Posts mit dem Label Kundenerlebnis werden angezeigt. Alle Posts anzeigen
Posts mit dem Label Kundenerlebnis werden angezeigt. Alle Posts anzeigen

Mittwoch, 14. Januar 2015

Lebensmittel im Internet bestellen: Gourmondo/Biomondo versus REWE-online

Wie ist es, Lebensmittel im Internet zu bestellen? Ich habe Gourmondo und REWE-online getestet. Gourmondo lieferte mit DHL aus, REWE-online hat bei uns einen eigenen REWE-Lieferservice.


Meine Vergleichskriterien für die Online-Lebensmittel-Einzelhändler (Online-Food-Retailer)
• Auswahl, Sortiment, Warenqualität, 
• Zuverlässigkeit Liefertermin, Liefergeschwindigkeit, Lieferkosten, 
• Verpackung, Entsorgung der Verpackung, 
• Zahlungsabwicklung, Reklamationsabwicklung.

Gourmondo/Biomondo
> Nachtrag: 15.11.2019
Gourmondo hat sich seit damals verändert. Die Auswahl an Bioprodukten ist geringer geworden, das neue Shop-System erscheint mir schwerfälliger und leider habe ich auch eine schlechte Erfahrung mit dem Kundenservice gemacht. Letzteres kann eine einmalige Sache gewesen sein, dennoch hat sich meine Einstellung zu Gourmondo seit dem Verfassen des Blogartikels verschlechtert.

Das Angebot im Gourmondo-Online-Shop entspricht eher dem eines Feinkostgeschäftes als dem eines Supermarkts. Das Sortiment deckt also nicht alles ab, was man für die Zubereitung von Speisen braucht, sondern bietet ausgewählte Produkte von ausgewählten Zulieferern. Bei frischem Obst und Gemüse sowie bei Quark ist die Auswahl beispielsweise sehr klein bis nicht vorhanden. Dafür findet man Spezialitäten, die in herkömmlichen Lebensmittelläden selten angeboten werden wie beispielsweise Bio-(Fleisch-)Fertigprodukte, Süßigkeiten aus dem mediterranen Raum, Bio-Limonade und viele Delikatessen mehr.

Seit einiger Zeit hat Gourmondo für Bio-Waren einen Spezialshop namens Biomondo. Als Kunde kann man zwischen den beiden Shops hin- und herpendeln.

Die Sortimente von Gourmondo und Biomondo sind nach Kategorien gegliedert und die Produkte sind sowohl über die Navigation als auch über die Suche leicht auffindbar. Bei vielen Artikeln gibt es nicht nur ausführliche Produktinformationen, sondern auch Interessantes über den Hersteller, das Anbaugebiet oder Ähnliches zu erfahren.

Nachtrag: 15.03.2020
Gourmondo hat heute per Newsletter bekannt gegeben, dass sie den Online-Shop schließen, und an Bofrost verwiesen.

Anzeige


Nach der Bestellung erhält man eine Bestätigung. Sobald die Ware an DHL übergeben wurde, erhält man die Rechnung und Versandbestätigung einschließlich der DHL-Paketnummer. Die Lieferung ist ab 29,90 Euro versandkostenfrei. Allerdings zahlt man 3 Euro Kühlzuschlag, wenn man Ware bestellt, die Kühlung benötigt.

Die Lieferungen von Gourmondo erfolgen in sehr stabilen Kartons – es wurde nie etwas beschädigt, obwohl ich häufig Waren in Gläsern oder Flaschen bestellt habe. Produkte, die gekühlt werden müssen, werden zusammen mit Kühlelementen in einen mit Isolierelementen ausgekleideten Karton innerhalb des großen Kartons gepackt. So froh man über die gute Verpackung auch ist, muss man die Kartons (und auch die Flaschen und Gläser) später entsorgen, falls man sie nicht weiterverwenden kann - das lastet auch auf dem Umweltgewissen.

Meine bei Gourmondo bestellten Waren erhielt ich selten schnell, mehrmals musste ich sogar über eine Woche auf die Lieferung warten. Die Liefergeschwindigkeit hängt bei Gourmondo von der eigenen Zulieferkette und von DHL ab. Teilweise wird auf die Lieferung des Zulieferers gewartet, der dann möglicherweise nicht oder verspätet liefert. Insofern kann man sich nicht immer hundertprozentig sicher sein, alles zu erhalten, was man bestellt hat. Meistens funktionierte der Versand wie von DHL angekündigt, aber es kam auch vor, dass der angekündigte Termin von DHL nachträglich auf den nächsten Tag verschoben wurde – möglicherweise war das aber nur ein Ausrutscher.

Bezahlen kann man bei Gourmondo/Biomondo per Vorkasse, Bankeinzug, Kreditkarte, Sofortüberweisung, Paypal und auf Rechnung mit BillPay. Was mich ein wenig geärgert hat, war, dass Gourmondo beim letzten Mal meine Zahlung über Paypal schon realisiert hatte, lange bevor meine Ware abgeschickt wurde. Positiv beeindruckt war ich dagegen von der Reklamationsabwicklung, die bei einer einzigen (von vielen) Waren notwendig war.

REWE-online
Das REWE-online-Sortiment des REWE.de-Lieferservice* ist ähnlich wie das in einem normalen REWE-Ladengeschäft: Es gibt fast alles - von frischem Obst und Gemüse über Kühlware bis zu Haushalts- und Drogeriebedarf, vieles auch in Bio-Qualität (hauptsächlich Bio nach EU-Öko-Verordnung, manches mit dem strengeren Naturland-Siegel) oder mit Fairtrade-Siegel. Vor allem als Stammkunde von REWE tut man sich leicht, nach seinen bevorzugten Produkten und Marken zu suchen. Aber auch als neuer REWE-Kunde dürfte man dank der übersichtlichen Navigation durch das Sortiment keinerlei Probleme haben. Zu den einzelnen Artikeln gibt es eine Artikelbeschreibung, Nährwertangaben und die Adresse des Herstellers.

Die Ware wird bei REWE anhand der Bestellung zusammengesucht. Wenn etwas fehlt, wird Ersatz eingepackt, den man aber nicht akzeptieren muss. Man bekommt vorab per E-Mail den Lieferschein geschickt, sodass man schon weiß, was kommt, und man sich überlegen kann, welche der Ersatzartikel man akzeptiert und welche nicht. Der Mindestbestellwert beträgt 40 Euro.




Schön ist, dass man sich während des Bestellprozesses selbst eine Lieferzeit auswählen kann, genauer ein Liefer-Zeitfenster von zwei oder mehr Stunden. Bei den Lieferterminen steht jeweils dabei, ob eine Servicepauschale für die Lieferung durch den REWE Lieferdienst anfällt oder nicht. Ab der dritten Getränkekiste wird außerdem ein Getränkeaufschlag von einem Euro berechnet. Bei meinen ersten zwei Testkäufen wurden die Termine/Lieferzeitfenster – jeweils am nächsten Arbeitstag - perfekt eingehalten und es fiel keine Servicepauschale an. Ansonsten wird eine Servicegebühr berechnet, wenn der Einkauf weniger als 100 Euro (inzwischen weniger als 120 Euro) beträgt. Die Höhe der Servicegebühr hängt vom ausgewählten Zeitfenster ab - der Betrag steht jeweils dabei, wenn man die Lieferzeit auswählt.

Sehr praktisch: Solange die bestellte Ware noch nicht für die Lieferung zusammengesucht wurde, kann man seine Bestellung noch ändern.

Geliefert wird überwiegend in leichten Papier-Einkaufstüten. Waren, die ein Aufweichen der Papiertüten verursacht hätten, waren bei meinen Lieferungen vorher in Plastiktüten gesteckt worden. Das Schöne für den Käufer: Man hat hinterher kaum Abfall, vor allem, wenn man wie ich die Tüten als Abfalltüten verwendet. Für den Auslieferer dürfte es aber nicht ganz einfach sein, mit den vielen Papiertüten zu jonglieren.

Sehr angenehm: Der REWE-Lieferservice nimmt auch Pfandflaschen zurück, schreibt Payback-Punkte gut und nimmt Gutscheine entgegen, wenn man welche hat.

Bezahlen kann man bei REWE-online per Lastschriftverfahren, auf Rechnung, mit Kreditkarte oder Paypal. Die Abbuchung erfolgt nach Lieferung der Ware – nachdem festgestellt worden ist, welche Ersatzartikel oder Preisänderungen man akzeptiert hat. Ich war mit der Abwicklung sehr zufrieden.

Das Einzige, was mir ein wenig schlechtes Gewissen verursacht hat: Meine Ware wurde nicht vom REWE-Geschäft an meinem Ort geliefert, sondern von einem REWE-Laden im Norden von München - etwa 20 km entfernt. Ich kann nur hoffen, dass die Tour bis zu mir und zurück gut ausgebucht war, so dass die CO2-Bilanz gut ist.

Fazit:
Wenn der Vorratsschrank leer ist und bereits der Magen knurrt, aber man wegen Krankheit oder Beruf nicht aus dem Haus kann, bestellt man am besten beim Lieferservice Suppe, Salat, Pizza, Pasta, asiatisches Essen oder Ähnliches. Wenn die Lieferung am nächsten Arbeitstag oder in wenigen Tagen da sein soll, ist REWE-online eine sehr gute Wahl - zumindest, wenn es den REWE.de-Lieferservice* für den Wohnort bereits gibt, denn (noch?) gibt es ihn nicht flächendeckend. Meine Erfahrungen mit der Liefer- und Zahlungsabwicklung sind bisher wirklich sehr gut.

Bei Gourmondo kaufe ich weiterhin gerne gelegentlich Spezialitäten, plane aber mehr Zeit für die Lieferung ein.



Ergänzung für XING-Premium-Mitglieder
Als zahlendes Mitglied bei XING konnte man lange Zeit, jeweils vor der Lieferung, einen Gutschein über 10 Euro ausdrucken und ihn bei der Warenübergabe dem Fahrer vom REWE.de-Lieferservice* mitgeben oder zumindest von ihm einscannen lassen. Die 10 Euro wurden dann von der Rechnung abgezogen. Der Rechnungsbetrag musste allerdings mindestens 40 Euro ohne Pfand, Tabak, Servicegebühr und Mehrwertdienste betragen. Nachtrag am 6.11.2015: Das REWE-Vorteilsprogramm bei XING ist heute ausgelaufen.

Nachtrag 17.3.2015: Mein Testsieger heißt REWE online/REWE.de-Lieferservice*
Inzwischen kaufe ich regelmäßig bei REWE online ein und nehme den REWE-Lieferservice in Anspruch. Ich habe festgestellt, dass ich über das Internet weniger hektisch, und dadurch sorgfältiger und seltener, einkaufe als im REWE-Laden oder bei anderen Lebensmittelhändlern (bei Discountern kaufe ich so gut wie nie). Das wiederum führte dazu, dass ich Pizzaservices und ähnliche Bringdienste kaum noch nutze - bei selbst zubereitetem Essen weiß man einfach, was drin ist, und Bio und Fairtrade sind mir wichtig - beides hat REWE im Sortiment, und ich hoffe auf zunehmend mehr und strengeres Bio.

Das Einsparen der Bringdienste spart außerdem ziemlich viel Geld! Dieser Umstand sowie die Erstattungen als XING-Premium-Mitglied, die kostenlose Lieferung ab 100 Euro (2016 auf 120 Euro erhöht) sowie das Sammeln von Paybackpunkten beim REWE-Einkauf (hat mir gerade eine neue hochwertige Pfanne eingebracht) machen mein neues Einkaufsverhalten preisgünstiger, obwohl ich den Auslieferern jedes Mal ein kleines Trinkgeld gebe.

Die Lieferungen kamen immer zuverlässig im gebuchten Lieferzeitfenster und die Mitarbeiter waren bisher alle sehr freundlich. Für mich ist daher nach insgesamt etwa 15 Einkäufen REWE-online mit seinem Lieferservice der eindeutige Testsieger.

Öfter vegetarisch*


* Werbelinks

Haben Sie auch Erfahrungen mit Lebensmitteln aus dem Internet gemacht? Ich freue mich, wenn Sie diese mit uns in einem Kommentar teilen.

Dienstag, 28. Oktober 2014

Kundenerlebnisse: Ärger und Freuden des Monats

Meine persönlichen Ärgernisse und Freuden als Kundin und Verbraucherin im vergangenen Monat.

Freundschaft geht manchmal auch durch den Magen
Ich wurde kürzlich von einem Freund mit einem Überraschungspaket beglückt. Das enthielt (teils frisch gekochte und gekühlt versandte) Bio-Hausmannskost wie leckeres Rindergulasch und Hühnerfrikassee. Normalerweise leiste ich mir einmal die Woche Pizza oder anderes vom Bringdienst, um mir das Kochen zu ersparen, bin aber regelmäßig im Zweifel, was die Herkunft und Qualität der Rohstoffe betrifft. Deshalb wollte mir der Freund eine Alternative aufzeigen und hat für mich verschiedene Bio-(Fertig-)Lebensmittel bei Gourmondo bestellt (Biolebensmittel, z. B. von ÖQ Herrmannsdorfer und Gut Krauscha, machen nur einen kleinen Teil des Gourmondo-Sortiments aus). Außerdem waren in dem Paket Limonaden ohne Geschmacks- und Zusatzstoffe enthalten - Bio-Rhabarber- und Zitronenlimonade aus echtem Saft hergestellt (von Fruchtmanufaktur Proviant aus Berlin) - sehr lecker. [Nachtrag: gourmondo hat seinen Online-Shop am 15.3.2020 geschlossen]

Anzeige


Die Lieferung kam mit DHL zur vorab angekündigten Zeit in einwandfreiem, wo nötig gekühltem Zustand bei mir an. Das Rindergulasch und ähnliches von ÖQ Herrmansdorfer befand sich in Einmachgläsern, das Hühnerfrikassee in Schraubgläsern - die Gerichte im Einmachglas sind im Kühlschrank immerhin zwei bis drei Monate haltbar, die Schraubgläser auch ohne Kühlung länger. Zwar sind die Preise für die eingemachten Bio-Fertiggerichte nicht gerade niedrig, aber Bringdienst-Lebensmittel kosten ja auch nicht so wenig.

Ein erster Schritt
Apropos Bringdienst: Seit Jahren denke ich schon, dass es toll wäre, wenn es Bringdienste gäbe, die Produkte aus biologischem Anbau bzw. artgerechter Tierhaltung anbieten. Einen solchen habe ich in Freising noch nicht gefunden, aber immerhin hat Mama-Pizza jetzt Bio Chicken Nuggets im Programm. 

Zweifel geweckt
Ich kaufe zwar viel in meiner näheren Umgebung zu Fuß ein, aber ab und an hole ich meinen fahrbaren Untersatz aus der Garage und fahre zum REWE zum Großeinkauf, denn dort finde ich einige der von mir geschätzten (Bio-) Marken und Produkte. Doch langsam frage ich mich, ob sich das noch lohnt, denn immer wieder verschwindet etwas aus dem Sortiment, was mir wichtig ist. Als neuestes nun möglicherweise die Bio-Eier. Denn dort, wo sonst meine Bio-Eier standen, stehen jetzt Eier, deren Verpackung fast genauso aussieht, die aber aus konventioneller Freilandhaltung sind - möglicherweise sind sie auch okay, aber solche bekomme ich auch bei meinem Metzger um die Ecke, dessen Produkte aus artgerechter Tierhaltung stammen. Ich möchte aber artgerecht + bio! Es hieß auf meine Nachfrage hin zwar, die Eier seien noch im Sortiment, aber warum dann drei Mal hintereinander nicht in der Theke? REWE, du musst mir schon was mehr und zuverlässiger bio bieten, wenn ich meinen wöchentlichen oder 14-tägigen Großeinkauf weiterhin bei dir machen soll.

Anzeige


Stimmungsaufheller
Auf der Suche nach einer Blingblingkette für ein Besondere-Gelegenheiten-Outfit, die das Dekolleté etwas mehr als sonst verdeckt, bin ich im Internet bei der Happiness-Boutique gelandet und fand genau, was ich mir vorgestellt hatte - eine schöne Modeschmuckkette für wenig Geld! Aber der Freude nicht genug: Die (nickel- und bleifreie!) Kette kam liebevoll verpackt mit einem handgeschriebenen (!) Kärtchen in einem Schächtelchen mit dem Aufdruck "Happiness Boutique" bei mir an. Da auch die Kette so schön wie abgebildet war, bringt mich schon zum lächeln, wenn mein Blick auf die Schachtel fällt - ich lasse sie derzeit noch rumstehen, weil es mich freut ;-). Noch größer ist die Freude dann jedes Mal beim Öffnen.

So unterm Strich ging es mir letzten Monat doch recht gut! Und wie war es bei euch als KundInnen oder VerbraucherInnen?

Anzeige




Samstag, 26. Juli 2014

Pflanzenfabriken: eine Variante des Urbanen Gartenbaus

Bei dem Begriff Urbaner Gartenbau denke ich zuerst an gartenbaulich genutzte Dächer, an Hochbeete in Gemeinschaftsgärten, Pflanzkisten auf "besetzten" Flächen, Mischkulturpflanzungen in Hinterhöfen, Selbstversorgung mithilfe von Töpfen, Balkonkästen und Beeten in Gemeinschaftsgärten. Vieles davon ist urbaner Freizeitgartenbau ("Urban Gardening"), einiges aber auch professioneller Urbaner Gartenbau ("Urban Horticulture", "Urban Farming", "Urban Agriculture"). Im Großen und Ganzen verbinde ich mit Urbanem Gartenbau ein bisschen Landglück und (hoffentlich auch) Ökologie in die Stadt geholt.

Aber reicht dieser "normale" urbane Pflanzenanbau, um die Ernährung einer wachsenden Zahl an Menschen in der Stadt zu sichern, vor allem, wenn man möglichst verbrauchernah erzeugen möchte?
    
Eindrücke aus einer Pflanzenfabrik in Korea 

Möglicherweise lässt sich der Bedarf an frischem Gemüse und Kräutern in deutschen Städten tatsächlich mit Freiland- und Gewächshausanbau in der Stadt oder in Stadtnähe, Zukauf vom Land und mit Importen aus anderen Ländern decken, jedenfalls solange die Bevölkerung nicht plötzlich stark wächst oder sich andere Faktoren ändern. Aber was ist mit den Megastädten in anderen Teilen der Welt? Reicht die bisherige Art des Pflanzenbaus, um viele Millionen Menschen auf engem Raum zu versorgen?

In der Metropolregion Tokio (Japan) leben jetzt schon über 36 Millionen Einwohner, in Jakarta (Indonesien) knapp 30 Millionen, in Delhi (Indien) 24 Millionen, in Seoul (Südkorea) fast 23 Millionen. Und so weiter. Und in einigen Jahren wird es in manchen dieser Städte das Vielfache sein. Müsste, auch aus Gründen der Nachhaltigkeit, nicht regional und effizienter angebaut werden?

Hier kommt eine ganz andere Art des Gartenbaus ins Spiel, die schon jetzt an vielen Orten nicht nur wissenschaftlich untersucht wird, sondern teilweise sogar schon im kommerziellen Einsatz ist: das Produktionssystem Pflanzenfabrik.

Auch wenn manche "normale" Gewächshauskultur eines Gartenbaubetriebes mit der Pflanzenkultur, wie wir sie im Garten oder auf dem Balkon praktizieren, nichts mehr zu tun hat - man denke beispielsweise an riesige Gewächshäuser mit Tomatenpflanzen, so weit das Auge reicht, die nicht in Erde, sondern in Rinnen mit Nährstofflösung (Hydroponik) stehen und durch Klimasteuerung und Nützlingseinsatz gesund erhalten und durch Hummelausbringung befruchtet werden (BR Mediathek über einen Tomaten-Betrieb mit Energie aus Klärschlamm). Zur Pflanzenfabrik ist es aber noch ein großer Schritt.

Pflanzenfabriken haben keine Fenster. Die Luftzusammensetzung und die Raumtemperatur werden permanent kontrolliert und automatisch geregelt. Produziert wird in Regalen mit vielen Fächern übereinander ("Vertical Farming"), in Rinnen mit Nährstofflösungen und mit Kunstlicht. Vor allem niedrige Gemüse, Arznei- und Gewürzkräuter, denen es nichts ausmacht, eng zu stehen, können so übereinander angebaut werden.

Wo so eine Pflanzenfabrik steht, spielt keine Rolle, da sie durch ihre Technik unabhängig von der Außenwelt betrieben werden kann. Pflanzenfabriken können im Prinzip in der Wüste, auf einem anderen Planeten oder eben auch in der Stadt errichtet werden. Das Produktionssystem Pflanzenfabrik mit seinem hohen Technologieeinsatz und seiner Flächeneffizienz ist also (auch) eine Variante des Urbanen Gartenbaus, wenn auch recht nahe an die Biotechnologie grenzend.

Mit einer Pflanzenfabrik kann nah beim Verbraucher produziert werden - in alten Fabriken, Lagerhäusern, aufgegebenen U-Bahnschächten genauso wie in Neubauten. In Japan soll es laut Urban Ag Products eMagazine, Ausgabe 6/Juli 2014 schon 170 solcher Pflanzenfabriken geben. Dort wurde die entsprechende Forschung und Entwicklung vom Staat gefördert, unter anderem um unabhängiger von chinesischen Importen zu werden: Die Japaner machten sich Sorgen wegen des dortigen Pestizideinsatzes.

Der CO2-Fußabdruck (Carbon Footprint, CFP) bei Transport und Distribution lässt sich mit Pflanzenfabriken in Verbrauchernähe vielleicht reduzieren, auch der Wasserverbrauch während der Produktion dürfte sich mit geschlossenen Nährstoffkreisläufen und unter kontrollierten Klimabedingungen verringern lassen. Durch die Regulierung von Nährstoffen und Licht lässt sich theoretisch nitratarmes Gemüse mit möglichst niedrigem Nährstoff-Input erzeugen. Aber natürlich muss man alle Glieder in Bezug auf die Nachhaltigkeit einer Wertschöpfungskette bewerten, denn die notwendige technische Ausstattung und die Betriebsenergie - vor allem für die künstliche Belichtung - fressen diese Vorteile vermutlich wieder auf.

Die äußere und innere Qualität der kleinen Gemüse aus den Pflanzenfabriken scheint gut zu sein - ich habe jedenfalls noch nichts Gegenteiliges gehört, wobei ich mich frage, ob man tatsächlich schon die Vielzahl der Mineralstoffe und Spurenelemente optimal dosieren und kombinieren kann. Aber natürlich muss man auch vorsichtig sein mit dem, was veröffentlicht wird, und alles kritisch hinterfragen, denn es gibt genügend Stakeholder, die auf das große Geschäft bei der technischen Ausstattung hoffen, wenn sich die Pflanzenfabriken ausbreiten.

Derzeit sind die Kosten der Gemüseerzeugung in Pflanzenfabriken noch zu hoch, als dass die Produkte mit Gartenbauerzeugnissen aus dem Freiland oder Gewächshaus konkurrieren zu könnten. Trotzdem ist der Anbau in der Pflanzenfabrik eine Option beziehungsweise als zusätzlicher Markt schon Realität - zumindest in Japan, Südkorea und einigen anderen Ländern.

Ich selbst bin etwas zwiegespalten. Ich mag die Vorstellung, dass mein Salat aus einem Biobetrieb kommt - mit Mischkultur, Kompostierung, Bodenpflege - lieber, als die Vorstellung, er stammte aus einer Pflanzenfabrik. Andererseits kann der Salat aus der Pflanzenfabrik unschlagbar frisch sein. Und möglicherweise gibt es für die Menschen in manchen Städten in ein paar Jahren auch gar keine Alternative, wenn sie frisches Gemüse oder Kräuter essen möchten.
    
Hier ist die Pflanzenfabrik gleich im Supermarkt untergebracht. 
Der Salat ist teurer, aber superfrisch geerntet. 

Wie ist eure Meinung zum Thema Pflanzenfabrik?

Anzeige

Montag, 7. Juli 2014

Nachhaltigkeit: Verbraucher haben Einfluss


Gärtnerische Produkte - wie nachhaltig sind sie?
Kürzlich war ich im Kundenauftrag beim Weihenstephaner Hochschulforum Gartenbau der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf (HSWT). "Nachhaltigkeit im Gartenbau: Chancen, Risiken, Realitäten" war das Thema der ganztägigen Veranstaltung, über welche ich für den Auftraggeber schreiben sollte. Wie der Titel schon sagt, ging es um das Thema Nachhaltigkeit aus Sicht des Gartenbaus – der professionellen Pflanzen- und Lebensmittelproduktion.
 
Aktuelle Forschungsergebnisse und Erfahrungen zu den Aspekten ökologische, ökonomische und soziale Nachhaltigkeit wurden vorgestellt und diskutiert. Wie es das Thema Nachhaltigkeit aber so an sich hat, kann man es nicht isoliert sehen, sondern muss die ganze Wertschöpfungskette von der Beschaffung der Rohstoffe (Dünger, Pflanzerde) über die Produktion, Vermarktung/Distribution bis zur Entsorgung betrachten und analysieren – from cradle to grave, von der Wiege zur Bahre, sozusagen. 

Anzeige


Während ich den Vorträgen lauschte, wurde mir klar, wie sehr Verbraucher die Nachhaltigkeit ihrer gekauften Produkte beeinflussen können. Sie können im Prinzip die Bemühungen anderer Glieder in der Wertschöpfungskette mehr oder weniger zunichtemachen. Andererseits haben sie die Macht, durch ihren Einkauf die Produzenten und den Handel zu beeinflussen. Aber wissen die Konsumenten das auch?

Beispiel CO2-Fussabdruck
Viele Faktoren haben einen großen Einfluss auf den, CO2-Fussabdruck, Englisch: Product Carbon Footprint (PCF), von Gartenbauprodukten. Spargel verursacht beispielsweise 0,7 bis 6,3 kg CO2-Äquivalente, Erdbeeren 0,1 bis 10,2 kg, Schnittrosen 0,6 bis 21,6 kg und Orchideen 4,3 bis 30,8 kg CO2-Äquivalente, so Dipl.-Ing. (FH) Paul Lampert von der HSWT in seinem Vortrag. Diese PCF-Spannweiten umfassen jeweils alle Prozesse der Produktion, der Verteilung und beim Konsumenten. Die Spannweiten sind wegen des Verbrauchereinflusses so enorm groß.

Natürlich verursacht ein Gemüse, das bei uns im Winter im beheizten Gewächshaus angebaut wird, eine große Menge klimabeeinflussender Emissionen. Andererseits belastet auch der Transport per Flugzeug oder eine ineffiziente Distributionskette die CO2-Bilanz. Doch das Verbraucherverhalten bei Einkauf und häuslicher Verarbeitung kann diese Menge im ungünstigsten Fall (wenn der Verbraucher alles falsch macht) immer noch übertreffen – im Falle von Freilandgemüse kann der Verbraucher sogar ein Mehrfaches an klimarelevanten Emissionen zu verantworten haben.

Während ein Gartenbaubetrieb schon aus Kostengründen versuchen wird, den PCF eines Produktes niedrig zu halten, denn schließlich ist der meist ein Symptom vom Verbrauch teurer Energie oder anderer Rohstoffe, sind wir Verbraucher uns möglicherweise nicht immer bewusst, wo wir klimaschädlich handeln. Es sei aber vorweggeschickt, dass die durchschnittliche Menge der verbraucherseitigen klimarelevanten Emissionen eines Produktes normalerweise unter der durch Produktion und Transport verursachten liegt.

Top-Nachhaltigkeitstipps für Verbraucher: Autofahrten reduzieren/rationlisieren,
Gemüse mit wenig Wasser waschen und beim Kochen ebenfalls
nicht unnötig viel Wasser nehmen..
Zwar ist es aus Sicht des Gärtners CO2-sparend, wenn seine Kunden die Erdbeeren selbst pflücken, statt dass er sie ernten und zur Vermarktung irgendwohin transportieren muss. Doch auf die gesamte Wertschöpfungskette bzw. den Lebenszyklus des Produktes bezogen kann die Selbstpflücke klimaschädlicher als gut organisierte Importe sein – nämlich, wenn die Selbstpflücker alle von weit her mit dem Auto zum Pflücken anreisen. Das Gleiche gilt auch für den "Hofladentourismus". Die Nachhaltigkeit der regionalen umweltgerechten Produktion kann zunichtegemacht werden, wenn der Verbraucher mehrmals pro Woche weite Wege aufs Land raus mit dem Auto zurücklegt.

Sicher, der PCF beziehungsweise die Klimaschädlichkeit ist nur ein Aspekt beim Einkauf von Pflanzen und Lebensmittel, aber trotzdem können wir Verbraucher uns hier vielleicht bewusst besser verhalten: Lieber seltener mit dem Auto einkaufen und wenn, dann einen Großeinkauf tätigen, vor allem, wenn wir zum Einkaufen weiter weg müssen, außerdem Fahrgemeinschaften bilden, beim Anbieter nach einer ökologisch sinnvolleren Verteilung der Waren und/oder beim Supermarkt nach regionalen Produkten fragen, öfter mal zu Fuß oder mit dem Fahrrad im Laden um die Ecke einkaufen etc.

Anzeige


Viel Energie und damit CO2 lässt sich übrigens auch durch Kochen mit weniger Wasser (Kartoffeln, Gemüse) einsparen.

Beispiel Fairtrade
Fairtrade will nicht nur bessere Lebens- und Arbeitsbedingungen der ProduzentInnen und ArbeiterInnen in den Produktherkunftsländern im Süden erreichen, sondern fördert dort auch den nachhaltigen Anbau, Nützlingseinsatz und Renaturierung. Fairtrade für Schnittblumen ist eine Erfolgsgeschichte – dank deutschen VerbraucherInnen.

Inzwischen ist jede vierte Rose, die in Deutschland verkauft wird, Fairtrade-zertifiziert! 2013 waren es 324 Millionen Stiele (2005 war man mit 3 Millionen gestartet).

Das heißt, deutschen Verbrauchern ist es wichtig, dass die, die unsere Produkte in Afrika, Asien und Lateinamerika produzieren, ordentlich leben und arbeiten können. Wäre dem nicht so, wären nicht so viele Supermarktketten und der Fachhandel darauf angesprungen, denn schließlich sind diese Produkte durch die aufgeschlagene Fairtrade-Prämie teurer. Über den Fairtrade-Code am Produkt kann der Käufer übrigens auf der Fairtrade-Internetseite nachschauen, was mit der Prämie des jeweiligen Produktes geschieht.

Meine ausführlichen Berichte über alle Vorträge des Weihenstephaner Hochschulforums Gartenbau 2014 einschließlich der Bickelpreisverleihung werden in den nächsten Ausgaben des DEGAProduktion & Handel Magazins enthalten sein.


Sonntag, 13. April 2014

Geärgert über dreckige Kartoffeln

Letztens habe ich im Bioladen meines Vertrauens mal Kartoffeln im Sack gekauft. Na ja, eigentlich war es eine feste braune Papiertüte mit 2 kg Kartoffeln darin. Sah hübsch aus die Tüte, und ich dachte, ich erspar mir das lästige Abwiegen, wie man es bei loser Ware im Bioladen immer noch tun muss, und nahm eine Tüte Kartoffeln mit.

Kartoffeln im Papiersack entpuppen sich manchmal
schmutziger als erwartet.

Als ich die Knollen dann zuhause kochen wollte und die Packung öffnete, dachte ich, ich sehe nicht recht: Die Knollen waren mit getrocknetem schwarzen Lehm überzogen.

Wenn ich Lehm kaufen und bezahlen möchte, dann gehe ich nicht in eine Lebensmittelabteilung.

Vielen Dank auch, es macht mir ja so viel Spaß, Kartoffeln zu schrubben und hinterher die Spüle zu putzen, dachte ich. Das meine ich natürlich nicht ernst, jedenfalls nicht, wenn ich das Gemüse nicht selbst herangezogen habe.

Bei Kartoffeln, Möhren und anderem Wurzelgemüse aus dem Laden erwarte ich heutzutage, dass ich saubere Ware erhalte, die ich nur kurz abbrausen, aber nicht mehrmals schrubben muss - abgesehen davon, dass man den Lehm ja auch bezahlt. Die anderen (losen) Kartoffeln im Sortiment des Ladens waren übrigens alle sauber gewaschen gewesen, nur die abgepackten in der blickdichten Tüte nicht - was ich aber nicht dem Laden, sondern dem Erzeuger/Verpacker anlaste. Und es hat auch nichts mit Bioläden per se zu tun, da ich Ähnliches vor Jahren auch bei im Supermarkt gekauften Kartoffeln erlebt habe.



Jedenfalls schaute ich nun im Internet, ob sich andere Verbraucher vielleicht auch schon beschwert hatten, fand aber nichts. Allerdings las ich von einem Kartoffelanbauer, der in einem Interview sagt, dass Kartoffeln mit Erdschicht länger haltbar seien.

Papperlapapp, ist meine Meinung dazu. Das Thema Haltbarkeit mag eine Rolle spielen, wenn man Kartoffeln in großen Mengen kauft und einlagert. Früher hatte man noch kühle, feuchte Keller unter den Häusern. Dort wurden Kartoffeln und Kohlen gelagert, nicht zuletzt, weil vieles andere dort nur vergammelt wäre. Aber erstens hat heute kaum noch jemand solche Keller und das Argument trifft doch wohl nur zu, wenn jemand große Mengen, beispielsweise 50, 100 oder mehr kg Kartoffeln, kauft. Wenn ich meine 2 kg Kartoffeln in der Küche aufbewahre, keimen die mit Erdschicht - wie ich an den nicht verbrauchten sehen konnte - genauso schnell, wie sonst die Kartoffeln ohne Erdüberzug.

Abgesehen davon: Es scheint mir auch ökologisch sinnvoller, die gesamten Kartoffeln beim Erzeuger durch eine Gemüsewaschmaschine zu jagen, bevor sie verpackt werden, als wenn jeder Konsument sie zuhause mit viel Wasser selbst bürstet.

Hauptsächlich geht es mir bei diesem Ärger jedoch um die fehlende Transparenz. Wenn man auf dem Markt oder im Laden lose Kartoffeln kauft, sieht man ja, was man bekommt. Bei Kartoffeln im Papiersack jedoch nicht. Blickdicht verpackte Kartoffeln kaufe ich jedenfalls so schnell nicht mehr, obwohl ich zugeben muss, dass die rotschalige 'Laura', die sich hinter dem Lehm verbarg, sehr gut schmeckte.

Wie ist eure/Ihre Meinung dazu? Bin ich zu pingelig?


Freitag, 22. November 2013

Sonnenblume - Pflanze des Jahres 2015

Pflanze des Jahres 2015: die Sonnenblume Helianthus
Ich mag Sonnenblumen: Sie scheinen die Sonne anzubeten und strecken sich ihr entgegen, ihre Blüten locken Bienen und Hummeln an und ihre Samen ernähren Mensch und Tier. Man meint, sie lächeln einem zu, wenn man sie ansieht, und da wo sie stehen - sei es im Garten, auf dem Balkon oder in einer Vase - verbreiten sie Glanz und Wärme und ihre Umgebung scheint bei jedem Wetter wie in Sonnenlicht getaucht.

Mit diesem Glanz möchte sich auch die "Home Garden Association" der Züchterorganisation Fleuroselect schmücken und hat das Jahr 2015 zum Jahr der Sonnenblume erkoren.

2015? Das ist doch noch so lange hin, oder? Nicht für die Saatgutzüchter/-vermehrer, (Jungpflanzen-)Gärtner und den (Gartenfach-)Handel, die sich mit Anbauflächen, Arbeitskräften und anderen Ressourcen darauf vorbereiten müssen.
Anzeige

Das Plant-of-the-Year-Projekt ist Teil einer internationalen Marketing-Kampagne für die Zierpflanzen- und Gemüse(samen)anbieter mit Fokus auf den Hobbygartenbau. Auswahlkriterien für die jeweiligen Pflanzen des Jahres sind beispielsweise:
  • Internationale Beliebtheit der Pflanze 
  • Unkomplizierter Anbau 
  • Gute Eignung für viele Klimazonen Europas 
  • Viele Sorten zur Auswahl 
  • Dass die Pflanzen aus Samen erzeugt werden 
Und natürlich soll die gewählte Pflanzenkönigin dann auch in den jeweiligen Sortimenten der Fleuroselect-Mitglieder enthalten sein und die Medien möglichst über die Garten-Medien hinaus ansprechen.

Auch für die Jahre nach 2015 wurden schon die Kronen verteilt: 2016 werden Schmuckkörbchen Cosmos und Feuerbohne Pflanzen des Jahres sein, 2017 dürfen dann Zinnien und Tomaten das Zepter schwingen. 

Ich freue mich über die Krönungen insofern, weil diese Pflanzen alle zu meinen Lieblingspflanzen gehören und als Gartenbau-Ingenieurin mit Erfahrung in der Öffentlichkeitsarbeit bin ich natürlich auch gespannt, wie sich die Aktion entwickeln wird. 

2015 wird es also die Sonnenblume sein. Sonnenblumen verbreiten nicht nur Sonnengefühle, Freude und Zuversicht, sie sind auch Symbol für Gesundheit, Natürlichkeit, Umweltschutz und Nachhaltigkeit. Als kritischer Verbraucher wünsche ich mir, dass sich Fleuroselect und seine Mitglieder auch diesen Eigenschaften bei Züchtung, Anbau und Vertrieb verpflichtet fühlen. 

Quellen und weitere Informationen 

Freitag, 16. August 2013

Überraschungs-Jungpflanzen vom Gartencenter Dehner

In dieser Gartensaison habe ich u. a. die "Tomate rundfrüchtig" aus dem Bio-Jungpflanzensortiment und die veredelte Aubergine 'Carmen' aus dem Premium-/Gourmet-Sortiment von Dehner ausprobiert.

"Rundfrüchtige Tomate" aus dem
Dehner Bio-Jungpflanzen-Sortiment,
Fruchtgewicht unter 35 g
Dieses Jahr wollte ich in meinem Topfgarten auf der Terrasse Gemüse der mediterranen und südamerikanischen Küche anbauen: Tomaten, Auberginen, Tomatillo und Chili - und dazu die entsprechenden Kräuter. Da mir derzeit kein Gewächshaus oder ein anderer geeigneter Platz für eine eigene Jungpflanzenanzucht zur Verfügung steht und da sich eine eigene Jungpflanzenanzucht auch kaum lohnt, wenn man nur eine Pflanze pro Art und Sorte braucht, machte ich mich im Mai auf zum Gartencenter Dehner, um ein paar Jungpflanzen zu kaufen. Ich war vor allem auf der Suche nach Bio-Jungpflanzen.

'Tomate rundfrüchtig' aus dem Bio-Jungpflanzensortiment

Bei den "normalen" Tomaten-Jungpflanzen gab es ein paar Sorten zur Auswahl, doch bei den Bio-Tomaten-Jungpflanzen gab es - zumindest als ich dort war - nur eine einzige Tomatensorte ohne Sortennamen. Auf dem Etikett stand nur "Tomate rundfrüchtig" - was nur einen Tomaten-Typ anhand der Fruchtform bezeichnet, aber kein Sortenname ist.

Obwohl ich irritiert war, dass der Sortenname nicht offengelegt wird und es dadurch auch nicht möglich ist, den Sortenzüchter (nicht zu verwechseln mit dem Gärtner, der die Jungpflanzen herangezogen hat) zu ermitteln, kaufte ich aus Neugier, und weil das Bioland-Siegel aufgedruckt war, diese Bio-Tomaten-Jungpflanze (Preis: 2,79 Euro).

Zuhause angekommen pflanzte ich die Tomaten-Jungpflanze aus Platzmangel mit einer Tomatillo-Pflanze zusammen in einen Kübel. Die Tomatenpflanze, eine Stabtomate, erwies sich als recht robust - als Kübelpflanze auf meiner sehr heißen Südseitenterrasse hat sie in diesem Sommer einiges an Hitze und Trockenheitsstress wegstecken müssen und gut überstanden. Sie war sehr wüchsig und benötigte reichlich Wasser und Nährstoffe - letztere bekam sie in Form von organischem Tomatendünger.

Anzeige


Tomaten-Früchte gibt es seit der zweiten Augusthälfte auch in zufriedenstellender Menge. Allerdings: Die Früchte sind klein (28 bis 32 g) und hart wie Golfbälle. Geschmacklich sind sie aber okay: aromatisch mit angenehmen Zucker-Säure-Verhältnis. Wegen ihrer Schnittfestigkeit eignen sich diese Tomaten gut für Salat und als Beilage zur Brotzeit. Da die Früchte wirklich sehr fest sind und eine harte Schale haben, überstehen sie vermutlich auch lange Wanderungen in einer Brotzeitbox. Bei einer Tomatenschlacht möchte ich allerdings nicht von einer solchen Tomate getroffen werden - das gäbe blaue Flecken und Beulen.
Die rundfrüchtigen Tomaten aus den Bioland-Jungpflanzen von Dehner
waren sehr klein und fest, aber gut im Geschmack.

Warum keine Transparenz hinsichtlich des Sortennamens?

Mich stört, dass auf dem Etikett kein Sortenname genannt wird. So weiß man beim Kauf nicht, was einen erwartet. Kenne ich die Tomaten-Sorte und hatte sie schon einmal? Ist es eine Hybridsorte oder eine Sorte, die ich weitermehren kann? Wer war der Sortenzüchter? All dies kann man nämlich erst anhand des Sortennamens feststellen bzw. in der EU-Datenbank recherchieren. Und das wollen viele Hobbygärtner/urbane Gärtner, z. B. wenn Sie die Saatgutsorten aus dem Hause Monsanto bzw. die Tochterunternehmen dieser oder anderer Firmen boykottieren wollen.

Allerdings gibt es auf der Rückseite des Etiketts der "Tomate rundfrüchtig" sowie auf der Dehner-Homepage Informationen zu Standort, Verwendung, Besonderheiten (Bioland) und Tipps. Auf dem Etikett wird übrigens ein Fruchtgewicht von 80 bis 100 g, auf der Webseite ein Fruchtgewicht von 100 bis 120 g angegeben. Meine reifen Tomaten kommen jedoch kaum über
30 g.

Anzeige


Auf der Etikettrückseite ist auch der Bioland-Betrieb genannt, der die Jungpflanzen nach den Vorschriften von Bioland aus Saatgut herangezogen hat. Über das Internet fand ich eine E-Mail-Adresse und fragte nach der Sorte. Die Antwort steht noch aus - allerdings habe ich auch erst vor zwei Tagen geschrieben.

Auberginensorte 'Carmen', veredelt und aus dem Premium-/Gourmet-Sortiment

Ist das tatsächlich die Auberginen-Sorte 'Carmen'?
Leider fand ich im Gartencenter keine Auberginen-Jungpflanze in Bio-Qualität, sondern nur die veredelte Auberginensorte 'Carmen' aus dem Dehner-Gourmet-Sortimant (Preis: 4,29 Euro). Sie bekam bei mir einen großen Kübel und einen Platz auf der Südseiten-Terrasse.

Während der Regenphase wurden die Blüten und ein Teil der Blätter von Schnecken gefressen, doch während der darauf folgenden Hitzewelle erholte sich die Pflanze und bildete reichlich neue Blüten und Früchte. Da schon die relativ kleinen Früchte (50 bis 80 g) wie erntereif aussahen (glänzende Schale, leichtes Nachgeben bei Druck) recherchierte ich zu der Sorte im Internet und guckte mir nun auch das Etikett genauer an. Für die Auberginensorte 'Carmen' fand ich als Züchter Rijk Zwaan Zaadteelt en Zaadhandel BV. Doch die Beschreibung auf dessen Internetseite und auch die Abbildung auf dem Etikett passen nicht zu meiner Aubergine, die auffällige, kräftig lilafarbene Blüten, dunkle Stengel und Blattadern und dunkle Kelche hat - wie japanische Auberginen (nur eben kleiner) oder wie Mini-Auberginen (aber mit länglicher Frucht).

Anzeige


Fazit: Jungpflanzen vom Gartencenter Dehner sind für Überraschungen gut

Kleine bis mittlere Abweichungen bei Aussehen und Größe finde ich bei Pflanzen und ihren Früchten ganz normal, aber meine Tomaten sind nur halb bis ein Drittel so groß, wie sie laut Beschreibungen sein sollten, und meine Auberginenpflanze sieht ganz anders aus als 'Carmen' und die Früchte sind etwa ein Drittel so groß wie die einer normalen Aubergine. Wie kann das passieren bei einer so teuren Premium-Jungpflanze?
Sowohl die Tomaten als auch die Auberginen sind winzig
und entsprechen nicht der Sortenbeschreibung
Man könnte jetzt natürlich spekulieren, dass in den Kübeln auf meiner Südseitenterrasse alles kleiner wird als normal. Dem widersprechen allerdings meine Erfahrung mit dem Habanero-Chili, den ich auch als Jungpflanze beim Gartencenter Dehner gekauft und in einen Tontopf gepflanzt habe und dessen Früchte nun aber größer sind als die, die ich in den letzten Jahren aus anderen Quellen hatte (zu Schärfe und Geschmack kann ich noch nichts sagen).

Letztendlich schmecken mir die "Tomaten rundfrüchtig", auch wenn ich mir keine solch hartschalige, kleinfrüchtige Sorte ausgesucht hätte - und ich werde sie auch nicht noch einmal kaufen, denn hartschalige Bio-Tomaten bekomme ich auch im Supermarkt. Vor allem aber stört mich die fehlende Transparenz seitens des Gartencenters, denn der Sortenname gehört meiner Ansicht nach auf dem Etikett genannt.

Die Auberginensorte hingegen würde ich gerne noch einmal kaufen, weil mir die kleinen Früchte gefallen haben und die Blüten wunderschön sind. Da meine Pflanze und ihre Früchte jedoch völlig anders aussehen als beschrieben, bin ich nun verunsichert, welche Sorte ich eigentlich habe.

Schade. Ist irgendwie dumm gelaufen - für beide Seiten. Nächstes Mal kaufe ich vielleicht doch lieber wieder direkt beim Gärtner?
Anzeige

Freitag, 19. Juli 2013

Buddha-Figuren bei Obi

...helfen nicht gegen Blasen an den Füßen

Von wegen, nur Männer lieben Baumärkte. Frauen doch auch!

Nicht nur, weil es da so viel Zeugs gibt, von dem man noch nie gehört hat und bei manchem nicht wusste, dass man es als Bauteil besaß, bevor es kaputt ging und man im Baumarkt Ersatz suchen musste. Oder wegen der Terrassen-Möbel, Solarlampen und dem Bastelbedarf. Frauen lieben Baumärkte auch, weil ein Besuch dort bei Regen, Glatteis oder Hitze den Outdoor-Sport ersetzen kann! Die amerikanischen Rentner walken morgens in den unendlichen Fluren der Shopping-Malls, während die Regale in den Geschäften auf den Verkaufstag vorbereitet werden. Ich walke gerne durch die riesigen Baumärkte während der Einkaufszeit: Einkaufen und Sport in einem - und manchmal ist sogar Schlammcatchen im Baumarkt im Preis mit drin.

Ein Besuch im Baumarkt ist für mich immer auch ein kleiner Ausflug - ein Stündchen, in dem ich den Alltag hinter mir lasse und mich auf die wundersame Welt von Baumeister Bob und Tim Taylor, den Heimwerkerkönig, einlasse. Inzwischen kann ich Verkäufern gegenüber sogar artikulieren, was ich suche, wenn ich was suche, da ich die Bezeichnungen für Ersatzteile und Werkzeuge vorher im Internet recherchiere oder in einem Handwerksbuch für Anfänger nachschlage, das mir ein lieber Zeitgenosse kürzlich geschenkt hat.

Gestern benötigte ich zwar nichts Handwerkliches, sondern nur eine kleine Packung organischen Dünger für den Garten, aber die Gelegenheit wollte ich nutzen. Zwar hätte ich den Dünger auch im Internet bestellen können, aber dann hätte ich die Versandverpackung beim städtischen Wertstoffhof entsorgen müssen. Dann doch lieber einen Ausflug in den Baumarkt machen, hatte ich mir gedacht. So bekomme ich den Dünger sofort und dazu auch gleich etwas Bewegung - die Gartenartikel und Pflanzen sind nämlich die vom Ein- und Ausgang am weitesten entfernten Sortimente.

Mein neues, kleines und spritsparendes Auto (das mit dem Carsharing habe ich doch nicht geschafft) freute sich auch, mal aus der Garage zu dürfen, und so gurkten wir am gestrigen sonnigen Morgen zuerst in den Supermarkt und dann zu Obi.

Ich hatte zwar vorausschauend flache Ballerinas angezogen, aber als ich beim Baumarkt ankam und einen Einkaufswagen holte (unbewusst hoffte ich wohl von Anfang an, dass ich neben der Düngerpackung noch anderes finden würde), bemerkte ich meine Fersen. Das war schlecht, denn man spürt Körperteile nur dann, wenn mit ihnen irgendwas nicht stimmt. (Warum muss man seine Füße eigentlich jedes Jahr wieder an die schöneren seiner Sommer- oder Winterschuhe gewöhnen?)

Ich ignorierte die Fersen und ging zügig mit meinem Einkaufswagen Richtung Eingang - Walken (= Sport) stand auf meinem Plan, nicht Schlendern! Gerade wollte ich den Präsentationsbereich für Saison-Highlights vor den automatischen Eingangsschranken durchqueren, als ich bemerkte, dass ich von lauter steingrauen Männern umzingelt war, die alle zufrieden ins Nichts lächelten. Mit quietschenden Bremsen blieb ich stehen: Buddha-Figuren bei Obi?

Ich hatte schon mehrmals Zeitungsartikel in der Art "Buddha-Figuren sind die neuen Gartenzwerge" gelesen. In natura hatte ich Buddhas jedoch bisher nur in Thailand oder in asiatischen Gärten gesehen. Ich erinnerte mich plötzlich an die Kolumne von Harald Martenstein im ZEIT-Magazin, wo er meinte, er sei wohl bald der letzte Deutsche ohne Buddha. Ich hatte gedanklich den Finger gehoben: Hier ist noch so ein Mensch.

Anzeige


Und da standen sie nun leibhaftig: Buddha-Figuren - als Saisonartikel in einem deutschen Baumarkt!

Ich ging nachdenklichen Schrittes weiter und die Eingangsschranken öffneten sich einladend vor mir.

Irgendwie hatte ich mir nie darüber Gedanken gemacht, wo sich der Mensch seinen Deko-Buddha für die Wohnung oder den Garten eigentlich kauft. Grübelnd darüber, ob man überhaupt religiöse Symbole zu Deko-Zwecken nutzen sollte, durchquerte ich den Baumarkt - hundert Meter für hundert Meter, ohne irgendetwas links oder rechts wahrzunehmen.

Ja sicher, als es Mode war, trugen viele junge Frauen bei uns mit Zirkonien oder Edelsteinen verzierte Kreuze an ihren Halsketten, ohne dass sie damit eine religiöse Aussage machen wollten. Die Kreuze wurden von den meisten nur als hübsche Schmuckstücke wahrgenommen. Und andere Menschen hängen sich Sammlungen christlicher Reliquien ins Wohnzimmer. Warum also nicht auch Buddha-Statuen im Garten? Offensichtlich mag der Mensch Dinge, die ihn in positive Stimmung versetzen, und seit Gartenzwerge zum Symbol deutschen Spießertums wurden, klaffte da eine Lücke.

Inzwischen war ich einen halben Kilometer gelaufen und beim Gartenbedarf angekommen. Gedankenverloren stellte ich die Packung mit dem Dünger, wegen dem ich gekommen war, in den Einkaufswagen und schob ihn dann weiter in den Pflanzen-Ausstellungsbereich. Doch ich konnte mich heute gar nicht auf Gartenstauden, Sträucher, Kletterpflanzen und Co. konzentrieren. Lediglich ein hübscher Lavendel konnte mein Interesse wecken, und nachdem ich ihn in den Einkaufswagen gestellt hatte, machte ich mich auf den Rückweg.

Anzeige


Und was denken die Menschen in den Ursprungsländern der Buddha-Figuren darüber, wie ihre religiösen Symbole bei uns verwendet werden?, ging mir durch den Kopf. Wissen sie es, machen sie sich Gedanken darüber? Verletzen wir ihre Gefühle damit? Und: Darf uns das egal sein?

An der Kasse angekommen drängten sich mehr und mehr meine schmerzenden Fersen in den Vordergrund. Inzwischen brannten sie so stark, dass ich wusste, dass die Blasen aufgerieben waren. Nächstes Mal würde ich für den Ausflug in den Baumarkt wieder die ausgelatschten Sommer- wie Winter-Sportschuhe anziehen, notierte ich mir in Gedanken.

Nachdem ich Dünger und Lavendel bezahlt hatte, passierte ich wieder die Buddha-Parade im Eingangsbereich. Ich muss zugeben, sie strahlten Ruhe und Würde aus, selbst zwischen Aufsitzmähern und Sonderangeboten. Träumen sie von Bali, Thailand oder von wo man sie sonst entführt hat?

Gegen Blasen an den Füßen helfen sie jedenfalls nicht. Aber das hätte man von einem Gartenzwerg ja auch nicht erwartet.

Anzeige

Donnerstag, 27. Juni 2013

DIE ZEIT - Aboservice ist Spitze

Knapp 1 1/2 Jahre lang habe ich die Wochenzeitung DIE ZEIT in gedruckter Form abonniert gehabt und war eine überaus zufriedene Leserin und Abonnentin. Tatsächlich bin ich manchem meiner Bekannten damit schon auf den Wecker gegangen, wenn ich mal wieder sagte: Du, darüber habe ich in der ZEIT letztens dies und das gelesen.

DIE ZEIT - eine Wochenzeitung, die nicht nur schlau und Spaß macht, sondern auch einen
kundenfreundlichen Aboservice hat.
Leider kam ich in den letzten Wochen mit dem Lesen einfach nicht mehr nach, weil ich nebenbei so viele Fachzeitschriften lesen und dummerweise auch Geld verdienen musste, so dass ich mich entschloss, eine Pause einzulegen und mir DIE ZEIT vorübergehend nur bei freien Lesekapazitäten oder speziellem Informationsbedarf am Kiosk zu kaufen. Ich kündigte also mein Abonnement gestern Nacht per E-Mail zum frühestmöglichen Zeitpunkt. Ich war tatsächlich mental darauf eingestellt, nun mindestens bis zum Ablauf des bereits bezahlten Zeitraums, bis Jahresende oder sonst wann warten zu müssen, wie man es ja von vielen Unternehmen (vor allem Telekommunikationsunternehmen) gewöhnt ist. Aber ÜBERRASCHUNG: Heute Morgen bekam ich die Bestätigung der Kündigung per E-Mail: Die heutige Ausgabe war meine letzte Ausgabe und ich bekomme das zu viel bezahlte Geld zurück!

Das ist doch nun wirklich sehr kundenfreundlich und nimmt einem auch die Angst davor, wieder ein Abonnement abzuschließen, sobald es zeitlich weniger eng ist, als aktuell.

DANKE, liebe DIE ZEIT und deinem Aboservice.

Anzeige


Mittwoch, 12. Juni 2013

Vertrauenskrise

Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser, heißt es. Bisher war ich im Alltag eher vertrauensselig. Ich zählte das Wechselgeld nur selten nach, ich kontrollierte keine Bons etc. Doch durch einen Vorfall heute im Supermarkt schwappte meine in manchen Lebensbereichen vorhandene Vertrauenskrise auch in den Einkaufsalltag.

Vertrauenskrise nach dem Einkauf im Supermarkt
Heute war ich in dem von mir bevorzugten Supermarkt. Nach dem Bezahlen wurde ich gefragt, ob ich einen Kassenbon möchte. Ich sagte Ja - anders als sonst, denn in der Regel nehme ich keinen Bon mit nach Hause (außer ich benötige die Preise für einen Blogartikel oder bezahle mit Karte).

Und anders als sonst schaute ich mir heute beim Weggehen den Kassenbon an und stellte fest, dass mein Flaschenpfand nicht abgezogen worden war. Die Pfandbons hatte ich mit der Ware auf das Band gelegt - hinter den ersten Artikel, wie immer. Ich ging also die drei Schritte zurück und sagte, dass meine Pfandbons nicht abgezogen worden seien - ich hatte zwei, weil diese Pfandflaschenannahmemaschine wie immer Zicken gemacht hatte.

"Ach, waren das diese beiden Bons?", fragte mich die Kassiererin, die inzwischen die Artikel der nächsten Kundin scannte, und sie nahm zwei Pfandbons auf, die neben ihrer Kasse lagen. Es waren meine.

Ich fühlte im ersten Moment eine Art Erleichterung, dass ich nicht zu blöd war, einen Kassenbon korrekt zu lesen, aber in der nächsten Sekunde keimte in mir Misstrauen auf: Konnte das Absicht gewesen sein?

Anzeige


Die Kassiererin war dann überfreundlich, was mich noch misstrauischer machte. Sie tätschelte mich am Arm, zahlte mir mein Pfandgeld aus und flötete mir einen Abschiedsgruß hinterher. Doch nun frage ich mich die ganze Zeit, ob sie - und eventuell andere - mich vielleicht seit Jahren übers Ohr hauen. Es war mir nämlich schon mehrmals merkwürdig vorgekommen, dass man mich fragte, ob ich einen Bon wollte -  früher bekam man den nämlich ungefragt auf die Artikel gelegt. Die wollen wahrscheinlich Papier sparen, hatte ich mir da überlegt. Doch nun weiß ich nicht, was ich denken soll.

Vertrauenskrise als gesellschaftliches Problem?
Es ist ein Merkmal unserer Zeit, dass man eigentlich Nichts und Niemandem mehr trauen kann - nicht nur nicht der Werbung und nicht den Politikern, sondern auch nicht dem Arzt, wenn er kostenpflichtige Zusatzleistungen oder bestimmte Operationen empfiehlt und leider auch nicht den Meinungsäußerungen anderer Menschen (oder "Accounts") im Internet, denn auch die können von Unternehmen, Parteien o. Ä. lanciert und/oder bezahlt worden sein - das heißt dann z. B. "Unternehmenskommunikation" oder "politische Kommunikation".

Aber ich habe bisher eigentlich den normalen Menschen in meinem Einkaufsalltag getraut. Doch nun kommen mir Bedenken. War ich zu vertrauensselig? Oder überreagiere ich mit meiner jetzigen Vertrauenskrise?

Deswegen würde mich interessieren:

Wie misstrauisch seid ihr? Kontrolliert ihr eure Kassenbons und euer Wechselgeld? Worauf achtet ihr sonst noch? Und hättet ihr die Kassiererin gemeldet?

PS:
Mein bevorzugter Supermarkt steht auch aus anderen Gründen auf meiner Abschussliste und wird immer seltener aufgesucht, seit man mir - die ich langjährige Kundin bin - während des Einkaufens - die Toilette verweigert hat, und weil es Meldungen in den Medien gab, dass externe Arbeitskräfte in prekären Beschäftigungsverhältnissen zum Auffüllen bestellt werden.

Mittwoch, 8. Mai 2013

Nachts im Gartencenter

"Nachts im Gartencenter" kam mir heute als Film- oder Projektidee in den Sinn, in der Art wie "Nachts im Museum" - ein Film, in dem die Ausstellungsstücke eines Museums nachts lebendig werden und Geschichte erlebbar machen. Man könnte die Pflanzen und Gartenartikel ihre Geschichten erzählen lassen. 

Ich war nämlich gerade eben im örtlichen Gartencenter - allerdings um 9 Uhr am Morgen - und wäre am liebsten gleich dageblieben - wegen der Blütenpracht, der Pflanzendüfte und wegen dem frischen Grün der Jungpflanzen. Nur leider war ich nicht alleine dort, sondern die Pflanzenabteilung des Gartencenters wurde von HobbygärtnerInnen geradezu gestürmt. Kein Wunder, denn eine solche Pflanzenfülle und -vielfalt hat man natürlich vor allem jetzt zur Hauptpflanzzeit für Sommerblumen und Gemüse. Und nicht nur ich, sondern viele andere Pflanzenliebenden wollten das ausnutzen.

Eisheiligen-Zeit - Run auf die Gartencenter

Pflanzen aus dem Gartencenter
Besuch im Gartencenter: Chili Habanero habe ich
wieder ergattert. Hoffentlich wird er so schön
wie letztes Jahr.
Wobei man mit dem Auspflanzen der frostempfindliche Pflanzen bis nach den Eisheiligen warten sollte. Die Eisheiligen Mamertus (11. Mai), Pankratius (12. Mai), Servatius (13. Mai), Bonifatius (14. Mai) und “kalte Sopie (15. Mai) halten sich nicht immer genau an den Termin. Ich habe mir, bevor ich mich zum Gartencenter aufmachte, noch schnell den Langzeit-Wetterbericht angesehen. Für die nächsten 16 Tage sind zwar noch einmal kühle Tage vorhergesagt, jedoch sollen die Temperaturen bei uns im Münchner Raum kaum unter +5 °C liegen (andererseits wäre es nicht das erste Mal, dass der Wetterbericht seine Meinung ändert). Da ich die meisten empfindlichen Pflanzen in Töpfen, Kübeln und Kästen anbaue, habe ich es riskiert. Zur Not kann man Tomaten, Auberginen, Tomatillo, Chili und empfindliche Kräuter über Nacht ins Haus holen. Doch bei mir würde es dann sehr eng werden, weshalb ich sie nur vor das Fenster ziehe.

Anzeige


Gartencenter-Wunschzettel

Es gab jedenfalls einiges zu sehen im Gartencenter und ich habe auch wieder viel zu viel mit nach Hause geschleppt - obwohl ich vorher gefrühstückt habe, um nicht wieder vom Jagdfieber befallen zu werden, und obwohl ich mich bei manchem Schätzchen gebremst habe (das war vielleicht keine gute Idee, nun muss ich am Freitag noch einmal hin, weil mir eine Sommerblume gar nicht aus dem Kopf geht). Trotzdem sind auch ein paar Wünsche offen geblieben.

Zum Beispiel:

Bio-Erde gab es im Gartencenter,
für torffreie Blumenerde musste ich
in den Baumarkt fahren.
Torffreie Bio-Erde
Das heute besuchte Gartencenter hatte zwar Bio-Erde (sogar nach Bioland-Richtlinien), jedoch fand ich keine Erde ohne Torf. Ich habe mich dann für die Tomaten-Gemüse-Bio-Erde entschieden, die Torf, Rindenhumus, Ton, Kalk und organischen Dünger in nicht deklarierten Anteilen enthält. In dieser Hinsicht hatte ich kürzlich beim Baumarkt mehr Glück.

Anzeige


Bio-Jungpflanzen
Die Gemüsejungpflanzen-Auswahl im Gartencenter war schon ganz okay (ich fand sogar Tomatillo-Jungpflanzen!), aber bei Bio-Jungpflanzen war die Auswahl sehr beschränkt und bereits ziemlich ausgesucht.

Fehlende oder ungenaue Sortenangaben
Mir fiel auf, dass es bei manchen Jungpflanzen keine Angaben zur Sorte gab (Deklaration als 'runde Tomate' oder 'Fleischtomate' reicht mir persönlich nicht). Mich störte auch, dass bei manchen Sorten die Kennzeichnung als Hybride fehlte (ein F1 hinter dem Sortennamen würde ja reichen). Ich habe zwar ein paar Sorten im Kopf, aber längst nicht alle!

Pflanzen von Gärtnern aus der Region
Entweder ist es mir noch nicht aufgefallen oder aber es gibt sie nicht: die Zusammenarbeit der Gartencenter mit den lokalen Gärtnern. Aus meiner Sicht als Verbraucher fehlt das - ich würde gerne Produkte von regionalen Gärtnern kaufen, ohne extra alle abklappern zu müssen.

Sortenvielfalt im Gartencenter
Zwar ist die Sortenvielfalt nicht klein, doch könnte sie noch besser sein. Denn für viele sind nicht nur die Sortenneuheiten der großen Züchter interessant, sondern sie suchen (auch oder nur) "altbewährte Sorten", "samenechte Sorten" u. ä., was in jüngster Zeit durch Ökologie und Nachhaltigkeitsanspruch in den Fokus gerückt ist und besonders die Urban Gardener anspricht.

Vielleicht ist es aber auch gut so, dass man nicht alles im Gartencenter findet, was man sich wünscht. Denn schließlich gibt es neben Gartencentern und Baumärkten auch Gärtner mit Direktverkauf ab Hof oder auf dem Wochenmarkt, Pflanzenbörsen, Gartenmessen, Gartentage und viele Möglichkeiten mehr, wo man seine Pflanzenwünsche für Garten und Balkonien erfüllen kann. Und bei manchen dieser Veranstaltungen werden die Geschichten der Pflanzen und der Gartenkultur erzählt. So wie es auch ein Film oder ein Projekt "Nachts im Gartencenter" tun könnte.

Anzeige


Dienstag, 16. April 2013

Blumenzwiebeln sind manchmal wie Überraschungseier

Tulpe 'Peer Gynt' - von Lila oder Blasslila keine Spur
Aber nicht jede Überraschung ist eine gute Überraschung.
Wenn man Blumenzwiebeln kauft, verlässt man sich im Allgemeinen auf die Abbildungen und Angaben auf der Verpackung bzw. auf der Webseite des Online-Händlers. Für die Farbauswahl spielt die Abbildung die größte Rolle, Blütezeit, Pflanzenhöhe und Pflanztiefe der jeweiligen Blumenzwiebeln entnimmt man meist dem Text. Man vertraut dem Anbieter und verlässt sich darauf, dass man das erhält, wonach es aussieht. Tja, jetzt weiß ich, dass Vertrauen nicht immer angebracht ist.


Anzeige

Im letzten Herbst habe ich mir stundenlang überlegt, welche Blumenzwiebeln in welchen Farben ich in meinem neuen Staudenbeet auf dem Tiefgaragendach als Frühlingsblüher vor den Stauden haben möchte. Schließlich entschied ich mich, in der einen Ecke erst einmal nur lilafarbene botanische Krokusse und Tulpen in verschieden intensiven Lilatönen zu pflanzen - im nächsten Herbst wollte ich dort dann eventuell weitere Blumenzwiebeln nachpflanzen.

Wie geplant sind die Blumenzwiebeln in diesem Frühjahr nacheinander aufgeblüht: Kaum waren die botanischen Krokusse 'Ruby Giant' (samenshop24) verblüht - sie hatten genauso schön ausgesehen wie auf der Packung und im Internet abgebildet - öffnete sich die erste Tulpe.

Bei den Tulpen hatte ich mich für die "Romantische Tulpen-Mischung" aus 'Purple Flag' und 'Peer Gynt' entschieden (meingartenshop), die lt. Abbildung des Online-Shops einen attraktiven Mix aus hellerem und dunklem Lila ergeben sollten. Ich habe vor der Blumenzwiebelbestellung nicht weiter zu den Sorten recherchiert, sondern mich auf die Abbildung verlassen.

Verlassen hat mich dann das Vertrauen, als die erste Tulpe in Schattierungen von Rosa bis Apricot aufblühte. Da es eine helle Sorte ist, muss es sich wohl um 'Peer Gynt' handeln, die nach dem Bild lila-/fliederfarben sein sollte, der Text - den ich erst heute gelesen habe - beschreibt sie als "lavendelschimmernde rosa Tulpe" (Zitat). Also wenn ich mir meine Tulpe anschaue (Bild), erkenne ich keine Ähnlichkeit mit dem Bild des Anbieters und lavendel schimmerndes Rosa kann ich auch nicht entdecken.

Ärgerlich ist, dass meine Planerei vergebens war und ich mich von einer stylishen Farbzusammenstellung auf einem Bild habe verleiten lassen zu kaufen, ohne weiter zu den Sorten zu recherchieren. Nun ist sie schon mal da - die Tulpe 'Peer Gynt' -, und ich liebe natürlich alle meine Pflanzen - so wie man ja auch alle seine Kinder liebt - also bleibt sie auch. Aber das Vertrauen in meingartenshop hinsichtlich Tulpenmischungen ist dank einer irreführenden Abbildung dahin! Fairerweise muss ich aber sagen, dass sich die ebenfalls dort bestellten Zwiebeln vom Zierlauch Allium aflatunense 'Purple Sensation' zu einer wunderschönen Sensation auswuchsen.

"Romantische Tulpen-Mischung" bestehend aus "Purple Flag" und "Peer Gynt"

Nachgereicht: Bild: Die Romantische Tulpen-Mischung bestehend aus "Purple Flag" und "Peer Gynt", wie sie wirklich aussehen. Die Mischung gefällt mir, nur sind die Farben eben anders, als sie abgebildet waren.

Ich habe das Beet inzwischen mit ein paar Kugelprimeln Primula denticulata in Dunkelpink und Küchenschelle Pulsatilla vulgaris in Lila ein wenig gepimpt - schon sieht es gar nicht mehr langweilig aus.

Anzeige


Dienstag, 12. März 2013

Alleinstehender, gut aussehender Kühlschrank unter 50 gesucht, Tiefgang kein Problem, Hauptsache er macht nicht zu viel Dreck

Nein, der Titel ist keine Anzeige in einer Partnerbörse für Kältefanatiker, sondern so ähnlich lautete meine Suche nach einem neuen Kühlschrank, der weniger als 50 cm breit sein sollte, aber gerne 60 cm tief hätte sein dürfen - weil darauf meine Mikrowelle Platz finden muss und ein bisschen zusätzliche Ablagefläche davor auch nicht geschadet hätte -, der ein dicht schließendes Eisfach haben sollte (wenn schon, denn schon), stabil und frei stehend und knapp 85 cm hoch sein sollte. Energieeffizienzklasse A+++ oder A++ wären mein Wunsch gewesen und leise musste er auch noch sein. Dazu kommt, dass der neue Kühlschrank bei Lieferung an seinem neuen Platz aufgestellt werden und das Altgerät gleich mit genommen werden sollte. War das zu viel verlangt? Anscheinend ja.

Anzeige


Seit zweieinhalb Jahren ist mein alter Kühlschrank kaputt. Aber da er noch so gut aussah, wollte ich mich nicht von ihm trennen und teste seitdem ein Leben mit Schrank ohne "Kühl". Da ich als freie Journalistin und Autorin zuhause arbeite und Kiosk, Bäcker, Fast-Bio-Metzger, Tankstelle, Bioladen und einen Tante-Emma-Laden mit türkischem Sortiment - alle mit großen Kühlschränken voller gekühlter Getränke und Lebensmittel - in der nahen Umgebung habe, war das für mich gar kein Problem. Ich kaufte eben stärker nach Bedarf ein (siehe Erprobt: Leben ohne Kühlschrank), verstaute manches Kühlbedürftige über Nacht schon mal im Kofferraum meines Autos in der Tiefgarage oder im Winter auf der Terrasse. Da ich inzwischen gelegentlich und unverbissen vegetarische Gerichte auf Sojaschnetzel-Basis in meinen Speiseplan einbaue und die Milch im Tee durch Hafer-Soja-Drink ersetze, ist die Kühllagerung noch etwas unwichtiger geworden. Ein großer Vorteil: Durch den Kühlschrank-Verzicht sparte ich jede Menge Strom - das tut angesichts meiner permanenten Notebook-Nutzung und dem hohen TV-Konsum meinem Umweltgewissen gut.

Allerdings wurde der alte Kühlschrank in den letzten Monaten wirklich sehr unansehnlich, weil ich die Platte des Elektroherdes daneben mehrmals habe zu heiß werden lassen, und ich überlegte, ob ich den alten Kühlschrank durch einen neuen Schrank oder einen neuen Kühlschrank ersetzen sollte. Nach monatelangen Diskussionen im Freundeskreis wurde ich überzeugt, doch wieder einen Kühlschrank zu kaufen - ich müsse ihn ja nicht anschalten, war das schlagende Argument.

Anzeige


Ich bin mir nicht sicher, ob man mich ausgetrickst hat, damit ich mich küchentechnisch wieder an die deutsche Normalität anpasse, oder ob ich nur einfach froh war, die letzte Entscheidung über die Verwendung eines Kühlschrankes noch einmal aufschieben zu können. Auf jeden Fall machte ich mich nun ernsthaft auf die Suche nach dem neuen "Kühlschrank unter 50 cm" - vorher hatte ich immer nur mal vorsichtig geguckt.

Das Angebot an Kühlschränken ist riesig. Als problematisch stellte sich die gewünschte Breite heraus - 46 cm wäre mir noch lieber als 50 cm gewesen, um mehr Platz zum Herd zu haben -, nicht nur, weil es schmale Kühlschränke nicht so oft gibt, sondern weil die Filterfunktionen bei den Online-Shops diese Suche nicht vorsehen - man kann zwar nach Marke, Höhe oder Innenvolumen filtern, nicht jedoch nach Breite und Tiefe. Nur bei einem Elektrofachhändler im Internet konnte ich den Filter Maximalbreite setzen, allerdings wurden trotzdem alle breiteren Kühlschränke in den Suchergebnissen aufgelistet - mit einem Minuskennzeichen vor der Breitenangabe -, angucken musste man sich in den Suchergebnissen also trotzdem alle Trillionen Kühlschränke mit einer Breite von über 50 cm.

Zwischendrin verlor ich immer wieder die Lust an der Suche und verdrängte die Schrank-/Kühlschrank-Problematik. Doch jedes Mal rief irgendein Freund an, er habe einen Kühlschrank mit 49,5 cm in einem Elektrofachmarkt, beim Baumarkt, im Internet oder sonst wo gesehen. Also habe ich mich wieder auf die Suche gemacht, den Kühlschrank auch gefunden, die weiteren Daten begutachtet, nach Tests gesucht usw. Immer hat irgendetwas nicht gepasst: Andere Kunden beklagten in den Bewertungen die Lautstärke, das nicht dicht schließende Eisfach oder die unzureichende Qualität der Seitenfächer. Stiftung Warentest beklagte das Einlaufen von Wasser in den Kühlraum beim Abtauen des Eisfaches und, und, und. Als ich endlich doch einen Kühlschrank gefunden hatte, der mir gefallen hätte und der einen Energieeffizienzwert von A++ hatte, wurde keine Abholung vom Altgerät bei Kauf dieses Gerätes angeboten, obwohl vorher groß mit diesem Service geworben wurde.

Also wieder von vorne. Es dauerte Wochen, es war nervig.

Anzeige


Wie es oft im Leben ist, musste ich auch bei meinem Kühlschrankkauf am Ende einen Kompromiss eingehen, denn die attraktiven Kühlschränke unter 50 cm Breite hatten oft zu wenig Tiefgang, machten zu viel Krach oder verbrauchten zu viel Strom, was ja auch Klimabelastung bedeutet. Am Ende wurde es ein Kühlschrank europäischer Marke mit den Maßen 50x50x85 (Breite x Tiefe x Höhe in cm) mit Viersterne-Eisfach, Energieeffizienzwert A+, 37 dB Luftschallemission. Bestellt habe ich ihn in einem deutschen Online-Shop in Hessen. Er war günstiger als geplant - ich hätte ja lieber A++ oder A+++ gehabt, aber fand keinen, der auch die anderen Anforderungen erfüllte. Der neue soll laut Vereinbarung an seinen Platz in der Küche gestellt und Verpackung und alter Kühlschrank werden mitgenommen. Lieferbar ist der neue Kühlschrank erst in ein paar Wochen. Bewertungen gab es noch keine - also auch keine negativen - das könnte noch Überraschungen geben.

Aber die Frage aller Fragen ist sowieso noch offen: Werde ich ihn anschalten?

Nachtrag: Und so ging es aus: Der Kühlschrank - treues Familienmitglied oder böser Stromfresser? Auf jeden Fall oft unwiderstehlich.



Donnerstag, 14. Februar 2013

Wie ich lernte, meinen tropfenden Wasserhahn selbst zu reparieren

Oder: Keinen Bock auf Abzocke

Tropfenden Wasserhahn reparieren -
das wollte ich eigentlich gar nicht lernen,
sondern eine Handwerksfirma beauftragen. 
Heute früh hatte ich ein Telefongespräch mit einer Firma für Heizung, Sanitär- und Elektrotechnik. Zu deren Angebotspalette gehören auch Servicearbeiten wie Reparaturen im Bad. Das Telefongespräch lief ungefähr so ab.

"Guten Tag. Bei mir lassen sich die Wasserhähne vom Waschbecken nicht mehr ohne großen Kraftaufwand schließen. Ich vermute, dass die Dichtungen ausgetauscht werden müssen. Was würde das kosten? Ich wohne im gleichen Ort."

"Was für eine Marke hat denn der Wasserhahn?"

"Das weiß ich nicht."

"Das muss aber draufstehen."

Ich ging ins Bad.
"Da steht nichts drauf. Aber das Modell ist nichts Ungewöhnliches, sieht aus, wie alle Wasserhähne: in der Mitte das Ding, wo das Wasser rauskommt, links ein Warmwasser-Drehknopf, rechts einer für kaltes Wasser."

"Da werden wir wohl die ganze Batterie austauschen müssen."

"Aber wieso denn? Der Wasserhahn ist zwar schon relativ alt - vermutlich seit dem Hausbau drin -, aber er sieht noch aus wie neu."

Anzeige


"Ja, aber die Teile sind so fest verbaut, da kann man keine Dichtung austauschen."

"Und was würde ein Batterieaustausch, wie Sie ihn vorschlagen, kosten?"

"Wollen Sie einen Einhebel- oder Zweihebel-Mischer?"

"Wieder zwei getrennte Drehknöpfe."

"Etwa 85 Euro plus Mehrwertsteuer für die neue Anlage. Dazu kommen die Handwerker-Kosten für den Einbau."

"Und wie viel kostet der Handwerker für den Einbau ungefähr?"

"42 Euro pro Stunde. Der Einbau dauert ca. 1,5 Stunden."

Schluck.
"Das sind ja über 150 Euro nur wegen einem undichtem Wasserhahn. Das muss ich mir überlegen."

Natürlich brauchte ich da nicht lange überlegen. Denn wie schnell sie mir unbedingt eine neue Mischbatterie mit Armaturen verkaufen wollte, war mir Hinweis genug, dass ihr Anliegen nicht war, mir - einer potenziellen Kundin - möglichst sinnvoll zu helfen und so ein vertrauensvolles Verhältnis aufzubauen, sondern mir was Teures zu verkaufen.

Anzeige


Ich habe noch einmal ins Internet geschaut, ob ich nicht doch eine brauchbare Anleitung finde, die ich als Laie kapiere und abarbeiten kann. Ich fand sie bei Tippscout - "Heimwerker: Wasserhahn tropft - so können Sie ihn abdichten". Also habe ich mich mithilfe der Tippscout-Anleitung selbst ans Werk gemacht - und tatsächlich sah mein Ventil genauso aus, wie das auf deren Bildern, sodass ich alle Einzelteile, an denen ich ansetzen musste, auch bei mir vorfand.

Da ich keine Wasserhahn-Dichtungen vorrätig hatte, habe ich die Dichtungen in ihren Lagern nur umgedreht und alles wieder zusammengebaut - als provisorische Lösung. Es funktioniert nun noch nicht top - ich muss immer noch kraftvoll zudrehen, aber besser wie vorher. Die Dichtungen habe ich während des Ausbaus auf Papier gezeichnet und werde beim nächsten Baumarkt-Besuch neue kaufen, denn natürlich halten umgedrehte verbrauchte Dichtungen nicht mehr lange durch. Möglicherweise brauche ich auch bald komplett neue Ventile, denn meine sind - wie man im Bild sieht -, ja wirklich nicht mehr ganz taufrisch. Aber jetzt weiß ich ja, wie das Auswechseln geht - obwohl ich das nie lernen wollte.

Übrigens: Am schwierigsten war es, die Ventile mittels Wasserpumpenzange (ich wusste vorher auch nicht, dass das Ding - im Bild die Zange links - so heißt) die Sechskantschrauben zu lösen, weil die da seit vermutlich seit 30 Jahren gemütlich festsaßen. Und das Herauspopeln der abgewetzten Dichtungen hat mich auch einen Fingernagel gekostet. Aber dafür habe ich 150 Euro gespart und viel gelernt.

Für die kontaktierte Firma ist meine Do-it-yourself-Reparatur in zweierlei Hinsicht schlecht: Nicht nur haben sie nun nicht einmal einen kleinen Reparaturauftrag erhalten, sondern sie werden von mir auch sicher niemals für größere Aufträge kontaktiert. Tatsächlich wollte ich die reparierende Firma nämlich kennenlernen, weil ich auf Sicht von ein bis drei Jahren eine Rundum-Badsanierung ins Auge fasse. Aber nun sicher nicht mit diesem Unternehmen.

Was wäre ein kundenfreundliches Verhalten gewesen?

Die Firma hätte einen Handwerker zur Reparatur mit verschiedenen Dichtungen, Ventilen und ein bis fünf Ersatz-Mischbatterien und einem Katalog schicken können. Hätten sich die Dichtungen auswechseln lassen, hätten sie eine zufriedene und vertrauende Kundin gewonnen. Hätten sich die Dichtungen und Ventile nicht auswechseln lassen - was man mir dann vor Ort hätte zeigen können -, dann hätten sie mir neue Batterien zur Auswahl zeigen und ich mich vor Ort entscheiden können. Sie hätten auch die neuen Batterien gleich zeigen können, um mich mit deren Schönheit zu blenden ... Es hätte viele Möglichkeiten gegeben, mich zu einer zufriedenen Kundin zu machen, die die Firma gerne weiterempfohlen hätte. Tja, ham se wohl verpasst! Und eine zweite Chance wird es nicht geben.

PS: Ich bin sicher, es gibt auch kundenorientierte Handwerker für Bad und Sanitär, sie sind nur nicht so leicht zu finden.

Anzeige