nachpflanzen.

Wie geplant sind die Blumenzwiebeln in diesem Frühjahr nacheinander aufgeblüht: Kaum waren die botanischen Krokusse 'Ruby Giant' (samenshop24) verblüht - sie hatten genauso schön ausgesehen wie auf der Packung und im Internet abgebildet - öffnete sich die erste Tulpe.

Bei den Tulpen hatte ich mich für die "Romantische Tulpen-Mischung" aus 'Purple Flag' und 'Peer Gynt' entschieden (meingartenshop), die lt. Abbildung des Online-Shops einen attraktiven Mix aus hellerem und dunklem Lila ergeben sollten. Ich habe vor der Blumenzwiebelbestellung nicht weiter zu den Sorten recherchiert, sondern mich auf die Abbildung verlassen.

Verlassen hat mich dann das Vertrauen, als die erste Tulpe in Schattierungen von Rosa bis Apricot aufblühte. Da es eine helle Sorte ist, muss es sich wohl um 'Peer Gynt' handeln, die nach dem Bild lila-/fliederfarben sein sollte, der Text - den ich erst heute gelesen habe - beschreibt sie als "lavendelschimmernde rosa Tulpe" (Zitat). Also wenn ich mir meine Tulpe anschaue (Bild), erkenne ich keine Ähnlichkeit mit dem Bild des Anbieters und lavendel schimmerndes Rosa kann ich auch nicht entdecken.

Ärgerlich ist, dass meine Planerei vergebens war und ich mich von einer stylishen Farbzusammenstellung auf einem Bild habe verleiten lassen zu kaufen, ohne weiter zu den Sorten zu recherchieren. Nun ist sie schon mal da - die Tulpe 'Peer Gynt' -, und ich liebe natürlich alle meine Pflanzen - so wie man ja auch alle seine Kinder liebt - also bleibt sie auch. Aber das Vertrauen in meingartenshop hinsichtlich Tulpenmischungen ist dank einer irreführenden Abbildung dahin! Fairerweise muss ich aber sagen, dass sich die ebenfalls dort bestellten Zwiebeln vom Zierlauch Allium aflatunense 'Purple Sensation' zu einer wunderschönen Sensation auswuchsen.

"Romantische Tulpen-Mischung" bestehend aus "Purple Flag" und "Peer Gynt"

Nachgereicht: Bild: Die Romantische Tulpen-Mischung bestehend aus "Purple Flag" und "Peer Gynt", wie sie wirklich aussehen. Die Mischung gefällt mir, nur sind die Farben eben anders, als sie abgebildet waren.

Ich habe das Beet inzwischen mit ein paar Kugelprimeln Primula denticulata in Dunkelpink und Küchenschelle Pulsatilla vulgaris in Lila ein wenig gepimpt - schon sieht es gar nicht mehr langweilig aus.

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